Eine stuermische Affaere
Geld nicht. In ihren Augen war es verflucht und hatte schon mehr als genug Schaden angerichtet. Kurz nach der letzten Gerichtsanhörung hatte ihre Stiefmutter ihren Vater verlassen, da sie wohl ahnte, nicht länger im gewohnten Luxus leben zu können. Es war eine eindrucksvolle Lektion gewesen, die Cat bewies, wie Geld die Menschen entzweien konnte. Wenn es nach ihr ginge, konnte es auf der Bank verrotten …
Ihr Vater und Michael hatten dagegen andere Pläne. Ständig warfen sie Cat vor, wie ungerecht es war, dass sie alles erbte. Das Schuldgefühl hatte sie schließlich dazu getrieben, ihre Ausbildungskonten für Michael zu öffnen. Sie war überzeugt gewesen, auf das Geld verzichten zu können. Schließlich verfügte sie über einen günstigen Studentenkredit und hatte zudem zwei Jobs, die ihr durch die Universitätszeit halfen.
Leider war ihr bis zum letzten Jahr nicht klar gewesen, in was für zwielichtige Geschäfte Michael verstrickt war. Als sie ihm sagte, wie entsetzt sie darüber war, hatte es einen erbitterten Streit gegeben. Irgendwann war Michael damit herausgeplatzt, dass er Cats Verlobten Ryan sehr gut kannte und sich dieser hauptsächlich wegen des Geldes an sie heranmachte. Sofort beendete Cat ihre Beziehung und blieb tief verletzt allein zurück.
Monatelang hatte sie danach nicht mehr mit ihrem Bruder gesprochen. Zu Weihnachten tauchte Michael schließlich auf ihrer Türschwelle auf und entschuldigte sich für die Dinge, die er gesagt und getan hatte.
Um ihres Vaters Willen akzeptierte Cat diese Entschuldigung. Und irgendwie war sie sogar froh, dass ihr Ausbildungsfonds mittlerweile ausgeschöpft war. So konnte Michael wenigstens nicht mehr Geld für zweifelhafte Geschäfte von ihr verlangen.
Doch jetzt, drei Monate vor ihrem Geburtstag, schlich ihr Bruder wieder in der Nähe ihrer Wohnung herum. Seine freundliche Höflichkeit war verflogen, und erneut fing er an, über Geld zu reden. Dabei wurde er immer aufdringlicher und ärgerlicher.
Vor einigen Wochen hatte sich auch ihr Vater gemeldet und sie telefonisch ermahnt: „Du hast Michael die Hälfte deines Erbes versprochen. Denk dran, dein Bruder hat es nicht leicht gehabt!“
Natürlich hatte Cat es ebenfalls nicht leicht gehabt, aber das interessierte offenbar niemanden. Wenigstens hatte sie sich einen vernünftigen Job gesucht und nicht absichtlich andere Menschen übers Ohr gehauen. Aber jede Kritik an Michaels Verhalten führte zu einer aussichtslosen Diskussion mit ihrem Vater. Also sparte sie sich die Mühe. Sie wusste, dass es manchmal besser war, ihren Ärger hinunterzuschlucken. Vorsorglich hatte sie jedoch angekündigt, in nächster Zeit keinesfalls heiraten zu wollen.
Auch wenn sie seitdem ihre Ruhe hatte, so befürchtete Cat, dass die beiden Männer heimlich einen Plan ausheckten, wie sie doch noch an das Geld kamen. Michael schaffte es immer wieder, seinen Vater um den kleinen Finger zu wickeln.
Unruhig warf sie sich von einer Seite auf die andere. Ihr Vater war genauso kalt und berechnend wie ihr Bruder. Allerdings verdrängte sie diese Gewissheit, weil es zu frustrierend und schmerzhaft war, ständig darüber nachzudenken.
Als Cat ihre Augen schloss, tauchte plötzlich ein neues Problem auf – Nicholas Zentenas und seine ungeheure Anziehungskraft. Sie musste sich von diesem Mann unbedingt fernhalten. Morgen früh würde sie schnellstmöglich verschwinden und keinen einzigen Blick zurückwerfen.
Als sie am nächsten Morgen aus dem Gästebadezimmer trat, hörte sie schon die gedämpfte Stimme von Nicholas. Er sagte etwas auf Griechisch, und für einen Augenblick fühlte Cat sich in ihre Kindheit zurückversetzt – Urlaub auf der Sonneninsel Kreta.
Gedankenverloren folgte sie seiner Stimme und fand Nicholas schließlich draußen auf der Dachterrasse. Er saß an einem Tisch, der offenbar schon für das Frühstück eingedeckt war. Die gestärkte weiße Leinentischdecke und das Tafelsilber leuchteten hell in der Morgensonne. Allerdings befanden sich außer dem Geschirr nur unzählige Papiere auf dem Tisch; das eigentliche Frühstück fehlte.
Nicholas telefonierte mit seinem Handy und wirkte dabei wie ein typischer Geschäftsmann, der jeden neuen Tag mit einem Berg an Arbeit begann. Im Hintergrund bot sich der spektakuläre Ausblick über die Stadt, den Cat schon gestern Abend bewundert hatte. Jetzt konnte sie die Grünflächen des St. James Parks und den blauen, geschwungenen Bogen der Themse erkennen.
Als Nicholas seinen
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