Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Gebäude und aßen in einer kleinen Gaststätte zu Mittag. Alexander hatte die Mahlzeit geduldig abgewartet, doch direkt danach lehnte er sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Dann weihte er Tobias mit kurzen,knappen Worten in seine neuen Erkenntnisse zum Mordfall Frank Michaelsen ein.
„Das setzt allerdings eine geballte Ladung Emotionen voraus, Alex.“
„Das ist richtig.“
„Und du bist davon überzeugt, dass diese Emotionen auch vorhanden sind.“
„Ja.“
„Was lässt dich da so sicher sein?“
„Ich weiß es einfach, Tobias. So was spürt man.“
„Vielleicht ist es nur dein Verdacht, der dich so sicher sein lässt.“
Alexander schüttelte vehement seinen Kopf. „Ich vertraue auf meine Menschenkenntnis, aber in diesem Fall vor allem auf meine Erfahrung.“
„Aber du bist selbst emotional stark eingebunden, Alex.“
„Wieder richtig. Und genau darüber zerbreche ich mir auch schon seit Tagen den Kopf.“
Tobias Kroning griff nach Alexanders Zigaretten und bediente sich. „Mann, wie willst du die Sache bloß angehen, Alex? Du wirst bald mit Linda sprechen müssen, ist dir das klar?“
Alexander nickte und raufte sich mit allen zehn Fingern die Haare. „Und du kannst mir glauben, dass allein schon der Gedanke daran ausreicht, um in mir die schlimmsten Übelkeitsanfälle auszulösen, aber da gibt es verdammt noch mal kein Schönreden. Wenn es so weit ist, werde ich es einfach tun.“
„Uns fehlt noch immer das Wichtigste, Hellberg.“
„Ist mir klar.“
„Was schlägst du also vor?“
„Es ist schon viel zu viel Zeit verstrichen. Ich glaube, dass uns nur eine einzige Möglichkeit offensteht, Kroning.“
„Und die wäre?“
„Der Frontalangriff.“
Zurück an seinem Schreibtisch, führte Alexander ein kurzes Telefonat und ignorierte danach für mindestens drei Minutenerfolgreich den neugierigen Blick seiner Kollegin. „Was ist?“, fragte er sie endlich.
Monika deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf das Telefon. „Kannst du mir mal sagen, warum du dich ausgerechnet mit diesem Typen treffen willst?“
„Vielleicht will ich ihn zu meiner Hochzeit einladen.“
„Sehr witzig! Hör auf, mich zu veralbern, Hellberg!“
„Ich muss schon sagen, meine Achtung vor Kroning wächst stündlich. Es freut mich, dass ich mich offensichtlich nicht in ihm getäuscht habe.“
„Wovon redest du da eigentlich, zum Teufel?“
Alexander erhob sich und ging hinüber zum Garderobenständer, um seine Jacke anzuziehen. „Weißt du was, frag besser deinen Schatz danach. Aber bitte mach das erst, wenn ihr euren Dienst beendet habt, okay? Sag ihm einfach, er hat von mir die Erlaubnis bekommen, dich einzuweihen. Und Kaminski, Finger weg vom Telefon! Kein Anruf bei Linda! Das ist immens wichtig. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?“
Mit offenem Mund und zusammengekniffenen Lidern starrte sie ihn an. „Was, um Himmels willen, geht hier ab, Hellberg?“
Alexander zwinkerte ihr zu. „Bis morgen, Rotkäppchen.“ Sein breites Grinsen war das Letzte, was sie von ihm sah, bevor er aus dem Büro verschwand.
Der moderne Bungalow entsprach absolut nicht Alexanders Geschmack.
Er fragte sich unweigerlich, wie sich überhaupt jemand in einem so seelenlosen Gebäude zu Hause fühlen konnte. Das Haus war flach, lang gestreckt und hatte eine äußerst kühle Ausstrahlung. Die Außenwände hatten einen weißen Anstrich, und die Fensterrahmen und Türen glänzten in tiefem Schwarz. Das hypermoderne Bauwerk sah aus wie ein überdimensionaler Schuhkarton, aus dem irgendjemand gleichmäßige quadratische Löcher ausgestanzt hatte, um sie anschließend mit einem dicken schwarzen Filzstift zu umranden. Einen Vorgarten gab es praktisch nicht.
Schwarze Steinfliesen führten hinab bis zur Garage, die im Souterrain des Hauses untergebracht war. Daneben gab ein schmaler Plattenweg aus den gleichen Fliesen den Weg zur Haustür vor. Lediglich ein einziger hüfthoher Rhododendron stand genau in der Mitte einer winzigen Rasenfläche. Alexander hätte jede Wette abgeschlossen, dass es sich um eine weiß blühende Sorte handelte.
Fröstelnd trat er vor die lackschwarze Eingangstür und drückte auf einen lackschwarzen Klingelknopf, der direkt neben einem lackschwarzen Briefkasten angebracht worden war.
Seelenlos!
Nach einer eher distanzierten Begrüßung bat Walter Michaelsen seinen Besucher in das Innere des Schuhkartons und führte ihn direkt in einen großen Raum, der am Ende eines langen,
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