Eine Stuermische Nacht
Schmuggler eigentlich dingfest machen sollten.
Barnaby erkannte niemanden, den er schon in der Krone gesehen hatte, und es kam ihm seltsam vor, dass, obwohl Mrs Gilberts Wirtshaus näher am Hafen lag, so viele Fischer offenbar den weiteren Weg landeinwärts zum Ram’s Head auf sich genommen hatten. Ihm fiel wieder ein, dass Mrs Gilberts Ehemann nach einem Besuch bei Nolles gestorben war, und er runzelte die Stirn. Vielleicht hatte Nolles den Leuten einen guten Grund geliefert, die Krone zu meiden.
Barnaby, Lamb und Luc entspannten sich und tranken ihr Ale, dabei unterhielten sie sich leise. Nach einem Moment stieß Luc Barnaby an und deutete mit dem Kopf nach links.
»Siehst du, was ich durch die Tür dort drüben sehe, Brüderchen?«
Barnaby schaute in die Richtung, in die Luc zeigte, und bemerkte zum ersten Mal, dass an der gegenüberliegenden Wand eine Tür offen stand. Über den Flur befand sich noch eine Tür, ebenfalls halb offen. Er erblickte, was Luc aufgefallen war. Von seinem Platz aus konnte er nicht viel erkennen, aber er begriff, dass das Zimmer zum Spielen hergerichtet war. Interessant war, dass er zwar den einen der beiden Männer noch nie gesehen hatte, den anderen aber sehr wohl: Jeffery Townsend. Eine Schankmagd kam aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. Sie konnten nichts mehr sehen.
Barnaby blickte Luc an und fragte:
»Willst du dein Glück versuchen?«
Luc schüttelte den Kopf.
»Nicht heute.« Er lächelte.
»Vielleicht ein anderes Mal.«
Unauffällig beobachteten die Männer ihre Umgebung und machten sich von den Vorgängen dort ein Bild. Die meisten Gäste waren wohl, was sie zu sein schienen – Herren, die sich die Zeit vertrieben, oder hart arbeitende Männer, die sich an einem regnerischen Nachmittag einen Krug Ale gönnten. Aber schließlich fiel Barnabys Blick auf eine Gruppe rauer Gesellen, die um einen Tisch hockten. Mehr Mitglieder der Nolles-Bande, kein Zweifel. Barnaby bemerkte, dass die anderen Gäste einen weiten Bogen um diesen Tisch machten – das und die harten Blicke, die diese Kerle mit den brutalen Visagen ab und zu verstohlen in seine Richtung warfen.
Ungefähr zur selben Zeit sagte Lamb halblaut:
»Dort drüben, auf der anderen Seite am zweiten Tisch vom anderen Ende.«
»Sie beobachten uns schon«, erklärte Luc, »seit wir uns hergesetzt haben.«
Barnaby nickte und trank sein Ale aus. Er stellte den Krug ab und erklärte:
»Ich denke, wir sind hier fertig. Wir haben Nolles kennengelernt, was der Hauptzweck unseres Besuches war, und wir werden einige Mitglieder seiner Bande wiedererkennen können, wenn wir ihnen begegnen.« Er stand auf und erklärte halblaut:
»Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe genug von Nolles’ Gastfreundschaft genossen. Lasst uns gehen!«
Er ließ sich Zeit, blieb kurz stehen, um sich mit Sir Michael zu unterhalten, und es überraschte ihn nicht wirklich, dass, bevor er die Tür erreichte, Nolles neben ihm auftauchte.
»Ach, gehen Sie so bald schon, Mylord?«, fragte er. »Ich hoffe doch, es war alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
»Ich habe keinen Grund zur Klage«, antwortete Barnaby und setzte seinen Weg fort. Eine Berührung hielt ihn auf, und er senkte den Blick, entdeckte, dass Nolles ihm seine Hand auf den Arm gelegt hatte.
»Vielleicht werden Sie in Bälde wiederkommen und länger bleiben«, bemerkte Nolles.
»Das Ram’s Head hat einem Gentleman einiges zu bieten, der sich den Nachmittag auf angenehme Art vertreiben möchte … Frauen, Glücksspiel … was immer Sie wünschen. Wenn Viscount Joslyn mein Wirtshaus besucht, ist das gut fürs Geschäft.« Seine Hand auf Barnabys Arm fasste fester zu.
»Ihre Bevorzugung eines anderen Wirtshauses hat mich ein paar Stammgäste gekostet.« Nolles lächelte schmallippig.
»Sie werden feststellen, dass ich nicht gerne verliere.«
Barnaby betrachtete den kleinen schlanken Mann vor sich und erinnerte sich daran, dass dieser Mann den Überfall auf Emilys unerschrockene kleine Schmugglerbande angeordnet hatte. Die Nolles-Bande hatte unverfroren das Schmuggelgut geraubt, das zu besorgen und an Land zu schaffen Jeb, Mrs Gilbert und die anderen so harte Arbeit gekostet hatte; als ob das nicht schlimm genug sei, hatten sie sie auch noch brutal geschlagen. Luc war in dieser Nacht bei Jeb gewesen, und siedender Zorn erfasste ihn, wenn er daran dachte, dass dieser eitle kleine Geck Lucs Tod hätte verursachen können. Und nur aus purem Glück war Emily nicht bei den
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