Eine stuermische Braut
seinen Blick. Zwang sich, den Moment zu genießen, die Offenheit.
»Ich verstehe. Du willst mir nur versichern, dass es dich nicht abstößt, wenn ich den Säbel schwinge.« Sie legte die Hand auf seinen Arm und drückte ihn sanft. »Ich weiß, dass es dir nichts ausmacht. Dass du deshalb nicht schlechter über mich denkst. Aber ...« Im Dämmerlicht versuchte sie, in seinen Augen zu lesen. Unmöglich. »Glaub mir, manche Menschen sehen es anders. Viele Menschen. Der größte Teil der Gesellschaft. Nein, das solltest du nicht abstreiten.
Versuch nicht, mir etwas anderes weiszumachen, denn ich kenne mich aus.« Sie hielt seinen dunklen Blick fest. »Ich bin nicht die angemessene Ehefrau für den Sohn eines Earls, und ich werde es auch nie sein. Ja, ich weiß, dass Penny gern in Hosen im Sattel sitzt, und bestimmt würde sie auch gern mal ein Schwert schwingen, aber darum geht es nicht. Sie ist nicht nur wohlgeboren, sondern auch wohlerzogen, und kann all das tun, was ich nicht kann. Diese gesellschaftlichen Dinge, also in den Salons der Herzoginnen hübsch und nett zu sein, an Bällen teilzunehmen und zu wissen, welche Worte man wann zu sprechen hat.«
Sie hielt inne und atmete tief durch.
»Ich bin, wer ich bin«, fuhr sie sanft fort, »und ich kann mich nicht ändern. Nicht nur weil es mir schwerfallen würde, sondern weil ich für all jene, die von mir abhängig sind, genau diejenige sein muss, die ich jetzt bin. Ich darf mich gar nicht ändern.«
Noch einmal hatte er den Mund geöffnet, ihn aber auf ihren Befehl hin wieder geschlossen, und ließ sie ohne Unterbrechung weitersprechen, denn er hatte so eindringlich gelauscht, wie sie es sich nur wünschen konnte. Mit einem leichten Stirnrunzeln schaute er immer noch zu ihr hinunter.
Logan zwang sich, seine Hände entspannt und leicht umschlossen zu lassen. Gerade hatte sie ihm die perfekte Einleitung verschafft, ihr die Wahrheit über seine Geburt zu gestehen, aber ... sie hatte immer noch nicht alles gesehen, was er ihr hatte zeigen wollen, bevor er ihr die Wahrheit sagte. Hatte nicht alle Faktoren gesehen und konnte daher auch nicht alle kennen, die seiner Auffassung nach notwendig waren, um sie jenseits aller Zweifel zu überzeugen, dass es genau das Richtige für sie war, einen wohlgeborenen Bastard zu heiraten.
Er beschwor sich, ungeachtet all dessen jetzt zu sprechen. Und doch ... schlichte Angst, die in all ihrer Schlichtheit nichts war als ein kalter, eiserner Schraubstock, hielt ihn zurück. Nein, er sollte es lieber nicht wagen. Schon der Gedanke daran zu scheitern, es ihr zu erklären, jagte ihm einen Frostschauder über den Rücken. Schüttelte ihn durch. Zu sehr brauchte er sie als ... als seine Frau.
»Ich möchte nicht, dass du dich veränderst.« Er hielt ihren Blick fest. »Ich will dich genau so, wie du bist. Als weibliche Freibeuterin eines Kaperschiffs, als Königin auf Mon Coeur. Ich schätze all das, was du jetzt bist, schätze dich, wie du jetzt bist, und die Wahrheit, wirklich die ganze Wahrheit ist, dass ich jeden bekämpfen würde, der versucht, dir Veränderungen aufzuzwingen.«
Seufzend verzog sie die Lippen.
»Wie soll das funktionieren? Wie soll ich den Bedürfnissen Genüge tun, sobald du deine rechtmäßige Stellung wieder eingenommen hast?« Sie breitete ihre Arme aus. »Wie soll ich als diejenige, die ich bin, mich in die Stelle einpassen, die für deine Ehefrau geschmiedet worden ist?«
»Da gibt es keine geschmiedete Stelle.« Er presste die Kiefer zusammen. »Und falls doch, dann werde ich das Eisen brechen.« Er umrahmte ihr Gesicht mit seinen Handflächen. Musterte sie aufmerksam und ließ den Blick über die geliebten Züge schweifen. Schaute ihr schließlich in die Augen. »Ich zerbreche jede Form und schmiede sie neu. Damit sie dir passt. Nur dir. Du bist die Lady, die ich will. Du bist alles, was ich will. Alles, was ich jemals brauchen werde, für jetzt und für immer. Ich weiß, dass du noch nicht erkennen kannst, wie und warum das möglich sein soll ... wie und warum es funktionieren kann, dass wir beide verheiratet und für immer verbunden sind. Hier und jetzt kann ich es dir auch nicht erklären. Das werde ich aber tun, sobald wir diese Sache heil hinter uns gebracht haben. Sobald wir auf Elveden sind und Zeit haben.« Immer noch hielt er ihren Blick fest und hoffte, seine Gewissheit auf sie übertragen zu können. »Vertrau mir. Du bist die Lady, die ich will. Niemand anders will ich haben, und ich werde
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