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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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seine unbeschwerte Lebensfreude. Fühlte sie sich deshalb zu ihm
hingezogen? Vielleicht. Sie empfand eine heitere Gelassenheit bei diesen
Gedanken und ging sorglos und unbekümmert weiter Schritt für Schritt.
    Schau’n wir mal…
    Während die Frauen leicht bergab wanderten, schaffte die Sonne
langsam den Durchbruch durch die Wolkendecke und machte den Blick frei in eine
herrliche Landschaft. Gelber Ginster und rosa Heidekraut wuchsen am Wegrand und
unterstrichen das dunkle Grün der Bergketten in der Ferne.
    Die Harmonie der Natur und der Friede der Abgeschiedenheit
luden zum Träumen ein. Andrea dachte an Michael. Wo er jetzt wohl sein mochte?
Immer noch fühlte sie sich auf eine geheimnisvolle Weise mit ihm verbunden.
Ihre Sehnsucht spannte sich wie ein Seil zwischen ihnen aus. Sie lächelte. Sie
war sich so sicher, dass er irgendwann und irgendwo auf sie warten würde, dass
sie jeden begründeten Zweifel, der in ihr aufkeimen wollte, sofort verbannte.
    Kleine, verfallene Häuser kündigten Manjarin an, einen Ort,
der laut Reiseführer nur einen einzigen Einwohner hatte, nämlich Tomas. Er
betrieb hier eine Bar und eine sehr spezielle alternative Albergue. Duschen gab
es keine, aber dafür hatte man vom Plumpsklo aus einen wunderschönen Ausblick!
    Auf einem bunt angemalten Wegweiser war zu lesen, dass es bis
Santiago noch 222km waren.
    Weiter ging es über steile und steinige Pfade bergauf und
bergab durch eine faszinierende Landschaft. In einem Bergdorf machten die
Freundinnen Rast und verzehrten ein riesiges Bocadillo, dick mit Schinken,
Käse, Salat und Tomaten belegt. Dazu ein großes Cerveza con limón. Es war
unbeschreiblich, wie gut etwas schmeckte, wenn man so richtig hungrig war.
    Der Camino führte sie weiter durch die herrliche Bergwelt.
Hinter einer Wegbiegung eröffnete sich vor ihren Augen ein atemberaubendes
Panorama.
    „Ich werde immer ganz andächtig, wenn etwas so wahnsinnig
schön ist“, gestand Andrea und blieb stehen.
    Weit unten im Tal des Rio Sil, der sich zwischen riesigen
Felswänden schlängelte, sah man Ponferrada liegen. Die grauen Berge ringsum,
das Grün der Bäume, das gelbe und rosa Farbspiel blühender Sträucher, am
Wegrand aufgestapelte kleine Pyramiden aus Schieferplatten, die milde Luft,
Sonne und Wolken, dazu die andächtige Stille, die nur von Vogelgezwitscher
unterbrochen wurde. Das alles erfasste sie mit einer unbekannten Intensivität
und erfüllte sie mit tiefem Frieden. Der Augenblick war so unfassbar schön,
dass es fast wehtat.
    Andrea formulierte ihre Gefühle mit der „Ehrfurcht vor der
Schöpfung und Dankbarkeit für die Schönheiten der Welt“.
    28. Ein
Bettler
    Andrea und Sabine wünschten sich sehnlichst ein paar
Handschuhe, als sie am nächsten Morgen den steilen Pfad unter riesigen
Kastanienbäumen abwärts kletterten.
    „Also, das hätte ich niemandem geglaubt, dass wir um diese
Jahreszeit hier kalte Finger bekommen würden“, meinte Andrea.
    „Vielleicht kommen wir ja gleich an einem schönen Café vorbei
und können unsere Hände an einer heißen Tasse Kaffee wärmen“, hoffte Sabine.
    „Träum weiter, Kleine“, spöttelte Andrea.
    Wenige Minuten später mündete der Pfad in eine Straße. Auf
der gegenüber liegenden Seite stand ein dunkelrot gestrichenes Haus mit weißen
Fensterläden, umgeben von einem hübsch angelegten Bauerngarten. Über dem weißen
Holzzaun rankten Wicken in rosa und roten Farbtönen bis hin zu einem dunklen
violett. Am Gartentor war ein Schild befestigt, auf dem in ordentlicher
Handschrift „Desayuno“ zu lesen war.
    „Guck mal da! Der liebe Gott hat dich erhört“, stellte Andrea
fest.
    „Tja, das steht da wirklich wie für uns hingezaubert“,
erwiderte Sabine und lief über den schmalen Kiesweg auf das Haus zu.
    Der Messinggriff an der weißen Eingangstür blinkte wie pures
Gold und beim Eintreten in den Windfang erklang ein zartes Glockenspiel. Sie
blieben einen Moment unschlüssig stehen und blickten erstaunt in einen Raum,
dessen Einrichtung sie ein wenig an einen Salon aus der Biedermeierzeit
erinnerte. Die beiden dazu gehörenden älteren Damen dagegen, die sie erfreut
als ihre Gäste begrüßten, sahen aus, als wären sie einem englischen Bilderbuch
entsprungen.
    Mit viel Liebe zum Detail hatten die beiden Schwestern
(wahrscheinlich Zwillinge, denn ihre Ähnlichkeit war verblüffend) das kleine Café
behaglich eingerichtet und mit lieblichen Gemälden aus dem Landleben dekoriert.
Ihr englischer Scharm und

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