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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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die beiden ein Bett in dem warmen Sand zurecht. Später badeten sie in der Brandung und ließen sich von der Nachmittagssonne trocknen. Obregon döste, bis ihn Tourmaline mit einer Frage aufschreckte: „Kann er tatsächlich etwas konstruieren, das Sidhe gewachsen ist? Du weißt doch besser über Grimdahls Fähigkeiten in der Resurrektronik Bescheid als ich.“
    „Grimdahl ist ein ausgezeichneter Techniker“, erwiderte Obregon gähnend. „Wenn jemand eine exakte Rekonstruktion von Carcharodon megalodon zustandebringt, dann er. Sein Hai-Simulat wird eine meisterhafte Kopie werden.“
    „Aber doch nicht besser als der lebende?“
    „Das wird ihm Terminex bestimmt verboten haben. Der Computer wünscht einen glatten und fairen Wettkampf zwischen synthetisch maschinellem und organischem Leben. Bei aller schweifenden Irrationalität bleiben bestimmte Regeln in Kraft.“
    „Aber das Simulat könnte gewinnen?“
    „Durchaus“, bestätigte Obregon düster. „Der resurrektronische Hai funktioniert auf einwandfrei voraussagbarem Aktionsniveau. Als Lebewesen und damit als Erbe einer Anzahl zufallsbedingter Faktoren und organischer Mängel ist Sidhe zweifellos in einem gewissen Nachteil.“
    „Aber kein Simulat kann hundertprozentig vollkommen sein.“
    „Grimdahl wird sein Bestes tun, um der Perfektion so nahe wie möglich zu kommen.“
    „Ich habe Angst um Sidhe“, flüsterte Tourmaline.
    „Weißt du noch – es ist furchtbar lange her –, daß ich dir einmal gesagt habe, Haie wären die fürchterlichsten Geschöpfe?“
    Sie nickte.
    „Und Sidhe ist der fürchterlichste aller Haie. Sie kann Grimdahls Schwarzen Rächer schaffen.“ Oder bei dem Versuch draufgehen, dachte er, doch er sprach es nicht aus.
     
     
    An diesem Tage hatte Terminex’ Kommandostation die Form eines über den Sand gleitenden rosafarbenen Kegels, aus dessen scharfem Scheitelpunkt die Stimme des Computers ertönte: „In alten Zeiten nannte man eine solche aus niedrigen Hügeln bestehende Landschaft Downs. Daher habe ich dieses bisher unbenannte Stück Erdboden die Haifisch-Downs getauft.“
    „… ai own …“ Die Zuhörer, die etwas weiter von der Kommando-Station entfernt waren, vernahmen nur Bruchstücke der vom auffrischenden Wind zerfetzten Ansprache.
    „Was sagt er?“ Tourmaline eilte zu Obregon auf die Anhöhe. Sie hatte sich verspätet, denn sie hatte ihr Luftschiff hinter der Nordspitze im Windschutz der Klippen vertäuen müssen. Sie war, nachdem sie versucht hatte, kilometerweit durch tiefen Sand zu rennen, völlig außer Atem.
    „Banalitäten“, antwortete Obregon. „Diese drittrangige Sanddüne, von der aus wir den Kampf beobachten werden, soll von nun an Haifisch-Downs heißen.“
    „Wo ist Grimdahl?“
    „Noch nicht hier.“
    Knapp hundert Zuschauer saßen einzeln oder in kleinen Gruppen auf der Seeseite der Dünen. Manche hatten Lunchpacks mit und aßen bereits. Auf dem Kamm der höchsten Düne hatte sich Leah Sand mit ihrem Team und ihrem Gerät installiert, um den Kampf live aufzunehmen.
    „Hast du den ‚Schwarzen Rächer’ schon gesehen?“
    „Den hat noch niemand gesehen. Grimdahl hat ihn weiter unten an der Küste in einer unterseeischen Kuppel gebaut.“
    „Was ist mit Sidhe?“
    „Habe sie heute noch nicht erblickt. Anscheinend befindet sie sich außer Sicht in ihrem eigenen Land-unter-den-Wogen.“
    „Möge sie dort bleiben“, entgegnete Tourmaline fromm.
    „Auf Terminex’ Befehl mußten wir in der Brandung eine Anzahl Breitband-Generatoren installieren. Den ganzen Morgen schon senden sie die Töne verwundeter, zappelnder Fische kilometerweit in die See.“
    „Aber sie hat nicht reagiert?“
    „Bis jetzt wenigstens noch nicht.“
    Abschätzend überschaute Tourmaline die nicht sehr zahlreichen Zuschauer. „Ziemlich wenige, in Anbetracht des Dramas, das sie zu sehen bekommen.“
    „Ich kann mich daran erinnern, daß meine Mutter einmal über Terminex einen kulturpolitischen Interessenlosigkeitstest durchgeführt hat. Die Hochrechnungskurve wies aus, daß ein Ereignis von der Größenordnung eines in absehbarer Zeit bevorstehenden Weltunterganges die Zuschauerquote Null erzielen würde.“
    „In der Tat? Dann geschieht ihnen vielleicht ganz recht mit dem, was kommt, wenn Sidhe verliert.“
    Obregon zuckte die Achseln. „Auf jeden Fall verdienen sie auszusterben, wenn ihre Zeit heran ist – wie wir alle.“
    „Im Moment würde ich liebend gern ausgestorben sein.“
    Es war ihr deutlich

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