Eine stuermische Braut
hatte er das Bedürfnis verspürt, eine Frau als »seine« zu bezeichnen.
Und doch, bei Linnet Trevission verspürte er dieses Bedürfnis.
Hatte die geistige Umnachtung ihn vielleicht verändert?
Trotzdem ... warum ausgerechnet sie?
Zugegeben, unter ihm fühlte sie sich besser an. Passte besser zu ihm, entsprach ihm mehr - mehr als jede andere Frau, die er je zuvor gekannt hatte. Und doch ...
Ja, wenn sein Gedächtnis wieder voll und ganz funktionierte, dann würde er vielleicht diesen urtümlichen Drang verlieren, sie zu ergreifen und nie wieder loszulassen.
Vielleicht.
Logan sog den Atem ein und löste seinen Körper von ihr - trennte seine feuchte Haut zögernd von ihrer - und rutschte neben sie, wo er auf dem Rücken liegen blieb. Ihm war nur zu bewusst, dass die Wunde an seiner Flanke sich noch nicht erholt hatte; er spürte, wie es dort nach der jüngsten Anstrengung stach und pulsierte, war sich aber auch ziemlich sicher, dass nichts aufgeplatzt war.
Frostige Luft fuhr spielerisch über seine Haut, die langsam abkühlte; zuvor hatte er die Temperatur gar nicht bemerkt. Er schnappte sich die Decke und deckte sie beide zu. Linnet half mit geschwächter Hand.
Er grinste in sich hinein, lehnte sich zurück und ruhte einfach nur aus. Spürte mehr, als dass er wusste, wie lange es her war, dass er sich anschließend einfach nur zurückgelehnt hatte, und genoss die Wärme des Nachhalls und ließ sie langsam verklingen.
Den linken Arm konnte er nicht anheben, um sie zu umschlingen, jedenfalls nicht, ohne die Wunde zu strapazieren. Obwohl er bemerkte, dass sie wach war, drehte er sich auf die Seite und legte den rechten Arm um ihre Hüfte. Fühlte sich unglaublich getröstet, sie im Arm zu halten.
Linnet warf ihm einen raschen Blick zu, schaute aber sofort wieder weg, als sie bestätigt sah, dass er hellwach war. Ihm war klar, warum er ... warum er den Augenblick so sehr auskostete, nicht in einen Schlummer sinken und nichts vermissen wollte ... aber er wusste auch, dass er sie befriedigt hatte, im tiefsten Innern befriedigt und nach allen Regeln der Kunst so erfüllt, dass sie eigentlich im Koma liegen müsste ... es sei denn, sie dachte nach. Grübelte.
Und Logan vermutete, dass er auch wusste, worüber sie sich den Kopf zerbrach. Sie waren in das schwache Licht einer Kerze getaucht, aber es war doch so hell, dass Augen, die sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, ausreichend sehen konnten. Seine Miene wirkte leer, die Lippen ausdruckslos, und die Lider hatte er niedergeschlagen, als er murmelte:
»Deine anderen Liebhaber ... ich nehme mal an, dass sie nicht so ... einfallsreich waren wie ich.«
Linnet warf ihm einen leicht erschütterten Blick zu; die Erschütterung schwand allerdings, als er den Blick erwiderte. Es war eindeutig, dass sie annahm, er habe die Augen geschlossen, als sie seine Gesichtszüge musterte.
»Einfallsreich hätte ich es jetzt nicht genannt. Erfahren trifft es wohl eher.«
Er konnte lächeln, ohne zu verraten, dass er sie beobachtete.
»Verstehe. Wie viele hat es denn gegeben?«
Es blieb ein Geheimnis, warum er sie eigentlich ausfragte, zumal er es bei anderen Geliebten nicht getan hatte. Aber bei ihr ... wollte er es wissen.
»Drei«, antwortete sie, immer noch stirnrunzelnd.
»Nur drei?«
»Drei vor dir.« Sie verschränkte die Arme über der Decke und fügte beißend hinzu: »Drei waren genug, um mich zu überzeugen, dass die ganze Sache wenig empfehlenswert ist.«
Das wiederum ließ ihn die Augen aufreißen und sie anstarren - direkt in ihre blassgrünen Smaragdaugen. Sie konnte doch wohl nicht etwa meinen ...
»Drei Liebhaber? Drei Mal?« Das könnte erklären, warum er sie so unglaublich und so erregend eng erlebt hatte.
»Warum sollte ich der Sache weiter nachgehen, wenn ich nichts von ihr habe?«
»Nichts?« Er war völlig verblüfft, denn sie hatte auf herrlichste und schamloseste Weise auf ihn reagiert. »Was müssen das für Trottel gewesen sein.«
»Nein, waren sie nicht.« Sie zuckte die Schultern. »Nur ... nur nicht so einfallsreich wie du.«
Er hielt ihren Blick fest und spannte sich innerlich an. Wagte kaum zu atmen.
»Darf ich es so verstehen, dass du dich nicht weigern würdest, dich wieder auf mich einzulassen, so einfallsreich, fantasievoll und erfahren, wie ich bin?«
Linnet zögerte. Was ihn allerdings nicht so sehr überraschte, jetzt wo er sich ihre Situation ausmalen konnte. Natürlich war ihm klar, dass er keinen Druck ausüben,
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