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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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Wanderer öffnete den Mund, um zu antworten, doch verwirrt schloß er ihn wieder, denn er merkte, daß er die Antwort nicht wußte. Lachend gingen die beiden jungen Leute weiter. Der Fremde schüttelte den Kopf und trank aus einem der Brunnen; dann setzte er seinen Weg nach Cinnabar fort.
     
     
    Die Kohlensäureperlen kribbelten Leah Sand hinten in der Kehle. Sie setzte ihr Glas mit geeistem Ginger-Ale nieder und lehnte sich zurück. Sie saß auf ihrem gewohnten Platz in der Gaststube des Coronet. Die Nachmittagssonne fiel über die Tischplatte aus gehobelter Eiche und erwärmte die scharf umgrenzten Hartholzvierecke. Eine Stimme durchschnitt den Dobro-Song der Musicbox und die rhythmischen unzusammenhängenden Gesprächsfetzen der Gäste: „Möchten Sie ein Eis zu Ihrem Drink, Miss Leah?“
    Sie blickte auf. „Was für Sorten?“
    Matthias Kaufmann, der Wirt, zählte langsam an den Fingern ab: „Hmm – Ananas, Schokolade, Wasserkresse – diese drei.“
    „Kein Zitroneneis?“
    „Zitrone – nein. Ist diese Woche nicht mitgekommen.“ Lächelnd blitzte Leah ihn an. „Dann warte ich solange.“ Kaufmann ging gewichtigen Schrittes zur Theke, doch wie immer war er von ihrer dunklen Schönheit bezaubert, und so wandte er den Kopf und erwiderte ihr Lächeln. Dabei geriet er einer Kellnerin in den Weg. Dem Wirt machte der Zusammenstoß nichts aus, doch das Mädchen stolperte auf einen Tisch mit Gästen zu, die der Katastrophe rindsäugig entgegensahen. Unter einem Schwall von Cola und Wasserkresse-Eis gingen die Gäste, der Tisch, das Mädchen zu Boden.
    Die Serviererin jammerte, die Gäste wälzten sich wie zuckende Flundern, und Kaufmann war wütend. „Ungeschicktes Frauenzimmer, idiotisches!“ schnauzte er. Das Mädchen schluchzte noch lauter.
    „Enrique!“ rief der Wirt. „Gonzago!“ Zwei Männer, beide untersetzt und schwärzlich, erschienen aus einem der hinteren Räume. Das waren die Rausschmeißer, die gewöhnlich nur in der Nacht zu tun bekamen, wenn es im ‚Coronet’ etwas rauher zuging.
    „Bestraft sie!“ Kaufmann deutete auf die Serviererin, die jetzt an ihrem Schluchzen fast erstickte. „Vielleicht lernt sie, wie man sich bewegt!“
    Gonzago packte das Mädchen bei den Handgelenken und zerrte die Schluchzende in die Mitte des Raumes. Enrique brachte ein aufgerolltes Seil zum Vorschein und band ihr die Hände zusammen. Dann warf er das andere Ende des Seils über einen Deckenbalken. Beide Männer zogen das Seil an, und alsbald baumelte das Mädchen in der Luft, die Zehen eine Paar Zentimeter über dem Fußboden.
    Enrique packte den hohen Kragen ihrer Bluse und riß. Die Bluse klaffte; goldig schimmerte der Rücken des Mädchens im Abendlicht. Gonzago reichte Kaufmann eine lange schwarze Peitsche.
    „Für deine blöde Ungeschicktheit!“ sagte der Wirt und holte aus.
    „Was ist hier los?“
    Kaufmann erstarrte mitten in der Bewegung und ließ die Hand sinken. Alle Köpfe wandten sich gleichzeitig zur Tür.
    „Wer zum Teufel sind Sie?“ fragte der Wirt.
    Der hagere Mann im Burnus trat ins Lokal. „Cafter. Wylie Cafter.“
    „So.“ Kaufmann wandte sich wieder dem baumelnden Mädchen zu und holte erneut aus.
    „Lassen Sie das!“ Mit drei Schritten war er bei Kaufmann und entriß ihm die Peitsche. Drohend kamen Enrique und Gonzalez heran, rechts und links von Cafter. Eine lange Sekunde starrten Kaufmann und der Fremde sich an.
    Dann lenkte der Wirt ein. Er murmelte etwas Unanständiges und befahl Gonzago: „Erledigt. Schneide sie ab.“ Kaufmann nahm seinen gewohnten Posten hinter der Theke wieder ein, das Mädchen sank ohnmächtig zu Boden und wurde alsbald von zwei vollbusigen Köchinnen in die Küche geschafft.
    Gonzago und Enrique gingen wieder in ihr Hinterzimmer. Draußen war soeben die Sonne ins Meer getaucht.
    „Bei Sonnenaufgang ist der Strand von Tondelaya sogar noch schöner“, sagte Leah. Cafter, der dicht neben ihrem Tisch stand, starrte aus dem Fenster.
    „Dieser lange Nachmittag rechtfertigt kaum einen so kurzen Sonnenuntergang“, sagte er.
    „Es war ein langer Nachmittag für Sie?“
    „Sehr lang. Und trocken.“
    „Dann setzen Sie sich.“ Sie winkte einer Serviererin.
    Cafter zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Leah war sehr schön, und an den anderen Tischen war kein Platz. „Dunkles Bier“, bestellte er.
    „Was sind Sie von Beruf?“
    „Ich bin Arbeitsorganisator.“
    „Tatsächlich? Das finde ich faszinierend.“ Und Cafter wußte,

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