Eine Spur von Lavendel (German Edition)
sein Büro. „Du wirst erst zu deinem Mädchen abmarschieren, wenn du mir deine Gedanken zum Fall Frank Michaelsen mitgeteilt hast, Hauptkommissar Hellberg.“
Alexander unterdrückte ein selbstgefälliges Grinsen. „Es macht dich höllisch wütend, dass ihr nicht weiterkommt, was?“
„Das kannst du laut sagen. Ich hasse das! Setz dich hin, verdammt noch mal!“
Der ältere Mann kramte in einer Schreibtischschublade und zückte eine Tüte mit Alexanders Lieblingsbonbons. Nachdem er sie aufgerissen hatte, hielt er sie seinem ersten Hauptkommissar unter die Nase. Ergeben ließ sich Alexander auf einen Stuhl fallen und griff zu. Er wartete darauf, dass Bernd sich ebenfalls setzte, und kaute stumm, aber mit sichtlichem Vergnügen vor sich hin.
„Treib es nicht auf die Spitze, Hellberg“, warnte der Bereitschaftsleiter mit lächelnden Augen.
Alexander kräuselte nachdenklich seine Lippen. „Gib mir offiziell grünes Licht, Bernd.“
Bernd Lindemanns mächtige Faust traf mit einem dumpfen Geräusch auf die Schreibtischplatte. „Das kann ich nicht tun, und das weißt du auch.“
„Dann werde ich brav die bestehenden Anweisungen meines ehrenwerten Chefs befolgen und mich fein aus der laufenden Ermittlung heraushalten.“
Die Blicke der beiden Männer schienen sich für einige Sekunden ineinanderzubohren. Mit anhaltend herausfordernder Miene schob sich Alexander schließlich ein weiteres Bonbon in den Mund und stützte die Unterarme auf seine Schenkel auf, blieb aber weithin stumm.
„Arrogantes Arschloch“, flüsterte Bernd Lindemann.
„Und? Was ist nun?“, fragte Alexander ungerührt.
Lindemanns Mund wurde zu einem schmalen Strich. „Es geht nicht, Alex. Selbst wenn ich es wollte. Mir sind in dieser Sache die Hände gebunden. Deine weit zurückliegende Freundschaft mit Michaelsen hätte ich ja noch irgendwie ignorieren können, aber jetzt lebst du auch noch mit seiner Witwe zusammen. Herrgott! Deine offizielle Mitarbeit in dieser Sache ist inzwischen völlig undenkbar geworden. Normalerweise dürfte ich dir noch nicht einmal mehr gestatten, dich über den Stand der Ermittlungen zu informieren.“
„Welche Ermittlungen, Chef?“
„Werd jetzt nicht auch noch frech, du Rotzlöffel!“
Alexander stand auf und griff im Stehen ein weiteres Mal in die Tüte. Es wurde Zeit für ihn, den entscheidenden Schritt zu tun. Die körperliche Arbeit der vergangenen Wochen hatte ihm eine Menge Zeit zum Nachdenken gelassen.
„Dann lass uns einen Kompromiss schließen, Bernd.“
„Was für einen Kompromiss?“, fragte Lindemann hoffnungsvoll.
„Nehmen wir mal an, in meinem Kopf hat sich ein ganz bestimmter … Gedanke breitgemacht, weil mir beim Durchgehen der Akte eine winzige, vielleicht auch völlig unwichtige Kleinigkeit aufgefallen ist. Es könnte doch sein, oder?“
„Verdammt noch mal, Alex!“
Alexander hob seine Hand. „Hör mir erst zu, Bernd.“
Sie wechselten noch einen langen Blick, dann nickte der Bereitschaftsleiter und verschränkte die Arme über seinem unübersehbaren Bauchansatz. „Es bestünde doch die Möglichkeit, rein theoretisch, wohlgemerkt, dass ich mir einen Kollegen schnappe, von dem ich erstens beruflich eine Menge halte und zu dem ich zweitens auch noch eine freundschaftliche Beziehung außerhalb der Dienstzeit unterhalte. Und dass ich eben genau diesen Kollegen an meinen Gedanken teilhaben lasse. Natürlich ganz privat, das versteht sich ja von selbst.“
„Natürlich“, warf Lindemann schon halb resigniert ein. „Und zufällig arbeitet dieser nette Kollege auch ganz offiziell am Fall Michaelsen mit und könnte somit, ohne Hemmungen haben zu müssen, deine genialen Erkenntnisse als seine eigenen einbringen.“
„Blitzmerker!“ Alexander lehnte sich lässig gegen die Fensterbank und hängte die Daumen in die Vordertaschen seiner dunkelgrauen Jeans. Sein breiter Mund wurde von einem leichten Lächeln umspielt.
„Du denkst an Kroning.“
„Ich würde ihn nicht im Unklaren lassen. Er würde über alles, was wir zwei hier drinnen besprochen haben, von mir unterrichtetwerden. Das ist meine einzige Bedingung. In den vergangenen Wochen ist er tatsächlich zu einem Freund geworden, und ich würde diese Freundschaft nur sehr ungern wieder aufs Spiel setzen. Weder die zu ihm noch die zu Monika Kaminski.“
Lindemanns Blick hob sich. „Was hat Kaminski nun wieder damit zu tun?“
Alexander stieß sich von der Fensterbank ab und baute sich breitbeinig vor Bernd Lindemanns
Weitere Kostenlose Bücher