Eine stuermische Affaere
gemacht hatte. Stattdessen war seine Wirkung auf sie nur noch stärker geworden. Jetzt wusste Cat, wie es mit ihm sein konnte! Sex mit Nicholas wirkte wie eine Droge, die ihren Verstand für immer verändert zu haben schien, und die ab sofort unentbehrlich für sie war.
„Im Badezimmer findest du einen Morgenmantel“, sagte er tonlos. „Zieh ihn an, und komm dann auf die Terrasse! Ich werde den Zimmerservice anrufen und das Abendessen bestellen.“
Ich will nichts essen, schoss es ihr durch den Kopf. Ich kann bestimmt gar nichts essen!
Cat wollte einfach nur davonlaufen. Sie wollte sich vor ihren Gefühlen verstecken – aber das war gar nicht so einfach.
Zum Glück wartete Nicholas keine Antwort ab, sondern ging schweigend in den Salon hinüber. Erleichtert floh Cat ins Bad.
Dort zog sie ihre Strümpfe aus, schlüpfte in die Duschkabine und versuchte, sich die verwirrenden Empfindungen irgendwie abzuwaschen. Wie sollten sie und Nicholas in Zukunft einander begegnen?
Bisher hatte sie sich für ziemlich charakterstark gehalten. Obwohl die geheuchelte Romanze mit Ryan schmerzhaft gewesen war, hatte Cat diese Erfahrung verarbeitet und dabei versucht, jede schlechte Erinnerung an ihren Verlobten abzuschütteln. Trotzdem sollte ihr kein Mann mehr emotional so nahe kommen. Ein zweites Mal konnte sie eine solche Enttäuschung nicht verkraften.
Außerdem hatte Cat nicht vergessen, wie ihre Mutter an der Liebe zu ihrem Vater zerbrochen war. Ganz gleich, wie oft er sie belogen, hintergangen und betrogen hatte, Cats Mutter war bereit gewesen, alles für ihren Mann zu tun.
Sie konnte es bis heute nicht begreifen. Wieso verschwendete sich eine intelligente Frau an einen Kerl, der sie nicht liebte? Der Gedanke daran machte Cat rasend vor Wut und brachte sie dazu, wie eine Löwin um ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Schon deshalb hatte sie sich in Bezug auf Männer fast immer zurückgehalten.
Doch die Gefühle für Nicholas ließen sich nicht einfach ignorieren. Zum ersten Mal bekam Cat eine Ahnung davon, was ihre Mutter zur Selbstaufgabe getrieben hatte. Vielleicht war sie ihr ähnlicher, als sie angenommen hatte. Ein beängstigender Gedanke!
Blinzelnd unterdrückte sie die Tränen, die ihr allmählich in die Augen stiegen. Sie durfte sich diese Schwäche nicht erlauben – sie durfte es einfach nicht!
8. KAPITEL
Unruhig lief Nicholas auf der Terrasse hin und her. Unter ihm breitete sich das majestätische Venedig in all seiner glitzernden Pracht aus, doch er beachtete den Ausblick nicht. Er bekam die Vorstellung nicht aus dem Kopf, wie Cat sich in seinen Armen angefühlt hatte. Ununterbrochen dachte er an den Blick aus ihren mysteriösen, bezaubernden Augen.
Sein Herz krampfte sich zusammen. Mit aller Kraft musste er sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen. Cat bedeutete ihm nichts, sie war eine McKenzie! Seufzend stützte er sich auf die steinerne Brüstung und erinnerte sich wieder und wieder daran, warum er dies alles überhaupt tat.
Seine Eltern waren gestorben, als er erst drei Jahre alt war. Danach hatte er seine Kindheit in einem griechischen Waisenhaus verbracht. Dort wurde ein striktes Regiment geführt: Keine Liebe, kein mütterlicher Einfluss, nur streng kontrollierte Hausaufgaben und die Moral, dass man sich alles hart verdienen musste. Lange Zeit hatte niemand einen kleinen Jungen adoptieren wollen.
Dann traten Stella und John Zentenas in sein Leben. Vom ersten Augenblick an hatte Nicholas das Gefühl gehabt, dass etwas regelrecht Magisches mit ihm geschah. Ihm war, als würde er seit jeher zu den Zentenas gehören. Als sie ihn schließlich adoptierten und mit nach Kreta nahmen, war dies der schönste Tag seines Lebens.
Obwohl Stella und John keine eigenen Kinder hatten, gehörten sie zu einer riesigen Familie, die fast vollständig im selben Dorf lebte. Auf einen Schlag hatte Nicholas unzählige Verwandte: Cousins und Cousinen, Tanten, Onkel und Großeltern. Er wurde mit Liebe und Aufmerksamkeit geradezu überschüttet und entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil der kleinen Gemeinde.
Damals schwor er sich, seine Familie niemals im Stich zu lassen, ihr ihre Großzügigkeit zurückzuzollen und seine Eltern immer stolz zu machen.
Als Nicholas neunzehn war, erkrankte sein Vater schwer, und so übernahm er früh die Verlagsfirma der Familie. Eine Firma, die leider bis dahin hauptsächlich rote Zahlen geschrieben hatte. Dank seines analytischen Verstandes und seines
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