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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich dir sage, dass wir ihn lebendig, aber in Selbstmitleid badend im Stall zurückgelassen haben?«
    Emily seufzte; Barnaby konnte spüren, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich. Sie lehnte sich fester an ihn.
    »Nein«, gestand sie.
    »Er ist eine erbärmliche Kreatur, und ich verabscheue ihn, aber ich will nicht, dass er tot ist … wenigstens nicht durch Ihre Hand.«
    Barnaby hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel.
    »Dann ist es ja nur gut, dass wir ihn am Leben gelassen haben, nicht wahr? Außerdem erfüllt es einen weiteren Zweck – wir haben ihm die Beseitigung von Ainsworths Leiche übertragen.«
    Emily stockte der Atem, als die Erinnerung an all das, was sich an diesem Abend zugetragen hatte, zurückflutete. Voller Reue sagte sie mit bebender Stimme:
    »Ich habe ein furchtbares Durcheinander angerichtet, nicht wahr? Alles, was Cornelia befürchtet hat, ist eingetreten, und ich habe ihr Schande bereitet … und Sie in eine schlimme Lage gebracht.« Mit gesenktem Kopf murmelte sie:
    »Ich werde einfach sagen, dass ich ihn getötet habe. Niemand muss erfahren, dass Sie und Lamb überhaupt hier waren.«
    Barnabys Arm legte sich fester um ihre schlanke Mitte.
    »Du hast zur Hälfte recht, Liebste. Niemand weiß, dass irgendwer von uns heute Nacht hier war.«
    Sie stieß ein bitteres kleines Lachen aus.
    »Und wie wollen Sie mein plötzliches Verschwinden erklären? Und meine Rückkehr mit Ihnen und Lamb, noch dazu in diesem Zustand?«
    »Dir, mein missgeleiteter Liebling, ist noch etwas eingefallen, was du Jeb unbedingt sagen musstest, nachdem er weggeritten war, du bist ihm nachgelaufen, ehe er ganz verschwunden war. Du hast eine Abkürzung durch den Wald genommen und hast gehofft, ihn einholen zu können, ehe er die Landstraße erreicht hat.«
    »Das ist die lachhafteste Geschichte, die ich je gehört habe«, stellte sie bissig fest. Neugier veranlasste sie dennoch zu der Frage:
    »Wie erklärt sich mein zerrissenes Kleid und warum ich so lange fort war?«
    »In der einbrechenden Dämmerung bist du gestürzt, hast dir dein Kleid zerrissen und den Knöchel verstaucht, was es für dich schwierig machte, zum Haus zurückzugehen. Lamb und ich, die sich ritterlich auf die Suche nach dir begeben hatten, haben dich auf einem Baumstumpf sitzend gefunden.« Unbekümmert fuhr er fort:
    »Und jetzt bringen wir dich nach Hause.« Als sie schwieg, erkundigte er sich:
    »Ich bin der Meinung, der verstauchte Knöchel ist ein genialer Einfall, oder? Natürlich wirst du ein paar Tage humpeln müssen, aber insgesamt betrachtet …«
    »Es könnte gehen«, erwiderte sie nach einer nachdenklichen Pause.
    »Jeffery wird nicht darauf erpicht sein, seine Beteiligung an den Geschehnissen heute Nacht in Umlauf zu bringen …« Sie klopfte sich mit dem Finger an die Unterlippe.
    »Walker und die anderen Dienstboten werden natürlich Bescheid wissen, aber sie werden nichts sagen.« Ihre Miene hellte sich auf.
    »Und wenn Jeffery so dumm ist, etwas anderes zu behaupten, steht letztlich unser Wort gegen seines, oder?«
    »Allerdings«, antwortete Barnaby, »und wer wird schon glauben, dass Viscount Joslyn – auch wenn er ein Amerikaner und daher seltsam ist – und sein Diener in so etwas verwickelt sein sollten?«
    Zum ersten Mal, seit Jeffery und Ainsworth aus dem Wald geprescht waren, spürte Emily, wie sich der Knoten der Angst in ihr lockerte und schließlich auflöste. Joslyn würde nicht die Schuld an dem Vorgefallenen bekommen, und Cornelia würde ihren Nachbarn hocherhobenen Hauptes gegenübertreten können: Ihre Großnichte hatte der Familie keine Schande gemacht.
    Ihre Wange an seine breite Brust gepresst lauschte Emily dem stetigen Schlag seines Herzens, Dankbarkeit und noch ein anderes Gefühl, mächtig und verwirrend, erfüllten sie. Er hat mich gerettet , überlegte sie müde, und schmiegte sich unbewusst fester in seine Arme. Kurz bevor der Schlaf sie übermannte, ging ihr der Gedanke durch den Sinn, dass es nur gut war, dass er es nicht ernst gemeint hatte mit dem Heiraten … auch wenn es nicht so schlimm wäre, mit ihm verheiratet zu sein.
    Der Umzug nach Windmer e verlief nicht reibungslos. Sobald Emily zu Hause war und alle sich vergewissert hatten, dass es ihr gut ging, nachdem sie ihr zerrissenes Kleid ausgezogen und ein neues angelegt hatte und sie sich die Haare gekämmt hatte, fühlte sie sich gleich viel besser, und verkündete, es gebe keinen Grund mehr, auf Windmere Zuflucht zu suchen. Damit konnte sie

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