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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich aber nicht durchsetzen, zumal Cornelia sich auf Barnabys Seite schlug.
    »Ainsworth mag nicht länger eine Bedrohung für uns darstellen«, pflichtete ihm Cornelia bei, »aber ich kann nicht erkennen, inwieweit es schaden könnte, die freundliche Einladung Seiner Lordschaft anzunehmen.« Sie strahlte Barnaby an, der in der Nähe saß.
    »Wir schulden ihm eine Menge, und es käme mir schäbig vor, seine Großzügigkeit derart zu vergelten – und umso mehr, wenn alles gepackt und die Kutsche fertig beladen ist und auf der Auffahrt wartet.«
    Emily musterte Cornelia und Joslyn argwöhnisch. Sie waren, entschied sie, für ihren Geschmack viel zu vertraut miteinander. Nachdem sich Cornelia persönlich davon überzeugt hatte, dass Emily tatsächlich nicht zu Schaden gekommen war, hatte sie sie in Sallys Obhut gelassen und war in den Grünen Salon zu Joslyn zurückgekehrt. Emily hätte ein kleines Vermögen dafür gegeben, zu erfahren, worüber sie in ihrer Abwesenheit gesprochen hatten; sie konnte das ungute Gefühl nicht abschütteln, dass sie das Gesprächsthema gewesen war. Immer noch ein wenig erschüttert von dem, was sie durchgemacht hatte, und angesichts von Cornelias Wechsel in das andere Lager sowie der unermesslichen Dankbarkeit, die sie Joslyn schuldete, hatte Emily ihren Widerstand aufgegeben.
    Als sie am nächsten Tag auf Windmere in dem prächtigen Schlafzimmer aufwachte, das ganz in Rosa- und Elfenbeintönen eingerichtet war, erkannte sie einen schrecklichen Moment lang ihre Umgebung nicht wieder. Sie lag schreckensstarr da. Kam Ainsworth gleich durch die Tür, um da weiterzumachen, wo er gestern aufgehört hatte?
    Sie fuhr auf, und ihr Herz klopfte laut und heftig. Während ihr Blick über die eleganten Bettvorhänge aus elfenbeinfarbener Seide mit aufgesticktem Rosenmuster glitt, die zu beiden Seiten des Himmelbettes hingen, den in den gleichen Farben gehaltenen Teppich auf dem Boden und die anmutigen Möbel, erkannte sie, dass sie auf Windmere war und in Sicherheit. Das Zuhause von Viscount Joslyn war ihr nicht gerade fremd, aber ihre früheren Besuche hier waren immer nur nachbarschaftlicher Art gewesen und hatten dem früheren Lord Joslyn gegolten. Sie war nie über Nacht geblieben – oder auf die ausdrückliche Einladung des Besitzers hin. Ihr Herzschlag beruhigte sich wieder, Emily schob sich eine silbrige Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte sich, was der Tag ihr wohl bringen würde.
    Cornelia war ganz in ihrem Element gewesen, als sie letzte Nacht hier eintrafen; die zuvorkommende unaufdringliche Bedienung durch das Personal in seiner grün-hellgelben Livree hatte sie als selbstverständlich genommen, als man ihr aus der Kutsche ins Haus half. Peckham hatte sich durch nichts anmerken lassen, dass es vielleicht doch etwas ungewöhnlich wäre, wenn Seine Lordschaft mit zwei Damen aus der Nachbarschaft als Gäste heimkehrte. Nachdem er ihnen ihre Umhänge abgenommen hatte, klatschte er in die Hände und befahl, ihre Koffer und Hutschachteln nach oben zu bringen.
    Barnaby warf nur einen Blick auf Emilys blasses Gesicht und schlug vor, dass die Damen sich vielleicht gleich für die Nacht zurückziehen sollten. Mit einem Lächeln zu den beiden Damen sagte er milde:
    »Es besteht keine Notwendigkeit, heute Abend meinen Cousins und mir Gesellschaft zu leisten. Morgen ist früh genug dafür.«
    Emily wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder gekränkt, dass sie und Cornelia wie ein paar kleine Kinder zu Bett geschickt wurden, aber sie beschwerte sich nicht. In ihrem prachtvollen Schlafzimmer hatte sie ein fröhliches junges Dienstmädchen erwartet, das frisch und unverbraucht wirkte.
    »Guten Abend, Miss«, hatte die junge Frau gesagt. Mit einem Lächeln, das ein Grübchen auf ihre Wange zauberte, fügte sie hinzu:
    »Ich bin Kate und werde Ihre Zofe sein, solange Sie hier sind.«
    Normalerweise wäre es Emily unbehaglich gewesen, sich von einer Fremden bedienen zu lassen, aber Kate war so flink und geschickt, dass Emily, die erkannte, dass sie wohl müder und erschöpfter war, als sie zunächst gemerkt hatte, nichts gegen ihre Hilfe einzuwenden hatte. Als Emily schließlich im Bett lag, war Kate mit einem letzten Lächeln gegangen.
    Allein in dem fremden Zimmer hatte Emily eigentlich befürchtet, dass sie nach dem Erlebten und trotz ihrer wundersamen Rettung keinen Schlaf finden würde, aber das war nicht der Fall gewesen. Nach ein paar rastlosen Augenblicken hatte sie sich entspannt und

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