Eine Stuermische Nacht
Abgehen zu. Schließlich blieb Barnaby vor Lamb stehen und sagte langsam:
»Ich glaube, dass es eine Verbindung gibt zwischen den Anschlägen auf mein Leben, Peckhams Verschwinden und dann Nolles’ geheimnisvollem Besucher von heute. Und wenn ich recht habe, weiß ich auch, was sie alle miteinander verbindet.«
Lamb wirkte nicht überzeugt.
»Einer deiner Cousins kommt heimlich in die Gegend, das kann ich mit den Anschlägen auf dich in Zusammenhang bringen, aber es könnte schließlich auch einfach Zufall sein, dass er heute Nachmittag bei Nolles war. Und Peckham? Was hat er damit zu tun?«
Barnaby wandte sich ab und starrte in die Flammen.
»Ich weiß, es klingt weit hergeholt, aber …« Er schaute zu Lamb und sagte:
»Es gibt ein paar Sachen, von denen wir wissen, dass sie stimmen. Eine davon ist, dass Peckhams dreimaliges Verschwinden sich immer in Nächten zugetragen hat, die Schmuggler gerne dazu nutzen, ihre Waren an Land zu bringen. Zweitens wissen wir, dass Nolles angeblich der größte Schmuggler der Gegend ist – und ich wette mein letztes Geld, dass Peckham mit Nolles zusammenarbeitet.«
Lamb hatte noch Zweifel, aber er nickte.
»Sprich weiter.«
Die Hände auf den Kaminsims gestützt starrte Barnaby wieder ins Feuer.
»Nolles war bloß ein einfacher Fischer und Gelegenheitsschmuggler, bis vor etwa zehn Jahren … da hat er praktisch über Nacht expandiert. Seine Bande ist gewachsen, die Häufigkeit der Fahrten und die Menge des Schmuggelguts haben sich immer weiter gesteigert. Etwa zu der Zeit erwarb Nolles das Wirtshaus, verschönerte und baute es aus und machte es zum Hauptquartier seiner Bande.« Barnaby sah Lamb an.
»Offensichtlich hat jemand eine Menge Geld in die Nolles-Bande gesteckt – der geheimnisvolle Hintermann in London. Ich bin überzeugt, dass der Geldgeber Verbindungen zu der Gegend hier hat, ein reicher Mann ist, der Nolles gekannt hat.« Barnaby verzog das Gesicht.
»Was Lord Broadfoot und eine Reihe anderer Gutsbesitzer einschließen kann, aber es ist der Zeitpunkt, der mir aufgefallen ist. Wenn jemand aus der Gegend Nolles Geld gegeben hat, beispielsweise Broadfoot, hätte er es viel früher getan, nicht nur die letzten zehn Jahre oder gar weniger. Also wer ist vor zehn Jahren an Geld gekommen, der hier verwurzelt ist?« Barnaby zupfte an seinem Ohrläppchen.
»Etwa um diese Zeit sind Mathew und seine Brüder volljährig geworden … und haben ihre verschiedenen Vermögen geerbt.«
Lamb setzte sich interessiert auf.
»Du meinst, einer deiner Cousins ist der Geldgeber, nicht wahr?«
»Es würde Sinn ergeben.«
»Selbst wenn einer Nolles’ Geldgeber ist, was hat das mit Peckham zu tun, und wichtiger noch, mit dem Wunsch, dich umzubringen?«, wollte Lamb wissen. »Du glaubst doch nicht etwa wieder, dass Mathew dahinterstecken könnte, oder? Dass er um jeden Preis den Titel will? Und wenn nicht er, wer dann? Ist Thomas bereit, dich und seinen älteren Bruder zu töten, um in den Besitz des Titels zu kommen? Oder gar Simon? Der müsste allerdings außer dir auch noch seine beiden Brüder aus dem Weg räumen. Das ist doch Wahnsinn!«
»Ja, da stimme ich dir zu«, sagte Barnaby, »aber nimm mal an, der Titel ist nicht der einzige Grund hinter den Anschlägen auf mich? Angenommen, der Grund hat mit Peckham zu tun … und Windmere selbst?«
Lamb schaute ihn an und betrachtete die Idee von allen Seiten.
»Wenn Windmere die Wurzel des Übels ist, muss es hier etwas geben, das für die Schmuggler nützlich ist«, dachte er laut nach, »und es muss mit Peckhams Verschwinden zu tun haben.«
Barnaby erkannte es sofort, als Lamb die Verbindung herstellte. Lambs Augen weiteten sich, und er setzte sich aufrecht hin, rief:
»Tunnel – Geheimgänge!« Aufgeregt beugte er sich vor. »Natürlich. Eine große Menge Schmuggelware erfordert ein sicheres Versteck, an dem die Güter lagern können, bis der Weitertransport organisiert werden kann.«
»Peckham ist eingeweiht«, sagte Barnaby. »Ich weiß nicht, welche Rolle er spielt, aber ich vermute, er führt die Schmuggler hinein und schließt hinter ihnen wieder ab. Ich bin sicher, wenn wir den Weinkeller nach einer Geheimtür oder etwas Ähnlichem durchsuchen, werden wir wissen, wohin er verschwunden ist – und einen Beweis für unsere Vermutungen haben.«
»Aber warum dich umbringen? Warum nicht einfach so weitermachen? Es ist doch höchst unwahrscheinlich, dass du das Untergeschoss durchkämmst.«
»Sie können es nicht
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