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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorgefallen ist, so schulde ich Ihnen doch zu viel, um Sie weiter zu bedrängen.«
    Erleichterung malte sich auf Mrs Gilberts Zügen.
    »Gesprochen wie ein wahrer Gentleman«, verkündete sie und stand auf.
    »Und nun, wenn Sie mich entschuldigen wollen, muss ich nach unten gehen und nachsehen, wie es dort steht.« Sie nickte ihrer Tochter zu.
    »Wenn Sie sonst noch etwas benötigen, Flora wird sich darum kümmern. Gute Nacht, Mylord.«
    Mit nachdenklicher Miene räumte Flora das benutzte Geschirr und seinen Löffel auf das Tablett und sagte, nachdem sich die Tür hinter ihrer Mutter geschlossen hatte:
    »Ma wollte nicht respektlos sein, es ist nur …«
    »Sie hat genug damit zu tun, das Schmuggelunternehmen am Laufen zu halten – da muss sie sich nicht auch noch mit mir herumärgern«, stellte Barnaby fest.
    Flora schnappte nach Luft und starrte ihn mit großen, runden Augen an.
    Trotz allem musste Barnaby lachen.
    »Warum wohl sonst sollte Jeb heute Nacht den Ärmelkanal überquert haben?«, entgegnete er ganz sachlich. »Ich mag ein Neuankömmling hier bei Ihnen sein, aber ich habe genug Geschichten gehört über den Schmuggelhandel in bestimmten Teilen Englands – und besonders in dieser Gegend hier. Mein jüngster Cousin Simon hat mich bereits gewarnt, bloß keinen … äh, Aufstand zu machen, falls ich irgendwelche Brandyfässer in meinen Ställen finde.« Flora schwieg, daher sprach er weiter:
    »Ich habe über meine Rettung durch Jeb heute nachgedacht. Da Schmuggeln die einzige logische Erklärung dafür ist, dass er heute da war, wo er war, als er mich erspäht hat, wird es das wohl sein.«
    Seine Worte beruhigten Flora nicht. Wenn überhaupt steigerten sie ihr Misstrauen höchstens. Sie wich einen Schritt zurück und beäugte ihn unsicher.
    »Nun gut«, fuhr er fort, »sagen Sie mir nichts, aber das mit dem Schmuggel habe ich ja ohnehin schon selbst herausgefunden. Miss Emily hingegen …«
    Flora fasste das Tablett, als erwöge sie, es ihm über den Kopf zu ziehen, und entgegnete hitzig:
    »Sie lassen Miss Emily heraus, verstanden? Sie hat schon genug Schwierigkeiten.«
    »Ich versuche doch gar nicht, sie oder auch Sie in Schwierigkeiten zu bringen. Ich versuche lediglich zu begreifen, was hier vor sich geht.« Sachte tastete er sich vor:
    »Ich bin doch auf Ihrer Seite, Flora.«
    »Das mag sein«, lautete die knappe Antwort, »aber bevor nicht Ma sagt, dass Sie auf unserer Seite stehen, sage ich Ihnen gar nichts – also versuchen Sie nicht, mir etwas abzuschmeicheln.« Die Nase in die Luft gereckt, segelte sie aus dem Raum und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    Barnaby blickte sich im leeren Raum um.
    »Das war wirklich geschickt«, murmelte er halblaut vor sich hin.
    Nachdem sie sich ihre nassen Kleider abgestreift hatte und sich das lange Flanellnachthemd und den warmen Morgenmantel übergezogen hatte, die jemand – vermutlich ihre Zofe Sally – auf dem Stuhl vor dem wärmenden Feuer für sie bereitgelegt hatte, fand Emily, dass alles eigentlich gut gegangen war. Besonders, wenn man berücksichtigte, wie schlimm es hätte enden können, räumte sie müde ein. Wenigstens hatte Jeffery sie nicht in der Krone ertappt.
    Da sie die nassen kalten Sachen nicht länger anhatte, sorgten das warme Nachthemd und der Morgenrock dafür, dass die Kälte, die auf dem Heimritt unter ihre Kleider gekrochen war, verflog. Erschöpft bis auf die Knochen schaute sie zu dem Haufen durchnässter Kleider und war sich bewusst, dass sie sie verstecken musste, bevor Jeffery heimkehrte und in ihr Zimmer gestürmt kam. Sobald er entdeckt hatte, dass sie nicht in der Krone war, wäre dies der erste Ort, an dem er nach ihr sehen würde.
    Zu müde, um überlegt zu handeln, schob sie die schlammigen Stiefel und den Kleiderhaufen mit dem Fuß unters Bett und zog die blauen Seidenrüschen des Überwurfs wieder zurecht. Sie glaubte nicht, dass Jeffery sich die Mühe machen würde, unter dem Bett nachzusehen; sie musste lächeln, als sie sich vorstellte, wie er auf allen vieren vor dem Bett kniete und darunterspähte. Nein, ihr Cousin würde dort nicht nachsehen – dazu war er sich zu schade. Nicht, dass das für Vieles galt, dachte sie angewidert.
    Sie kehrte dem Bett den Rücken und schob sich eine Strähne silberblondes Haar aus dem Gesicht, die sich aus dem schlichten Zopf im Nacken gelöst hatte. Ihr fiel auf, dass es nicht gut wäre, wenn Jeffery sie mit nassen Haaren oder einer so männlichen Frisur anträfe, daher

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