Eine Spur von Lavendel (German Edition)
deinen Gefühlen stellen! Nur wer sich seiner Liebe völlig hingibt, kann sie auch wirklich erleben und ihre wahre Kraft spüren, so viel weiß ich. Es ist auch für dich an der Zeit, zu vergessen und zu vergeben. Hör doch endlich auf, gegen Windmühlen zu kämpfen, mein Herz. Das Leben kann so wundervoll sein. Du verlangst von mir, die Vergangenheit abzustreifen, dann tu das gefälligst auch selbst, hörst du! Hol dir die Frau, wenn sie dich liebt und glücklich macht!“
Alexander räusperte sich und schüttelte wortlos seinen Kopf.
„Denk darüber nach, Alex“, forderte sie ihn auf. Sie ergriff seine Hand und zog ihn ein Stück mit sich mit, als er noch immer nicht reagierte.
„Diese Frau …“
„Sie heißt Linda“, sagte er tonlos.
„Linda. Sie will dich ganz, oder?“
„Ja, das will sie.“ Wieder räusperte er sich.
„Ich kann sie verstehen, Alex.“ Adrienne lächelte. „Ich kann sie wirklich gut verstehen.“
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also blieb er abermals stumm.
Erst einige Meter vom Pool entfernt ließ sie seine Hand los. „Ich verschwinde durch die Gartentür nach oben, Alex. Geh du lieber vorn herum.“ Sie wandte sich von ihm ab und wollte gehen, doch seine Stimme hielt sie davon ab.
„Adrienne?“
„Ja?“
„Nenn mich bitte nicht mehr chouchou , okay?“
Du bist frei, Alex! Ich fühle mich nicht an dich gebunden!
Der Schmerz, der in seinem Inneren tobte, war kaum noch zu ertragen.
Zehn Minuten später stand Alexander unter der Dusche. Während er sich mit Duschgel einseifte, erschien ihm die Episode mit Adrienne bereits in einem anderen Licht. Er spürte erst jetzt, dass das Gespräch mit ihr eine Art Abschied für ihn gewesen war.
Der endgültige Abschied von einem früheren Leben. Erst heute hatte er zum ersten Mal richtig gespürt, dass er wirklich und wahrhaftig frei war von ihr.
Doch Adrienne war eine äußerst sinnliche Frau – und der Verzicht, zu dem sie gezwungen wurde, tat ihm ehrlich leid. Noch vor ein paar Monaten hätte er ihr nicht widerstehen können, das wusste er. Aber da war kein leidenschaftliches Drängen mehr, wenn er sie betrachtete. Diese innere Glut, die alles Denken auslöschen konnte. Sein Blut hatte nicht gekocht, und sein Herz war seltsam ungerührt geblieben. Sein Empfinden war die unwiderrufliche Bestätigung dafür gewesen, dass er seit Langem frei war von dieser Last.
Frei? Du bist frei, Alex!
Verdammt noch mal, warum ging ihm dieser Satz von Linda nicht mehr aus dem Kopf? Fluchend stieg Alexander aus der Dusche und trocknete sich ab. Er schlang sich das feuchte Handtuch um die Hüften und steckte es fest. Dann ließ er sich auf seine Bettdecke fallen und schloss die Lider. Heißes Begehren rieselte durch seinen Körper, wenn er nur an Linda dachte – und diese Begierde, diese quälende Sehnsucht war noch viel stärker, brennender und nachhaltiger als das Begehren, das er früher einmal für Adrienne empfunden hatte.
Herrgott!
Seine Schwägerin hatte recht! Und Monika ebenfalls! Er bekämpfte seine Gefühle für Linda. Wenn er ehrlich war, hatte er sie bereits vermisst, als er losgefahren war. Oder noch früher?
Sie ist so wunderschön!
Ich begehre sie wie keine andere Frau zuvor.
Ich vermisse sie.
Das kann nicht gut gehen! Nein, verdammt!
Seine geschlossenen Fäuste trafen direkt neben seinem Körper hart auf die Matratze. Er öffnete die Augen und erhob sich abrupt vom Bett, um sich anzuziehen. Seine Familie erwartete ihn sicher bald zum Essen – und plötzlich war er erstaunlich ruhig.
Gerade, als er den letzten Knopf an seinem Hemd geschlossen hatte, klopfte es an der Zimmertür.
„Nur herein!“, rief er fröhlich, weil er seine Mutter erwartete. Stattdessen steckte Adrienne ihren Kopf durch die halb geöffnete Tür. Sie sah frisch und rosig aus und trug jetzt Jeans und ein erdbeerrotes T-Shirt. Ihre langen Haare hatte sie im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen. „Claudine schickt mich – das Essen ist fertig, Alex.“
Gelassen erwiderte er ihren offenen Blick und nickte. „Geht es dir gut, Reny?“, fragte er.
„Ja, mach dir bloß keine Sorgen um mich, Alex. Es ist alles in Ordnung mit mir. Henri sitzt bereits unten am Esstisch und wartet ebenso auf dich wie Claudine.“
Noch einmal nickte er. „Geh schon vor, ich werde gleichnachkommen. Wenn ich mir nicht wenigstens einmal mit dem Kamm durchs Haar fahre, gibt es von meiner Mutter wieder einen Rüffel. Also, bis
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