Eine stuermische Affaere
trüber als das herbstliche Wetter.
„Auf Leitung zwei ist ein Gespräch für dich“, informierte sie eine der Sekretärinnen, als Cat sich wieder hinter ihren Schreibtisch setzte.
„Wer ist es?“
„Keine Ahnung. Hat man mir nicht gesagt.“
Mit beiden Händen fuhr Cat sich durch die Haare und atmete tief durch, bevor sie zum Telefonhörer griff. „Cat McKenzie, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Oh, da fällt mir eine ganze Menge ein, Catherine.“ Nicholas’ tiefe, warme Stimme durchfuhr Cat buchstäblich bis tief in ihr Inneres.
Erinnerungen wurden wach. Erinnerungen daran, wie sie sich auf dem Rückflug von Venedig im Flugzeug geliebt hatten. Und daran, wie sie ihm in den vergangenen Wochen seit ihrem Aufenthalt in Italien zu Füßen gelegen hatte. Wann immer er mit den Fingern schnippte, schien sie sofort zur Stelle zu sein. Obwohl sie sich immer wieder vornahm, die Sache zu beenden, schaffte sie es einfach nicht.
Dann war er geschäftlich in die Schweiz geflogen, und sie hatte geglaubt, dass damit ihre Affäre beendet sei. Fünf Tage lang war er fort gewesen und hatte nicht einmal angerufen. Cat redete sich ein, dass es so das Beste für sie beide war. Aber nun seine Stimme zu hören, bewies ihr, wie falsch sie damit gelegen hatte.
„Hallo, Nicholas. Wo bist du?“ Sie bemühte sich um einen kühlen Tonfall.
„Zurück im Londoner Hotel.“
„War deine Geschäftsreise erfolgreich?“
„Es geht so. Alles war ziemlich hektisch. Was ist mit dir? Hast du mich vermisst?“
Seine Arroganz reizte sie immer wieder. „Dafür war ich selbst auch zu beschäftigt.“
„Klingt ganz so, als ob wir beide ein wenig Entspannung gebrauchen könnten. Wie wäre es, wenn ich dir einen Wagen vorbeischicke und wir hier zusammen im Hotel essen?“
Er denkt wirklich, er kann mich nach Belieben an seine Seite rufen, überlegte sie. Kein Wunder, nach den letzten Wochen!
Cat hatte die Zeit mit ihm in vollen Zügen genossen. Aber mittlerweile liefen die Dinge schon zu lange nur in seinem Sinn. Das musste aufhören!
„Eigentlich passt es mir heute nicht so gut. Ich muss bis sieben arbeiten und habe noch ein paar wichtige Besprechungen vorzubereiten. Und wenn ich nach Hause komme, möchte ich früh zu Bett gehen, ich bin hundemüde.“ Das mit der Arbeit stimmte. Aber wenn Cat ehrlich war, wollte sie sehr viel lieber die Nacht mit Nicholas verbringen.
„Früh ins Bett klingt auch für mich verlockend“, erwiderte er mit rauer Stimme. „Mein Fahrer könnte dich direkt vom Büro abholen.“
„Was würden die Leute denken?“, sagte sie mit gespielter Entrüstung und spähte zur Tür. Sie wollte auf keinen Fall, dass einer ihrer Kollegen etwas von diesem Telefonat mitbekam. „Wir hatten uns doch darauf geeinigt, unsere Treffen geheim zu halten.“
„Stimmt.“
„Das funktioniert aber nicht, wenn vor dem Bürogebäude eine weiße Stretchlimousine auf mich wartet, oder?“
Das brachte ihn zum Lachen. „Lass dir etwas einfallen! Sag meinetwegen, dass ich die Kampagne noch einmal mit dir durchgehen möchte!“
„Dann wird meine Chefin genau wissen wollen, was besprochen wurde. Vor allem, ob du dich in Bezug auf die weiteren Anzeigen bereits entschieden hast.“
„Dann sag ihr, ich denke darüber nach“, wich er aus.
„Tust du das auch?“
Es folgte eine kurze Pause. „Im Augenblick nicht, nein. Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich will erst den Erfolg der ersten Reihe abwarten, bevor ich weitere Pläne mache.“
„Verständlich, aber genau deshalb will ich das Thema hier nicht noch absichtlich auf den Tisch bringen. Lass uns den heutigen Abend verschieben. Ich fühle mich sowieso nicht besonders gut.“
„Wieso? Was hast du denn?“
„Vielleicht bin ich nur übermüdet.“ Sie sah hoch, als eine ihrer Kolleginnen zur Tür hereinkam und auf ihren Schreibtisch zusteuerte. „Ich muss jetzt Schluss machen, ich habe zu tun. Ruf mich nächste Woche an, wenn du Zeit hast!“
Mit diesen Worten legte sie auf.
Allerdings konnte sie sich kaum auf das konzentrieren, was ihre Kollegin Claire von ihr wollte. In Gedanken war sie noch immer bei Nicholas. Inzwischen bereute sie zutiefst, ihn abgewürgt zu haben, denn sie vermisste ihn wirklich. Es war lachhaft, sie wollte nicht so schwach sein. Und sie musste tatsächlich darauf achten, im Büro kein größeres Aufsehen zu erregen.
Eine Affäre mit einem Großkunden würde ein schlechtes Licht auf ihre Arbeit werfen. Es wurde nicht gern gesehen, wenn man
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