Eine Squaw wie Dynamit
unterbrach er sie.
Betsy schlug die Augen nieder.
Lassiter wies zum Ausgang. »Der Typ, der sich an dich gehängt hat – gehört er zu diesen Desperados?«
Betty schwieg beharrlich, und Lassiter wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er fragte sich, was Brad Merrick so auf die Barrikaden gebracht hatte, dass er zu solchen drastischen Maßnahmen griff. Er hatte nie etwas mit Merrick zu tun gehabt. Warum wollte der Kerl ihn ins Jenseits verfrachten?
Er stellte diese Frage Betsy.
Sie lief rot an und amtete schwer.
»Du musst es mir sagen«, Betsy.«
Ein feuchter Glanz schimmerte in ihren Augen. »Brad … Brad ist Brycemans Komplize«, flüsterte sie.
Lassiter nickte versonnen. Jetzt verstand er, was den Kerl da draußen antrieb. Merrick fürchtete, er könnte das gleiche Schicksal erleiden wie der Indianeragent. Deshalb wollte er Nägel mit Köpfen machen, bevor er die Nachbarzelle seines ehemaligen Kumpans bezog.
»Danke für deine Ehrlichkeit, Betsy«, raunte Lassiter.
Sie nahm ein Schnupftuch aus ihrem Pompadour und rieb sich die Tränen von den Wangen. »Irgendwie fühle ich mich schmutzig. Brad ist eigentlich gar nicht so übel, und ich habe ihn eben in die Pfanne gehauen.«
»Das sehe ich anders«, tröstete Lassiter sie. »Du hast wahrscheinlich gerade einen hinterhältigen Mord verhindert. Das ist nicht schmutzig, sondern sehr mutig von dir.«
Betsy lächelte schwach. »Meinst du?«
Er nahm sie in den Arm und drückte sie. »Und ob ich das meine. Du hast mir gerade das Leben gerettet. Das kann dich doch nicht traurig machen.«
»Ja, das stimmt schon.« Sie straffte ihre Gestalt und gab sich selbstbewusst. »Hast du was Kräftiges zu trinken da?«
»Für dich immer.« Er trat an seinen Reisesack und entnahm ihm eine angebrochene Flasche Brandy. »Mit einem Glas kann ich leider nicht dienen.«
»Macht nix.« Betsy ließ den Korken aus der Flasche schnippen und trank einen Schluck. Als sie den Brandy absetzte, kicherte sie. »Und jetzt zerzause mich ein bisschen. Es muss doch so aussehen, als hätte ich dich ordentlich zur Ader gelassen.«
Lassiter nahm ihr den Hut von Kopf. Es dauerte nur einen Moment, und er hatte ihr einen Wuschelkopf gezaubert. Zum Schluss gab er ihr einen Dollar.
Betsy wollte das Geld nicht annehmen, aber er bestand darauf. »Es muss alles möglichst echt aussehen«, sagte er. »Du willst doch nicht, dass Merrick was merkt, oder?«
***
Magena kauerte an einer Felssäule am Rand des Überlandtrails und dachte an Lassiter.
Sie hatte sich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Eine so starke Zuneigung zu einem Mann hatte sie noch nie verspürt. Es war, als hätte er einen Magneten in der Tasche.
Dieses Gefühl machte ihr himmelangst.
Bisher war sie stolz darauf gewesen, jederzeit die Kontrolle über ihren Geist und ihren Körper zu haben. Seitdem sie sich mit Lassiter im Flowerfield geliebt hatte, war alles anders. Dieser Mann übte eine magische Anziehungskraft auf die aus. Sie war wie Wachs in seinen Händen gewesen. Im Rausch der Sinne hatte sie es sogar im Stehen mit ihm getan.
Die Erinnerung bescherte ihr eine Gänsehaut.
So ein Aussetzer durfte ihr nie wieder passieren. Der Tag, an dem Lassiter das Navajodorf verlassen würde, war nicht allzu fern. Daraus hatte er nie einen Hehl gemacht. Vermutlich würde er nie wieder ins Dorf zurückkehren. Wenn sie zuließ, dass die Liebe, die sie für ihn empfand, immer mehr anschwoll, würde sie unglücklich werden.
Vielleicht würde sie ihn ihr Lebtag lang nachtrauern. Magena krampfte eine Hand in den heißen Wüstensand. Nein, lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Wenn sie ihm weiterhin aus dem Wege ging, würde dieses brennende Verlangen schon irgendwann versiegen.
Der Boden unter ihr vibrierte.
Magena hob den Blick. In der Ferne wurden Staubschleier sichtbar. Reiter oder Wagen. Sie kamen aus Richtung des Reservats. Noch befanden sie sich auf der rückwärtigen Seite des Hangs. Aber in ein paar Minuten erreichten sie den Scheitelpunkt der Anhöhe.
Man würde sie vor der Felssäule sitzen sehen.
Das war nun gar nicht nach Magenas Geschmack. Sie hatte jetzt keine Lust auf eine Begegnung.
Sie schnellte auf die Füße, löste die Leine, mit der sie die Vorderbeine ihres Ponys gehobbelt hatte, und führte das Tier auf die hintere Seite des Felsens. Dann kehrte sie zurück zu ihrem Lagerplatz. Mit einem Mesquitezweig verwischte sie die Abdrücke der Hufe.
Nachdem sie alle Spuren beseitigt hatte,
Weitere Kostenlose Bücher