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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei diesem Wetter auf See waren? Jeb hat gesagt, er wäre vor Schreck fast umgefallen, als er sie in den Wellen entdeckt hat.«
    »Niemand wäre glücklicher als ich, wenn ich sagen könnte, warum ich auf dem Ärmelkanal war oder wie ich dorthin gekommen bin«, erwiderte Barnaby. »Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich London verlassen habe und vorhatte, kurz in Eastbourne Halt zu machen, weil man mir gesagt hatte, dort läge die Jacht von Joslyn vor Anker.«
    Sie musterte sein Gesicht eine lange Zeit, und Barnaby stand kurz davor, sich unter ihrer Musterung zu winden, als sie den Blick schließlich senkte und sich an den Decken auf seinem Bett zu schaffen machen begann.
    »Nun, es war gewiss keine Nacht zum Segeln, das kann ich Ihnen verraten«, bemerkte sie.
    »Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.« Er betrachtete sie eingehend und sagte vorsichtig:
    »Es ist keine Nacht, in der Mensch oder Tier unterwegs sein sollten, und bestimmt nicht auf dem Meer draußen. Das macht mich neugierig auf den Grund, wie es geschehen konnte, dass Ihr Jeb dort war, im rechten Moment, um meinen Hals zu retten. Was hatte er eigentlich dort draußen zu suchen?«
    Sie schaute hoch und lächelte leise.
    »Nach all dem, was heute Nacht passiert ist, ist es der Umstand, dass Jeb draußen war, der Ihre Neugier weckt?«
    »Das und das als Bursche verkleidete Mädchen, Emily, zusammen mit ihrem wundersamen Abgang durch den Schrank«, antwortete er, ein belustigtes Glitzern in den schwarzen Augen.
    »Ah so. Und dabei hatte ich so gehofft, Sie seien noch bewusstlos gewesen bei Miss Emilys Verschwinden«, stellte sie voller Bedauern fest.
    Barnaby lachte.
    »Nein, wir hatten uns einander noch nicht abschließend bekannt gemacht, als Flora, glaube ich heißt sie, ins Zimmer geplatzt ist mit der Nachricht, dass der Squire unten sei.«
    Mrs Gilbert nickte.
    »Ja, Flora, meine mittlere Tochter ist die vernünftigste – obwohl sie natürlich alle brave Mädchen sind.« Mit leisem Stolz erklärte sie:
    »Ich habe fünf Töchter – Faith, die Älteste, und Molly, die ihr im Alter am nächsten ist, waren die beiden anderen hier oben bei Flora, als ich eingetroffen bin. Harriet und Mary, meine beiden Jüngsten, haben mich unten erwartet, als ich heimgekommen bin, und mich gewarnt, was geschehen ist.«
    Ein leises Klopfen an der Tür erklang, worauf Mrs Gilbert den Kopf in die Richtung wandte.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Ich bin es, Ma«, antwortete Flora durch die Tür. »Ich habe etwas heiße Brühe für Seine Lordschaft.«
    Mrs Gilbert schmunzelte und sagte zu Barnaby gewandt:
    »Ich denke, es ist eher Neugier als reine Freundlichkeit, was hinter Floras Eintreffen steht.« Sie durchquerte das Zimmer und entriegelte die Tür, um sie dann zu öffnen. Flora kam herein, ein großes Zinntablett mit mehreren Gegenständen in den Händen. Mrs Gilbert schloss die Tür hinter ihrer Tochter wieder und sagte:
    »Stell es auf das kleine Tischchen neben dem Bett Seiner Lordschaft.«
    Flora tat mehr als das. Nachdem das Tablett auf dem Tischchen stand, türmte sie Kissen hinter Barnabys Rücken auf und bot ihm dann eine Tasse mit der stärkenden Brühe an. Mit einem ermutigenden Lächeln sagte sie:
    »Das hier wird dafür sorgen, dass es Ihnen rasch wieder besser geht.«
    Zu seiner eigenen Überraschung stimmte das. Es war mehr als nur Brühe; kleine Stückchen Hähnchenfleisch und Karotte, Kohl und Zwiebeln schwammen in der salzigen heißen Flüssigkeit, die Barnaby dankbar trank. Er war, stellte er fest, hungrig und leerte die Suppentasse mit ein paar langen Zügen, dazu aß er eine dicke Scheibe Brot.
    Flora füllte ihm die Tasse erneut aus der grünen Porzellanterrine, die sie mitgebracht hatte, und reichte ihm mehr Brot; nachdem er zwei weitere Tassen Suppe und eine weitere Scheibe Brot verzehrt hatte, war sein schlimmster Hunger gestillt. Von ihrem Tablett nahm Flora Wein und Ale, bot ihm beides an, und er entschied sich für einen Krug Ale.
    Essen und Trinken hatten ihn nicht nur gestärkt, auch der Schwindel hatte nachgelassen, wenn er auch noch nicht ganz verschwunden war. Er lächelte den beiden Frauen zu und sagte:
    »Danke. Zum ersten Mal, seit ich mich heute Nacht im Wasser treibend auf dem Ärmelkanal wiedergefunden habe, habe ich das Gefühl, als würde ich tatsächlich überleben.«
    »Was uns wieder zu dem Punkt zurückbringt, was Sie überhaupt dort draußen zu suchen hatten«, erklärte Mrs Gilbert, die Augen auf sein Gesicht

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