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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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bestimmt sehen wollen.« Shrewton öffnete den Mund und wollte lospoltern, aber Royce beruhigte ihn. »Der Mann war ein bekannter Gefährte Ihres Sohnes in Bombay. Hat Roderick Ihnen jemals von einem Freund namens Daniel Thurgood berichtet?«
    »Was?« Die Erschütterung stand dem Earl ins Gesicht geschrieben; er sah vollkommen überrascht aus. »Thurgood?«
    Royce nickte.
    »Waren Sie mit Daniel Thurgood bekannt?«
    Der Earl schaute auf seine Schreibunterlage.
    Als sein Vater nicht antwortete, räusperte sich Kilworth, der inzwischen hinter seinem Vater links an dessen Stuhl stand.
    »Wollen Sie sagen, dass es sich bei der Leiche, die Sie mitgebracht haben, um Daniel Thurgood handelt?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Royce richtete den Blick wieder auf den Earl.
    »Ja.«
    Der Earl weigerte sich immer noch, den Blick zu heben.
    Das Schweigen dehnte sich.
    Royce war ein wenig überrascht, dass Kilworth es brach. Er schaute nach unten auf seinen Vater und fragte in neutralem Tonfall:
    »Wollen Sie es ihm sagen? Oder soll ich?«
    Der Earl drehte den Kopf hin und her. Royce konnte zwar nicht viel erkennen, aber doch, dass er das Gesicht störrisch verzogen hatte - als wollte er leugnen.
    »Der Mann bedeutete mir nichts«, brummte er.
    Seufzend richtete Kilworth sich auf und schaute Royce in die Augen.
    »Thurgood war der leibliche Sohn meines Vaters.«
    Royce nickte.«Das heißt, sowohl Roderick als auch Daniel Thurgood waren Söhne Ihres Vaters.« Es war keine Anmerkung, sondern eine Behauptung.
    Weder Kilworth noch der Earl antworteten.
    Royce schwieg ebenfalls einen Moment, bevor er fortfuhr.
    »Wir haben die Leiche, die wir für Daniel Thurgood halten, in die Obhut Ihrer Dienerschaft gegeben. Inzwischen sollten sie den Leichnam irgendwo aufgebahrt haben. Ich möchte Sie bitten, sich ihn anzusehen, und zwar jetzt, in unserer Gegenwart, um zu bestätigen, dass es sich tatsächlich um Ihren leiblichen Sohn Daniel Thurgood handelt.«
    Der Earl schaute kurz auf, traf auf Royce’ Blick und nickte zögernd.
    »Sehr gut.«
    Er erhob sich und führte den Besuch hinaus. Kilworth blieb zurück, winkte die anderen zu sich heran und bildete mit ihnen das Schlusslicht, als der Earl sie in die alte steinerne Waschküche führte. Rodericks Körper, der jetzt eingehüllt und für die Beerdigung vorbereitet war, lag auf der Bank; dahinter in der Dämmerung lag der Leichnam Larkins’, genauso präpariert, aber weniger aufwendig eingehüllt.
    Der Verwalter des Earls hatte die Leiche von Daniel Thurgood auf die Bank legen lassen, die im rechten Winkel zu Rodericks stand. Auf Royce’ Anweisung hatte man den Dolch stecken gelassen. In dem kleinen Zimmer brannten viele Kerzen.
    Der Earl stand an der Längsseite der Bank und blickte hinunter auf ein Gesicht, das, wie Royce sich eingestehen musste, dem Earl sogar noch ähnlicher war als Rodericks. Ein kurzer Moment verstrich. Dann machte der Earl einen nicht ganz gleichmäßigen Atemzug.
    »Ja.« Er nickte. »Das ist der Leichnam meines leiblichen Sohnes Daniel Thurgood.«
    Royce stand ein kleines Stück von der Bank entfernt, als er fragte:
    »Können Sie sich vorstellen, was das für eine Sache ist, mit der Ihre Söhne in Indien zu tun hatten?«
    »Nein. Wie bereits gesagt, ich habe keine Ahnung.«
    »Können Sie sich erinnern, dass Roderick jemanden erwähnt hat, dem er außer Thurgood besonders nahe war, hier oder in Indien?«
    »Er hat Thurgood niemals erwähnt!« Der Earl presste die Lippen aufeinander. »Verdammt, ich hatte doch gar keine Ahnung, dass sie sich überhaupt kannten. Und wenn ich noch nicht einmal darüber Bescheid wusste ... dann kann ich auch nichts wissen, was daraus folgt.«
    »Haben Sie noch weitere Söhne, derer ich mir nicht bewusst bin?«
    »Nein.« Der Earl deutete auf die beiden Leichen. »Meine Söhne sind tot.« Er hielt inne und deutete mit einer Kopfbewegung auf Kilworth, der einen Schritt entfernt auf der anderen Seite stand.
    »Nun, außer ihm natürlich, aber ich kann nicht ganz glauben, dass er wirklich von mir ist.«
    Kilworth verdrehte die Augen, reagierte sonst aber nicht auf die Beleidigung. Aus Minervas, Clarice’ und Letitias Äußerungen schloss Royce, dass es sich um ein altes Lied handelte, dem die Salons keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenkten. Der Earl hatte nur gemeint, dass Kilworth sowohl dem Aussehen als auch dem Charakter nach ganz seiner Mutter entsprach und dass es ihm daher an jener Boshaftigkeit mangelte, die sonst in der Familie

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