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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihnen das Recht, meinen Gasthof zu verwüsten, in ein Privatzimmer einzudringen und den Gentleman zu stören, der es gemietet hat?« Mrs Gilbert schnaubte abfällig.
    »Und wer, bitte, ist diese ›zuverlässige Quelle‹?«
    Mit rot angelaufenem Gesicht versetzte Jeffery:
    »Das geht Sie nichts an!«
    Mrs Gilbert kam weiter ins Zimmer und blieb erst stehen, als sie dicht vor Townsend angekommen war.
    »Sie irren, Sir«, sagte sie.
    »Jede ›Quelle‹, die bösartige Lügen über die liebe Miss Emily verbreitet und der Grund ist, weshalb meine Gäste gestört werden und mein Gasthof Schaden nimmt, geht mich eindeutig etwas an.«
    Darauf bedacht, möglichst rasch zu entkommen, und da er sich mehr und mehr wie ein Narr vorkam, erklärte Jeffery beinahe kleinlaut:
    »Ich werde allen Schaden zahlen, und bei Seiner Lordschaft habe ich mich bereits entschuldigt.«
    Mrs Gilbert blickte zu Barnaby, der seinerseits lächelte und eine Hand hob. Er konnte einen Anflug von Belustigung über ihre Züge huschen sehen, ehe sie sich wieder zu dem Squire umdrehte.
    Mit einem energischen Blick für Townsend sagte sie:
    »Nun gut. Ich werde morgen Nachmittag eine Rechnung für Sie fertig haben und erwarte, dass sie in Gänze beglichen wird.« Sie machte einen Schritt nach hinten.
    »Und nun würde ich es begrüßen, wenn Sie den Raum verließen, ehe ich mich gezwungen sehe, den Konstabler zu holen und mich offiziell über Sie zu beschweren.«
    Barnaby beobachtete, wie Jeffery darum rang, seinen Zorn zu zügeln, angesichts dieser neuerlichen Beleidigung. Es war haarscharf, aber am Ende nickte der Squire knapp und verbeugte sich so gefasst wie unter den Umständen möglich in Barnabys Richtung, begab sich zur Tür und ging – mit verständlicher Hast.
    Nachdem er weg war, schloss Mrs Gilbert die Tür und verriegelte sie. Freundlich lächelnd kam sie zu Barnaby und stellte sich neben das Bett.
    »Wir sind also Lord, ja?«, fragte sie leichthin.
    »Äh, ja, ich fürchte, das entspricht den Tatsachen«, erwiderte Barnaby. Mit leicht geröteten Wangen verkündete er:
    »Viscount Joslyn.«
    Mrs Gilbert nickte.
    »Ah, ja, der Amerikaner. Wir haben gehört, dass jemand aus Amerika den Titel geerbt hat.« Sie lachte.
    »Mr Mathew war ziemlich wütend, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Dessen bin ich mir wohl bewusst«, erwiderte Barnaby trocken.
    »Er hat sich größte Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass ich mir über seine Gefühle keine Illusionen mache.«
    Mrs Gilbert lächelte.
    »Ach, kümmern Sie sich nicht um Mr Mathews arrogante Art. Im Grunde seines Wesens ist er ein anständiger Kerl – manchmal ein wenig anmaßend, aber wenn er seine Enttäuschung erst einmal überwunden hat, wird er Ihnen ein guter Freund sein.« Ihre Lippen wurden schmal.
    »Im Gegensatz zu dem hohlköpfigen Geck, der gerade den Raum verlassen hat.«
    Er stimmte ihr bezüglich des Squire zu, aber an ihrer Einschätzung seines Cousins hegte er Zweifel. Bislang war ihm Mathew wenig freundschaftlich erschienen – ganz im Gegenteil. Und er glaubte auch nicht, dass Mathew ihm irgendwann in näherer Zukunft die Hand zur Freundschaft reichen würde – wenn überhaupt jemals. Was ihn kein bisschen störte. Bis zu seiner Ankunft in London im Oktober hatte er nie einen der Joslyns zu Gesicht bekommen. Genau genommen hatte er nur eine sehr vage Idee bezüglich des englischen Zweiges der Familie – soweit es ihn anging, konnte die ganze Bande zum Henker gehen. Sie hatten jedenfalls nichts getan, um in ihm wärmere Gefühle für sie zu wecken. Er schnitt eine Grimasse. Die Schuld lag allerdings nicht nur bei ihnen, sondern auch bei ihm; er hatte zugelassen, dass er sich über sie ärgerte, und hatte im Gegenzug sein Möglichstes getan, sie gegen sich aufzubringen.
    Weil sie seine Grimasse sah, fragte Mrs Gilbert:
    »Haben Sie Schmerzen? Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?«
    Barnaby schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, als sich das Zimmer um ihn zu drehen begann.
    »Nein«, antwortete er, »es geht mir gut. Mir ist nur ein wenig schwindelig.« Er lächelte charmant.
    »Sie und Ihre Familie haben mir bereits einen großen Gefallen getan, und dafür bin ich dankbar. Ich schulde Ihnen mein Leben.«
    Ein Windstoß fuhr kreischend um die massiven Steinwände des Gasthauses, und Regen prasselte laut gegen die Fensterscheiben, erinnerte sie beide an den Sturm, der draußen immer noch tobte.
    Interessiert erkundigte sie sich:
    »Wie kam es eigentlich, dass Sie

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