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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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doch auf ihn!“
    „Und was Sie angeht“, erwiderte Grimdahl, „so habe ich auch von Ihnen nie viel gehalten. Darf ich Ihnen versichern, daß mich jeder einzelne Ihrer widerlichen Medienfilme angeekelt hat!“
    Tourmaline konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sie haben sich alle meine Shows angesehen? Trotzdem Sie sie so widerlich fanden? Eine solche Treue beim Publikum ist selten.“
    „Tourmaline …“ warnte Obregon mit beschwörendem Blick.
    Grimdahl fuhr mit einem seiner Extensipoden durch die Luft und zerschnitt dabei das schwebende Diagramm. „Ich will Ihnen allen beiden etwas sagen: selbst wenn Ihr empörendes Lügengewebe einen Keim von Wahrheit enthielte, würde ich weiter an meinem Schwarzen Rächer arbeiten. Ihr ekelt mich alle beide an, und besonders Sie, Obregon.“
    „Einen Moment, Kollege! Es ist ungeheuer wichtig …“
    „Wichtig ist, daß ich meine Forschungsarbeit fortsetze und einen resurrektronischen Hai erschaffe, der Ihre Sidhe, dieses lächerliche Wesen aus Fleisch und Blut, vernichten wird.“
    „Sie sind genauso verrückt wie Terminex“, sagte Tourmaline.
    „Danke“, erwiderte Grimdahl kalt, „ich fasse das als großes Kompliment auf.“ Mit einem Schwung seines Extensipoden löschte er das Bild. Sekundenlang starrte er durch die tote Luft auf die nackte Wand gegenüber und wandte sich energisch wieder seinem Diagramm zu. „Sieben Reihen, es bleibt dabei.“
    Sie lagen so nahe am Wasser, daß der Schaum der auslaufenden Wellen ihre nackten Füße berührte. Mit dem Finger zeichnete Tourmaline exotische Muster in den Sand. Obregon starrte, die Augen mit der Hand beschattend, hoch zu der Stadt oben auf den Klippen.
    „Ich glaube, den meisten wäre es ziemlich egal, wenn die Stadt tatsächlich zu existieren aufhören würde.“
    Unvermittelt sprang Tourmaline auf. „Da sind sie, glaube ich.“
    „Kann schon sein.“ Obregon blickte gar nicht hin. „Es wäre auch zuviel gehofft, daß sie in den Tiefen des Meeres verschwinden und dieser ganzen verrückten Geschichte ein Ende machen würde.“
    „Jenseits der Brandung habe ich eine dunkle Rückenflosse gesehen, aber jetzt ist sie wieder weg.“ Langsam ließ sie sich wieder neben Obregon zu Boden gleiten. „Wenn man sie doch irgendwie nach Hause schicken könnte!“
    „Erst die Evolutionsleiter herauf- und dann wieder hinuntergehait! Zu spät, sie ist da, wir haben sie, und Terminex hat uns alle. Wäre ich ein Magier, so zauberte ich sie zurück in eine relativ harmlose große weiße Zeitleere; aber das geht leider nicht.“
    „Sidhe hat keinen Anteil daran“, erwiderte Tourmaline melancholisch; „ihr ist es einfach egal, und das mit Recht. Unsere Realität hat keine Beziehung zu ihr.“
    „Sie ist fremd.“ Obregon sah Tourmaline nachdenklich an. „Warum bist du so an diesem Hai interessiert? Das zentrale Problem ist das unmittelbare Schicksal der Stadt Cinnabar.“
    „Sidhe bedeutet mir ungeheuer viel.“
    „Ja, ich weiß. Ich verstehe nur nicht warum. Gewiß, Sidhe ist dramatisch und imposant, aber letzten Endes doch nur ein Fisch.“
    „Sidhe ist für mich ein Symbol geworden, wenn du so willst, oder ein Totem. Ich finde wunderbare Identifikationsmöglichkeiten in ihrer schieren, erschreckend unkomplizierten Kraft, aber besonders in ihrer totalen Entfremdung von uns allen. Gewiß, es ist ein Gefühl an der Grenze der Mystik, aber besser kann ich es nicht erklären.“
    Obregon war erstaunt. „Ich hatte angenommen, deine Gefühle für Sidhe seinen im Grunde oberflächlich, mehr so eine dilettantische Laune.“
    „Neuerdings träume ich von Haien, sogar daß ich einer bin.“
    „Und schläfst du deswegen besser?“
    „Ja.“ Eine Zeitlang sahen sie einander wortlos an. „Wie gesagt, deutlicher kann ich es nicht erklären.“
    Langsam erwiderte er: „Ich verstehe dich nicht.“ Es klang keinesfalls wie eine Entschuldigung.
    „Wir sind fürchterlich lange Freunde gewesen, ohne daß du mich jemals verstanden hättest“, war Tourmalines Antwort.
    „Vielleicht sind wir gerade deshalb Freunde geblieben.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht einmal jetzt verstehst du mich.“ Sie überbrückte den Raum zwischen ihnen, indem sie die Hand ausstreckte und sanft sein Gesicht berührte. „Mir ist es gleich, was bei dem Duell herauskommt. Es täte mir leid, wenn wir uns trennen sollten – ausgerechnet durch Terminex. So etwas muß man ganz allein entscheiden.“
    Wortlos, mit zitternden Fingern, machten sich

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