Eine stuermische Affaere
„Ich meinte ernst, was ich eben gesagt habe. Du bist der pure Wahnsinn in diesem Outfit!“ Sein Atem blies heiß gegen ihren Nacken.
„Das sagst du bestimmt zu all deinen Gästen. Ich werde mir nichts darauf einbilden“, erwiderte sie lächelnd, obwohl all ihre Sinne verrückt spielten. Vor allem, als sie ein paar hauchzarte Küsse an ihrem Hals spürte.
„Nicht zu allen“, scherzte er. „Du bist eine Klasse für sich, Catherine.“
Dann wandte er sich ab und füllte ihren Teller. Dabei überlegte er, wie ernst er sein Kompliment meinte. Cat war wirklich eine Klasse für sich. Sie war anders als die Frauen, denen er bisher begegnet war. Vor allem erregte sie ihn so sehr, dass er in ihrer Nähe fast alles um sich herum vergaß – sogar seine finsteren Rachepläne.
Es machte ihn fertig, dass sie eine so starke Anziehungskraft auf ihn ausübte. Ein Lächeln oder ein bestimmter Blick reichten schon, um seinen Verstand auszuschalten. So durfte es einfach nicht weitergehen. Aber vermutlich würde sich diese anfängliche Begeisterung ohnehin schnell legen. Wenn er erst das McKenzie-Erbe in den Fingern hatte, waren Cats Reize mit Sicherheit schon verblasst, und sie selbst würde bald Geschichte sein …
Während sie aßen, saßen sie einander gegenüber und warfen sich von Zeit zu Zeit heimliche Blicke zu. Cat fragte sich, was wohl in Nicholas’ Kopf vor sich ging. War er froh, sie endlich herumgekriegt zu haben? Ebbte sein Verlangen nach ihr womöglich schon ab?
Allein die Vorstellung versetzte ihr einen Stich, und sie wandte ihren Blick hastig ab. „Es ist herrlich hier draußen“, bemerkte sie leise.
„Ja, ein einzigartiger Ausblick.“ Er betrachtete sie gebannt. Wie schaffte sie es bloß, so wahnsinnig verloren und unschuldig auszusehen? Sie musste eine exzellente Schauspielerin sein. Andererseits hatte sie bis heute tatsächlich noch nie mit einem Mann geschlafen … Wie passte das alles zusammen?
„Du hättest mir wirklich sagen sollen, dass du noch Jungfrau warst.“ Eigentlich wollte er über das Thema nicht mehr sprechen, aber trotzdem konnte er den Kommentar nicht zurückhalten.
Kühl begegnete sie seinem Blick. „Ich sagte bereits, es geht dich nichts an.“
„Vielleicht bin ich da etwas altmodisch. Aber wenn zwei Menschen miteinander so intim werden, wie wir es heute waren, geht mich das – meiner Meinung nach – sehr wohl etwas an.“
„Du bist nicht altmodisch.“
Diese Feststellung entlockte ihm ein amüsiertes Lächeln. „Da magst du recht haben. Aber merkwürdigerweise berührt es mich, dass du ausgerechnet mich als deinen ersten Mann ausgewählt hast.“
„Weil es Balsam für dein Ego ist?“
„Nein, weil ich es für etwas Besonderes halte.“
Dieser Satz klang so ehrlich, dass sich Cats Herz unwillkürlich verkrampfte. „Nicht, Nicholas“, sagte sie bestürzt, so als hätte er einen wunden Punkt getroffen.
„Was nicht?“
„Täusche mir nichts vor!“ Ihr Gesichtsausdruck war so ernst, dass Nicholas seine Antwort im Hals stecken blieb. „Die Tatsache, dass es mein erstes Mal war, ist schmeichelhaft für dich. Aber wir beide wissen, dass sich hier nichts Außergewöhnliches abspielt. Du erlebst so etwas womöglich jede Woche mit einer anderen Frau.“
Er lachte kurz. „Nein, da kann ich dich beruhigen.“
Cat wirkte beinahe erleichtert und lächelte schüchtern.
„Ich will nicht abstreiten, dass ich schon mit vielen Frauen ausgegangen bin. Aber eine pro Woche ist maßlos übertrieben“, setzte er schmunzelnd hinzu. „Ich muss mir schließlich noch genug Energie bewahren, um meinen Job zu machen.“
Jetzt musste auch Cat lachen.
Ihr Lachen war hell und mitreißend, wie Nicholas fand. Es brachte ihre Augen voll Wärme und Herzlichkeit zum Leuchten. Falls es stimmte, dass Augen die Fenster zur Seele eines Menschen waren, hatte er Cat möglicherweise völlig falsch eingeschätzt.
Dieser Gedanke war ihm nicht gerade willkommen. Wieso konnte er sich plötzlich nicht mehr auf seine Menschenkenntnis verlassen?
„Erzähl mir ein bisschen von dir!“, ermunterte er sie.
Sofort meldete sich Cats Misstrauen. „Wozu?“
Er zuckte die Schultern. „Warum nicht? So etwas tun normale Leute doch, wenn sie zusammen zu Abend essen, oder etwa nicht?“
„Wir haben aber keine solche Beziehung“, widersprach sie knapp. Er sollte bloß nicht so tun, als würde er sich in irgendeiner Form ernsthaft für sie interessieren! Wenn sie schon ihr sinnliches Begehren nicht
Weitere Kostenlose Bücher