Eine stuermische Affaere
Firmenjet bereitstellen lassen. Noch vor morgen früh bist du wieder hier. Es sei denn, du möchtest dort übernachten?“
Ihre Blicke trafen sich.
„Nein! Ich habe morgen einen anstrengenden Tag“, sagte sie schnell.
Er grinste. „Dann brauchst du also nur dich selbst mitzubringen.“ Er klopfte auf die Mappe, die zwischen ihnen auf dem Tisch lag. „Und eine Kopie hiervon. Wir sollten nicht vergessen, warum wir eigentlich dort sind“, fügte er vielsagend hinzu.
„Keine Sorge, das vergesse ich nicht“, stellte Cat klar. Inzwischen zweifelte sie nicht mehr daran, dass er seine Wirkung auf sie ausgesprochen amüsant fand und diesen Einfluss genoss.
War er nur ein arroganter Kerl, der sie als besondere Herausforderung betrachtete? In jedem Fall misstraute sie ihm, aber das war für Cat nicht außergewöhnlich. Sie misstraute fast jedem Mann, vor allem dann, wenn er von Geld und Macht umgeben war.
Doch abgesehen davon bestand immer noch die Möglichkeit, mit Nicholas’ Hilfe an ihrer Karriere zu feilen. Sollte sie ihn als Kunden für Goldstein gewinnen, wären ihre Schwierigkeiten in dieser Agentur endlich Geschichte. Sobald sie ihr Können unter Beweis gestellt hätte, würde das eine Vielzahl lukrativer und interessanter Verträge nach sich ziehen. Ihr Studentenkredit wäre blitzschnell getilgt. Und in der Branche hätte sie dauerhaft einen Fuß in der Tür, sodass sie ihren Lebensunterhalt auch künftig ohne Erbe oder Ehemann selbst bestreiten könnte.
Das musste sie sich einfach ständig vor Augen halten …
5. KAPITEL
Kurz nach halb sechs betrat Cat ihr Apartmenthaus. Es war nicht leicht gewesen, an diesem Tag früher Feierabend zu bekommen. Victoria hatte sich absichtlich viel Zeit damit gelassen, die Verträge für Nicholas aufzusetzen und sich die Entwürfe für die geplante Kampagne detailliert erläutern zu lassen.
Am Ende hatte Cat ihre Chefin deutlich darauf hingewiesen, dass jede Verspätung den Geschäftsabschluss mit Nicholas gefährdete. Daraufhin giftete Victoria, dass sie am Montagmorgen einen unterzeichneten Vertrag auf ihrem Schreibtisch erwartete. Diese Frau hatte Nerven!
Als Cat ihr Stockwerk erreichte, bemerkte sie ihren Bruder, der neben ihrer Wohnungstür an der Wand lehnte. Er strahlte, während sie auf ihn zuging, aber Cats Laune sank bei seinem Anblick in den Keller. Momentan hatte sie wirklich keine Zeit, sich mit Michael auseinanderzusetzen.
„Hallo, Schwesterherz!“ Ihr Halbbruder war dunkelhaarig und hochgewachsen. Er sah nicht schlecht aus – auf eine ziemlich langweilige Art! Und wie üblich trug er auch an diesem Tag ausschließlich teure Designerkleidung.
Von seinem fröhlichen Tonfall ließ Cat sich jedenfalls nicht täuschen. Ihr war klar, dass dies kein Höflichkeitsbesuch war.
„Hi, Michael“, begrüßte sie ihn kühl. „Entschuldige, aber ich habe gar keine Zeit zum Reden. Ich bin in Eile und muss gleich zu einem wichtigen Geschäftsessen.“
Er sah betroffen aus. „Cat, ich habe dich diese Woche schon ein paar Mal angerufen, aber du hast dich nie zurückgemeldet. Wann hast du mal Zeit, dich mit mir zu unterhalten?“
„Vielleicht nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag“, erwiderte sie betont. „Dann ist wenigstens das leidige Thema mit der Erbschaft erledigt.“
„Ich kann kaum glauben, wie uneinsichtig du bist!“ Michaels gute Laune war verflogen. „Es ist wichtig. Ich brauche das Geld, Cat. Die Geschäfte laufen nicht, und ich bin ziemlich am Ende.“
Diese Sprüche kannte sie zur Genüge. Dabei lebte Michael in einem Luxusapartment, und draußen auf der Straße stand mit Sicherheit auch sein kostspieliger roter Sportwagen. Cat war unschlüssig, ob ihr Bruder nur über seine Verhältnisse lebte, oder ob er sie schlichtweg anlog. Ganz gleich, wie viel Geld er besaß, es war ohnehin nie genug.
„Tut mir leid, das zu hören“, sagte sie lahm. „Aber ich habe wirklich keine Zeit für dich.“
„Also wirst du nichts unternehmen, um unser Erbe zu sichern?“, fragte er gereizt.
Seine Anspielungen auf das angeblich gemeinsame Erbe ignorierte Cat grundsätzlich. „Wenn du wissen willst, ob ich meine Hochzeit plane, dann ist die Antwort: Nein!“
„Um Himmels willen, Cat!“, keifte er. „Du könntest das Geld doch selbst gut gebrauchen. Dein Leben läuft nicht so toll, du lebst in einem Schuhkarton, arbeitest rund um die Uhr und verdienst dabei kaum etwas.“
„Mir geht es ganz gut“, widersprach sie knapp. „Außerdem bin ich
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