Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Adrienne war einmal der wichtigste Mensch in Alexanders Leben gewesen, und jetzt war sie gerade mal einunddreißig Jahre alt und schon eine zutiefst frustrierte Frau, die sich verzweifelt nach der Zuwendung und Liebe ihres Mannes sehnte und sie offensichtlich nicht bekam. Das machte ihn immens zornig. Das und …
Ich fühle mich nicht an dich gebunden, und ich möchte auch nicht, dass du das tust. Du bist frei, Alex!
Aber er fühlte sich nicht frei! Er würde sich niemals wieder frei fühlen! Selbst wenn der alte Zorn auf Henri noch immer irgendwo in seinem Inneren tobte, er selbst hatte sich in den letzten Monaten viel zu sehr verändert, um nun noch ein weiteres Mal Adriennes unverhohlenen Verführungsversuchen zu erliegen.
Ganz langsam ging er einen Schritt auf die Frau seines Bruders zu. Seine Hände legten sich erneut auf ihre Schultern, und er fesselte sie mit einem entschlossenen, durchdringenden Blick. Verwirrt sah sie ihn an.
„Alex, was ist mit dir?“, fragte sie vorsichtig.
„Ich werde nicht mit dir schlafen, Adrienne! Niemals mehr, hörst du! Es ist vorbei!“ Tief und gründlich atmete er ein und wieder aus. In seinem Kopf gab es keinen Platz mehr für Heucheleien. Er wollte ihr nichts vormachen. „Du bist schön und sehr sexy, aber … ich … ich … kann das nicht mehr. Es ist wirklich vorbei, Adrienne. Und ich habe mich verändert. Es tut mirleid. Ich bin … gottverdammt! Ich bin wohl irgendwie ziemlich … treu. Verstehst du, was ich dir sagen will?“
Adriennes Augen weiteten sich kurz, dann nickte sie und ließ den Kopf sinken. Sie seufzte tief auf. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, Alex. Mir muss es leidtun. Ich war verzweifelt und habe … für einen Moment … nicht richtig nachgedacht. Verzeih mir“, flüsterte sie.
Alexander strich ihr liebevoll eine Haarsträhne von ihrer rosigen Wange.
„Du meinst es wirklich ernst, nicht wahr?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
„Ja. Es wird mit absoluter Sicherheit niemals wieder passieren.“ Tröstend fuhr er mit den Handflächen noch einmal über ihre herabhängenden Arme. „Ist es dir lieber, wenn ich früher abreise als geplant?“
Erschrocken sah sie zu ihm auf. „Nein, das darfst du auf keinen Fall tun, Alex!“
„Du musst unbedingt versuchen, eure Ehe in Ordnung zu bringen, Reny. Versprich mir das.“
Ratlos zuckte sie mit den Schultern. „Ich … ich habe einfach zu spät gemerkt, dass es … mit ihm niemals so sein kann wie mit dir. Oh Alex, wir beide hätten ein wundervolles Leben haben können, wenn ich nicht … Ich habe uns weggeworfen, einfach so.“
Sein Lächeln war freundlich und nachsichtig. „Ach Reny, du liebst ihn doch. Mach dir doch nach all den Jahren nichts mehr vor. Du hast Henri immer mehr geliebt als mich.“
Ihre Lider senkten sich. Eine kleine Weile blieb sie stumm, dann sah sie Alexander endlich wieder direkt in die Augen. „Ja … ja, ich liebe ihn, aber er will meine Liebe nicht mehr.“
„Was ist nur zwischen euch passiert, Reny?“
Wieder ein Schulterzucken. „Er hat eines Tages ganz einfach aufgehört, mich zu lieben und … mich zu wollen. So einfach ist das. Ich glaube sogar … dass er inzwischen eine oder sogar mehrere Geliebte hat.“
„Wenn das tatsächlich stimmt, wäre er in meinen Augenein verdammter Idiot. Aber … für den Bruch zwischen euch muss es doch einen Grund geben. Soll ich vielleicht mal mit ihm reden?“
„Du wirst ihm doch nicht sagen, dass ich heute versucht habe …“
„Wofür hältst du mich, Adrienne? Er würde uns wahrscheinlich beide umbringen.“
Sie hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. „Danke, Alexander.“
„Wofür?“
„Dafür, dass du so ehrlich zu mir warst. Und für deine Liebe, auch wenn sie jetzt ganz anders aussieht als noch vor ein paar Jahren. Ich hätte dich vorhin nicht so bedrängen dürfen. Das war falsch und unfair … und auch beschämend. Du hast mir schließlich erst vor ein paar Minuten gesagt, dass du inzwischen einer anderen Frau gehörst.“
Sein Blick verdunkelte sich. „Ich gehöre niemandem.“
Adriennes Lächeln wirkte jetzt fast mütterlich auf ihn. „Oh doch, das tust du, chouchou “, widersprach sie in einem ruhigen, ausgeglichenen Tonfall, der trotz allem ein bisschen Traurigkeit erahnen ließ. „Ich glaube, du setzt dich nur verzweifelt gegen deine Liebe zur Wehr. Ich kenne dich und habe deinen brennenden Zorn schon gestern gespürt. Hör auf mich, Alexander. Du musst dich unbedingt
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