Eine Spur von Lavendel (German Edition)
auch er nach seiner Kaffeetasse und ignorierte ihre Bemerkung.
„Bist du denn noch alleine, Alexander?“, hakte sie nach.
Einen Moment lang starrte er unbewegt in Adriennes schönes Gesicht und suchte in seinem Kopf nach einer Antwort, die in irgendeiner Form der Wahrheit entsprach. Erst sein Räuspern verriet seine Unsicherheit.
Du bist frei, Alex!
Merkwürdigerweise wurde er jedes Mal wütend und bekam zudem noch seine Magenschmerzen, wenn er an diese Abschiedsworte von Linda dachte. „Ich … Es gibt da eine Frau …“
Adriennes Lider zuckten fast unmerklich. „Ist sie schön?“
Seine Augen blickten an ihr vorbei ins Leere. „Ja … ja, ich finde sie sogar sehr schön.“ Ein Ruck ging plötzlich durch seinen Körper, und sein Blick traf wieder auf Adriennes Gesicht. Dann stand er auf. „Ich würde gerne ein paar Schritte gehen. Begleitest du mich, Reny?“
Wortlos erhob auch sie sich und hakte sich locker bei ihm ein.
Stumm, jeder mit den eigenen Gedanken beschäftigt, gingen sie nebeneinanderher einen schmalen Kiesweg entlang, der hinter dem Haus in einen kleinen Olivenhain führte. Adrienne und er waren schon immer in der Lage gewesen, auf diese ganz spezielle Art miteinander zu schweigen. Alexander sog tief die gute Luft in seine Lungen. „Puh, in der direkten Sonne ist es ganz schön heiß“, bemerkte er. „Hier unter den Bäumen ist es weitaus angenehmer.“
„Was bedrückt dich so, chouchou ?“ Sie blieb an einem kleineren Olivenbaum stehen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Der Rock ihres ärmellosen hellblauen Sommerkleides bauschte sich auf und flatterte in der sanften Brise.
Alexander hakte seine Daumen in die Taschen seiner Jeans und sah eine ganze Weile direkt in ihre dunklen Augen. Nicht nur er hatte sich verändert. Auch in Adriennes Augen erkannte er etwas Fremdes, das ihm gleichzeitig seltsam vertraut erschien.
„Du solltest mich nicht mehr so nennen, Reny. Du hast es seit vielen Jahren nicht getan, und dabei sollten wir es belassen, meinst du nicht auch?“
Mit einer raschen, entschlossenen Bewegung stieß sie sich vom Baum ab und umschlang ihren Schwager schon im nächsten Moment mit ihren Armen. Ihr Gesicht schmiegte sich an seine Brust, und sie atmete tief, fast schluchzend ein. Bedächtig hob Alexander seine Arme und legte sie um ihren Körper.
„Was ist denn los? Reny, um Gottes willen!“
Sie blickte zu ihm auf, und in ihren Augen erkannte er Trauer und eine tiefe Verzweiflung.
„Halt mich fest, chouchou , halt mich ganz fest in deinen Armen.“
Ihre Augen waren dunkel und wunderschön, ihre Lippen voll und halb geöffnet. Für einige Sekunden glitt er hilflos in die Vergangenheit ab, und jeder vernünftige Gedankengang wurde nahezu unmöglich. Ohne die geringste Vorwarnung fühlte er sich plötzlich zurückversetzt in eine Zeit, in der diese Augen und diese Lippen die ganze Welt für ihn bedeutet hatten. Zärtlich fuhr ihre Hand über sein Gesicht und berührte seinen Mund. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides konnte er jede weibliche Kontur ihres Körpers fühlen.
Leicht benommen umfasste er ihr Gesicht mit seinen Händen und berührte mit den Lippen sanft und nur ganz kurz ihren Mund. Aber die leidenschaftliche Hitze, die ihn noch vor Jahren in den Armen dieser Frau ergriffen hatte, blieb jetzt aus.
Adrienne jedoch atmete unerwartet schnell. Schon in der nächsten Sekunde presste sie sich an seinen Körper und rieb sich an ihm. Als er sie erschrocken zurückschob, verzog sie schmerzhaft ihr Gesicht und umfasste ihn erneut. „Nein, Alex … bitte, nicht aufhören! Ich brauche dich so sehr.“
Seine Abwehr fiel ein wenig zu grob aus, sodass sie mit dem Rücken gegen den Stamm des kleinen Olivenbaumes stieß. Mit zitternden Händen fuhr er sich durchs Haar. „Bist du völlig verrückt geworden, Adrienne?“
„Ich will dich so sehr, Alexander. Ich liebe dich.“ Sie sah ihn flehend an, doch er griff wütend nach ihren Schultern und schüttelte sie.
„Was hätte ich … verdammt, Reny, was hätte ich vor Jahren dafür gegeben, das noch einmal von dir zu hören. Das ist vorbei! Ein für alle Mal vorbei! Du hast dich schon vor langer Zeit gegen mich und für meinen Bruder entschieden.“
„Aber … aber … es ist kaum fünf Jahre her … da war ich auch schon die Frau deines Bruders.“ Ihre Stimme schien zu kippen.
„Ja, und es ist seitdem kein einziger Tag vergangen, an demich das nicht zutiefst bereut habe, Adrienne! Ich hatte viel zu viel
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