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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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gesagt.“
    Grimdahls Heimstatt, soweit er eine besaß, war seine Experimentierstation. Diese Station war eine schlichte graue Kuppel am südlichen Strand, halb im Sande unterhalb der Klippen vergraben. Die halbdurchsichtige Oberfläche glänzte wie Stahl, und ein tiefliegendes Energiefeld schützte sie, so daß weder Staub noch herumfliegender Sand ihre Sterilität beeinträchtigten.
    Das Innere der Kuppel war gleichermaßen fleckenlos; alle Werkzeuge, Geräte und sonstige Ausrüstungskomponenten befanden sich ordentlich am richtigen Platz. Unter Grimdahls Kollegen am Tancarae-Institut ging die Rede, daß sich Grimdahl sowohl aus praktischen wie auch aus ästhetischen Gründen für einen Metallfleischkörper entschieden hatte. Außerdem hieß es – und das war keineswegs nur ironisch gemeint –, daß Grimdahl auch deswegen Metallfleisch angenommen hatte, weil er dann seine Exkremente täglich in regelmäßigen Intervallen und in sauberen, hygienisch eingewickelten Päckchen ablegen konnte.
    In vieler Hinsicht war dem Energieverlust in Grimdahls Heim Einhalt geboten. Er fand eine sture Befriedigung darin, alles aufs Sparsamste und Sorgfältigste durchzuorganisieren.
    An diesem Abend hätte Grimdahl beinahe laut und glucksend aufgelacht, als er vor dem optischen Schaugerät im Forschungslabor stand. Computergesteuerte Diagramme wirbelten vor seinen Augen. „Sieben Reihen! Verschwendung! Überflüssig. Auf das richtige Metall kommt es an. Vielleicht eine Extrareihe als Reserve.“ Mit zwei Extensipoden schlug er unbewußt den Takt zu seinen Worten. „Hmm – sind Einzelzähne überhaupt nötig? Wie wäre es denn mit einer durchlaufenden Sägeleiste?“
    Aus der entgegengesetzten Ecke des Labors kam ein Signal. Grimdahl ignorierte es. „Nein … Termines besteht darauf, daß es ein möglichst getreues Duplikat der Lebensform wird. Immerhin, sieben Reihen Zähne …“
    Die Tonfolge wiederholte sich und klang dringlicher. Ärgerlich wandte Grimdahl den Kopf. „Wer soll mich denn hier stören?“ Er fuhr mit der Hand durch die Luft, und die sandige Landschaft vor der Kuppel erschien im Bildschirm. „Sie!“
    „Guten Abend, Kollege“, sagte der winzige Obregon. Eine Tourmaline im gleichen Verkleinerungsmaßstab stand neben ihm und sagte gar nichts.
    Grimdahl klickte mit seinen Extensipoden. „Was wollen Sie?“
    „Dürfen wir eintreten? Ich möchte mit Ihnen über die bevorstehende sogenannte Entscheidung durch Zweikampf reden.“
    „Nein, Sie haben keinen Zutritt. Und ich wünsche keine Diskussion über den bevorstehenden Zweikampf.“ Grimdahl machte Miene, das Bild abzuschalten.
    „Warten Sie!“ hob Obregon warnend die Hand. „Sind Sie sicher, daß Sie verstanden haben, was bei diesem Zweikampf auf dem Spiele steht?“
    „Was ist da zu verstehen? Terminex hat den einzigartigen Vorschlag gemacht, daß wir unsere Differenzen nicht persönlich, sondern durch Stellvertreter austragen. Außerdem hat mich der Computer ermächtigt, alle Reserven meiner Technologie für die Schaffung eines resurrektronischen Wesens einzusetzen, das Ihrem Hai überlegen ist. Und das werde ich tun.“
    „Und der Untergang der Stadt? Bedeutet er Ihnen gar nichts?“
    „Was?“ Grimdahl stutzte. „Sie sprechen non sequitur. Was mir immer besonders an Ihnen mißfallen hat, ist Ihre unpräzise Ausdrucks weise.“
    „Ich spreche von dem, worum es bei diesem Kampfe letzten Endes geht, Grimdahl: der Tod der Stadt Cinnabar, falls Sidhe unterliegt.“
    „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden“, erwiderte Grimdahl verständnislos.
    Und so berichtete Obregon ihm von den erschreckenden Schlußworten des Computers: Meiner Ansicht nach bietet sich hier die Gelegenheit, zwei lästige Probleme gleichzeitig und auf wirtschaftlich vorteilhafte Art zu lösen.
    „Ich glaube Ihnen nicht“, erwiderte Grimdahl, als Obregon zu Ende gesprochen hatte.
    „Nun passen Sie mal auf, Grimdahl …“
    „Außerdem“, unterbrach ihn der Meereskundler, „ist das, was Sie mir da erzählen, meines Erachtens nur ein plumper Trick, um mich zu veranlassen, von diesem Zweikampf zurückzutreten. Sie wissen sehr gut, daß Ihre evolutionär obsolete Kreatur unmöglich meinen resurrektronischen Kämpfer besiegen kann. Daher kommen Sie jetzt mit diesem Schwindel von irgend einer makabren Konspiration, die Terminex ausgebrütet haben soll. Für wie leichtgläubig müssen Sie mich halten!“
    „Er spricht die Wahrheit“, sagte Tourmaline zu Grimdahl. „Hören Sie

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