Eine stuermische Affaere
Probleme. Wann immer sie über ihr Leben ausgefragt wurde, tat sie so, als wäre alles in Ordnung und das Verhältnis zu ihrem Vater und ihrem Bruder herzlich. Die Wahrheit war einfach zu traurig und beschämend. Zudem war es nicht unwahrscheinlich, dass Männer ihr unlautere Anträge machten, sobald sie von ihrem Erbe Wind bekamen.
„Es ist doch nicht mein Bruder, oder?“, erkundigte sie sich vorsichtig. „Sonst sage ihm bitte, dass ich zu beschäftigt bin, um jetzt mit privaten Angelegenheiten …“
„Nein, es ist geschäftlich“, unterbrach Judy sie schnell. „Sein Name ist Nicholas Zentenas, der Besitzer der Zentenas-Hotelkette.“
Die Köpfe der Anwesenden fuhren herum, und Cat hatte nun die Aufmerksamkeit eines jeden Einzelnen im Zimmer.
„Er war doch ein Kunde von Mondellio “, bemerkte jemand. „Ist das nicht so ein griechischer Superunternehmer? Ich erinnere mich an die riesige erfolgreiche Kampagne: Er holen mit Stil.“
Aufgeregtes Gemurmel erfüllte den Raum.
„Also, was macht er dann hier?“, wollte Victoria wissen und sah Cat scharf an. „Und wieso will er mit dir sprechen?“
„Ich habe letzte Woche ein paar neue Ideen mit ihm diskutiert.“ Cat bemühte sich um einen gelassenen Tonfall, obwohl ihr Herz wie wild raste. Eine ganze Woche war vergangen, seit sie Nicholas ihre Karte gegeben hatte. Jeden Tag hatte sie gehofft, er würde sie anrufen – natürlich nur wegen der beruflichen Chance. Am Mittwoch hatte sie die Hoffnung schließlich begraben. Heute war Freitagnachmittag, und jetzt platzte er so mir nichts dir nichts hier herein!
„Du hast Nicholas Zentenas deine Ideen präsentiert?“ Cats Chefin klang, als hätte sie plötzlich Schwierigkeiten mit ihrer Muttersprache. „Ideen für eine neue Kampagne?“
„Es waren nur ein paar lose Entwürfe.“ Cat stand von ihrem Stuhl auf. „Ich habe ihm gesagt, er soll sich melden, wenn er mehr hören möchte.“
Allmählich färbte sich Victorias Gesicht purpurrot. „Tja, nichts für ungut, Cat. Aber als deine Vorgesetzte werde ich mich darum kümmern müssen.“
„Er hat ausdrücklich nach Cat gefragt“, schaltete Judy sich ein. „Das hat er extra betont. Ich habe den Eindruck, dass er wieder gehen wird, wenn sie keine Zeit für ihn hat.“
Victorias Gesichtsfarbe nahm eine noch dunklere Schattierung an.
„Keine Sorge, ich mache das schon, Victoria“, sagte Cat eilig und ging zur Tür.
„Das war klasse!“, kicherte Judy, während sie Cat den Flur hinunter bis zum Lift folgte. „Diese Frau wird aber auch immer nerviger.“
Dem konnte Cat nur zustimmen. Aber im Augenblick war sie zu sehr mit der Tatsache beschäftigt, dass Nicholas unten auf sie wartete. Es gelang ihr nicht, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Nervös strich sie ihre Nadelstreifenhose glatt und knöpfte die dazu passende Jacke zu. Im Geiste bereitete sie sich schon auf das bevorstehende Gespräch vor.
Ob mir noch die Zeit bleibt, meine Haare zu machen und den Lippenstift nachzuziehen?, überlegte sie. Vermutlich nicht. Einen Mann wie Nicholas ließ man nicht unnötig warten.
Cats Gedanken erübrigten sich, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und Nicholas aus dem Lift trat. Er war genauso eindrucksvoll, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Eindrucksvoll und faszinierend gut aussehend.
„Da bist du ja, Cat. Ich dachte schon, du wärst verloren gegangen.“
Sein heller Anzug betonte die breiten Schultern und ließ erahnen, wie muskulös Nicholas gebaut war. Die schwarzen Haare hatte er lässig nach hinten gestrichen, was ihn unglaublich sexy wirken ließ. Mit glühendem Blick sah er Cat entgegen, während sie zögernd auf ihn zuging.
Ihre Knie zitterten. „Nicholas, was für eine schöne Überraschung.“ Auch wenn sie sich um einen professionellen Tonfall bemühte, klang ihre Stimme leicht unsicher. „Wenn du angerufen hättest, hätten wir einen Termin ausmachen können.“
Als sie sich die Hände schüttelten, stockte ihr der Atem. Seine warme Berührung und das Funkeln in seinen Augen irritierten sie zutiefst. Und zudem schien er zu wissen, dass sie nicht halb so selbstbewusst war, wie sie wirken wollte.
„Ich hatte eine halbe Stunde übrig und dachte, ich versuche mein Glück bei dir.“
Mit anderen Worten: Termine waren etwas für Normalsterbliche. Er stand über den Dingen und wusste, dass Cat ihn in jedem Fall empfangen musste. Immerhin war er in der Tat der größte und wichtigste Kunde, der diese Agentur seit Langem
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