Eine stuermische Affaere
liegen können. Mich hat man genauso betrogen wie die Menschen hier auf der Insel. Ich habe Michael gutgläubig Geld gegeben, weil ich es für eine saubere Investition hielt. Er aber hat es für seinen Betrug benutzt. Als ich davon erfuhr, war es bereits zu spät.“
„Mir ist klar, dass ich dich falsch eingeschätzt habe, und das tut mir unbeschreiblich leid.“ Nicholas’ Gesichtsausdruck war ernst. „Ich habe nicht genug Selbstvertrauen gehabt, um auf die Stimme meines Herzens zu hören.“
„Werd nicht theatralisch, Nicholas“, fuhr sie ihn gereizt an. „Das funktioniert nicht. Ich kenne Männer wie dich. Schon einmal bin ich jemandem begegnet, der vorgab, nichts über meine Lebensumstände zu wissen. Angeblich liebte er mich um meiner selbst willen. Nach sechs Monaten habe ich ihm schließlich voll und ganz vertraut und ernsthafte Gefühle für ihn entwickelt. Dann fand ich heraus, dass das alles ein ausgefeilter Plan war. Meine lieben Verwandten wollten mit allen Mitteln an mein Geld kommen. Weißt du, was für ein Fluch diese Erbschaft ist? Menschen belügen dich und täuschen Gefühle vor, die sie gar nicht haben!“
„Du wirst dich wundern, aber ich weiß tatsächlich, wie sich so etwas anfühlt“, gab er grimmig zurück.
„Um so furchtbarer, dass du dich dann genauso benimmst.“
„Ich habe dir nie Liebe vorgespielt, Catherine.“
„Wie wolltest du deinen Heiratsantrag denn begründen?“, wollte sie wissen. „Komm mit mir, und wir werden lebenslang heißen Sex miteinander haben?“
Betroffen verzog Nicholas das Gesicht. „Keine Ahnung, was ich sagen wollte. Ich weiß nur, dass immer, wenn ich dich in meinen Armen gehalten habe, alle Rachegedanken verflogen sind.“
„Lügner.“
„Es stimmt. Ich habe etwas für dich empfunden, und gleichzeitig habe ich mich dagegen gewehrt. Meine ganzen Pläne sind dadurch komplett durcheinandergeraten.“
„Das klang gestern am Telefon aber nicht so, als hättest du irgendwelche Bedenken“, spottete sie. „Du hast ja bereits einen Ehevertrag aufsetzen lassen.“
„Weil ich in meiner ersten Ehe schlechte Erfahrungen gemacht habe“, erklärte er hastig. „Ich bin vielleicht zynisch und übervorsichtig, aber eines weiß ich ganz genau: Ich will dich um jeden Preis an meiner Seite haben, Catherine. Ich will dich nicht verlieren“, fügte er rau hinzu.
„Zehn Punkte dafür, wie du dich aus der Affäre windest“, lobte sie ihn sarkastisch. „Deshalb bist du vermutlich so reich. Du kannst Menschen manipulieren, bis sie nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. Du versprichst ihnen alles, nur damit sie nach deinem Willen funktionieren. Und wenn du dann entlarvt wurdest, suchst du dir das nächste Opfer.“
„Glaubst du wirklich? Wieso bin ich dann noch hier? Ich will dich immer noch heiraten, meinetwegen auch zu deinen Bedingungen. Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass du zustimmst.“
„Für wie naiv hältst du mich eigentlich?“, schrie sie unbeherrscht.
„Ich will dich heiraten und mein Leben mit dir verbringen, Catherine, weil ich die liebe!“ Jetzt war es heraus. „Dieser Antrag hat nichts mit meinen ursprünglichen Racheplänen zu tun.“
Cat schüttelte den Kopf. „Kaum zu glauben, dass du auch dann noch weitermachst, wenn du als Lügner enttarnt worden bist.“
„Ich lüge nicht. Ich will nichts mit dem McKenzie-Erbe zu tun haben, das musst du mir glauben. Das Geld wäre für mich doch ohnehin kaum von Bedeutung. Das Waisenhaus kann ich so oder so unterstützen.“
Sie wandte sich von ihm ab und starrte tränenblind aus dem Fenster.
„Ich habe mich dir gegenüber schrecklich verhalten. Aber du sollst wissen, dass mein größter Fehler war, nicht auf mein Herz zu hören. Ich liebe dich, Cat, glaube mir, bitte!“
Ihr Hals war wie zugeschnürt.
„Und ich vertraue dir“, fuhr er fort. „Ich habe den Ehevertrag heute Morgen zerrissen. Alles, was ich besitze, soll dir gehören.“
„Oh, wie großzügig. Ich will nichts von dir.“
„Bitte verzeih mir doch!“
Cat stand noch immer stocksteif am Fenster und starrte schweigend hinaus.
„Siehst du das Land dort draußen?“, fragte Nicholas plötzlich. Er trat an ihre Seite und zog die Vorhänge zurück. „Es bedeutet den Bewohnern dieses Dorfes unendlich viel – genau wie der Familie, die mich als Waisenkind adoptiert hat. Sie haben es mir anvertraut, damit ich es rette. Und ich habe deinem Vater vertraut und bin einen Vertrag mit ihm eingegangen, den er
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