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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Ayr in Südwestschottland, sein Schwager Arthur Paget sei bei einem Autounfall
auf der Malaiischen Halbinsel tödlich verunglückt. Er beabsichtige, sein
Testament zu revidieren und ein neues zugunsten der Frau des Dahingeschiedenen,
seiner Schwester Jane Paget, geborene Macfadden, und deren Kinder zu errichten.
Ich hatte nicht einmal gewußt, daß er unverheiratet und ohne Nachkommenschaft
geblieben war. Seine Gesundheit, so hieß es am Schluß des Briefes, erlaube es
ihm leider nicht, nach London zu kommen. Wir möchten ihm, wenn möglich, ein
jüngeres Mitglied unserer Firma schicken, mit dem er die Angelegenheit
besprechen und ordnen könne.
    Dies traf sich nun gut mit meinen
eigenen Absichten, da ich gerade die Absicht hatte, mit meiner Frau für vierzehn
Tage nach Loch Shiel fischen zu gehen; so konnte ich ihn auf dem Heimweg
besuchen. Ich teilte ihm dies mit und packte die Akten Macfaddens in meine
Aktentasche, um sie unterwegs durchzulesen.
    Da er nicht geschrieben hatte, er werde
mir eine Unterkunft besorgen, nahm ich nach meiner Ankunft in Ayr (meine Frau
war nach London vorausgefahren) ein Zimmer im Bahnhofshotel, vertauschte meinen
Sportdress mit einem dunklen Anzug und suchte unsern Klienten auf.
    Die äußeren Umstände, in denen ich ihn
antraf, waren anders, als ich mir vorgestellt hatte. Auf Grund der Akten durfte
ich annehmen, daß sich sein Vermögen auf über zwanzigtausend Pfund belief, und
hatte daher erwartet, er bewohne ein eigenes Haus mit angemessener Bedienung.
    Nun fand ich ihn in einer kleinen
Privatpension am Meer, in der er zwei Zimmer bewohnte. Obwohl er kaum über
Fünfzig war, führte er das Leben eines Invaliden und war so zart und
gebrechlich wie eine Lady von achtzig Jahren. Seine fahle Gesichtsfarbe machte
mir einen recht bedenklichen Eindruck. Die Fenster seiner Wohnstube waren
hermetisch verschlossen. Nach der frischen Luft, deren wir uns dort oben in den
Lochs erfreut hatten, legte sich mir die stickige seines Wohnraumes beklemmend
auf die Brust. Zu allem Überfluß hielt er in Käfigen an seinen Fenstern einige
australische Budgerigars: Papageien, und der Geruch dieser Vögel machte mir den
Aufenthalt noch unangenehmer. Die Einrichtung des Zimmers ließ erkennen, daß
Macfadden schon seit Jahren hier wohnte.
    Aber im übrigen war der Empfang sehr
liebenswürdig; er schien sich wirklich zu freuen, daß ich mich zu ihm bemüht
hatte; auch machte er einen durchaus gebildeten Eindruck und sagte mit
ausgeprägt schottischem Akzent:
    «Ich lebe zurückgezogen. Meine
Krankheit gestattet mir keine Reisen. Bei gutem Wetter sitze ich zuweilen vorm
Haus, oder Maggie — die Tochter von Mrs. und Mr. Doyle, denen die Pension
gehört — fährt mich im Rollstuhl spazieren. Man ist hier sehr nett zu mir.»
    Er kam dann auf sein Testament zu
sprechen und bemerkte, er habe außer seiner Schwester Jane Paget keine nahen
Verwandten.
    «Mag sein, daß mein Vater seinerzeit in
Australien ein paar, sagen wir, Ableger zurückgelassen hat, aber ich habe von
ihnen nie jemanden zu Gesicht bekommen. Jane hat mir nur einmal erzählt, unsere
Mutter habe ihr deswegen vorgejammert. Frauen können über derartige Dinge den
Mund ja nicht halten. Mein Vater war ein lebenslustiger Herr.»
    Seine Schwester Jane hatte im Frühjahr
1917 Captain Arthur Paget geheiratet.
    «Es war eine etwas ungewöhnliche Ehe»,
meinte er. «Jane war nie aus Schottland herausgekommen, und Paget war
Engländer. Er stammte aus Hampshire. Ich habe nichts gegen ihn; aber wir hatten
immer gedacht, Jane werde einmal einen Schotten heiraten. Doch ich muß sagen,
die Ehe war ganz glücklich, jedenfalls nicht unglücklich.»
    Nach dem Krieg hatte Arthur Paget eine
Stellung auf einer Gummiplantage in Malaya angenommen, und Jane begleitete ihn.
Seitdem hatte Douglas Macfadden seine Schwester nur noch 1926 und 1932
wiedergesehen, als sie in England ihre Ferien verbrachte. Sie hatte zwei
Kinder, Donald, der 1918, und Joan, die 1921 zur Welt kam, und beide waren 1932
bei ihren Schwiegereltern Paget in Southampton geblieben, wo sie die Schule
besuchten, während sie nach Malaya zurückfuhr. Mein Klient hatte Donald und
Joan nur ein einziges Mal gesehen, und zwar im Jahre 1932, als sie ihn mit
ihrer Mutter in Schottland besuchten.
    Der Fall lag nun folgendermaßen: Arthur
Paget war irgendwo in der Nähe von Ipoh verunglückt; er war nachts von Kuala
Lumpur nach Hause gefahren und abseits der Straße mit hoher Geschwindigkeit
gegen einen Baum

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