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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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darauf ankommen lassen, denke ich«, erwiderte Barnaby. »Ich bin der neue Besitzer, ein Fremder hier. Warum sollte ich nicht alles inspizieren? Ich weiß schließlich bereits von den Tunneln. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ich sie mir früher oder später ansehen will.«
    »Denkst du, der frühere Viscount wusste von dem Schmuggel? Hat es gebilligt? Und wenn du tot wärst, dass Mathew es ihm gleichtut?«
    »Etwas in der Art. Ich weiß nicht, ob der alte Viscount von dem Schmuggel wusste – ich vermute eher nicht – aber er würde jedenfalls nicht auf einmal in irgendwelchen alten, halb vergessenen Tunneln herumschnüffeln, die unter dem Haus verlaufen, in dem er sein Leben lang gewohnt hat. Warum auch? Das Gleiche würde für Mathew gelten. Selbst wenn Mathew nicht mit in der Sache drin steckt, ist es unwahrscheinlich, dass er den Tunneln Beachtung schenkt. Sie sind für ihn ja nur eine schöne Kindheitserinnerung. Mit Mathew auf Windmere könnten die Schmuggler so weitermachen wie bisher und ihr Schmuggelgut hier ungestört weiter verstecken.«
    »Und wenn er daran beteiligt ist«, fuhr Lamb fort, »gäbe es keinen Grund für ihn, irgendetwas anders zu machen als bisher.«
    Barnaby nickte.
    »Ganz genau. Und wenn es nicht Mathew ist, dann einer seiner Brüder. Sie alle wissen von den Tunneln – sie haben erzählt, dass sie als Kinder darin gespielt haben – wie Emily auch. Mit Mathew auf Windmere , ahnungslos, was direkt unter seiner Nase vor sich geht, könnten Thomas oder Simon ungehindert weitermachen. Selbst wenn Mathew herausfinden würde, was sie treiben, würde er sie nicht verraten.« Barnaby lächelte grimmig.
    »Ich hingegen bin eine unbekannte Größe, sozusagen, aber wenn ich tot bin, erbt Mathew, wie alle immer angenommen haben, dass er es ohnehin würde. Alles würde so laufen wie immer.«
    Sie blickten einander an, betrachteten es von allen Seiten. Ein paar Minuten später seufzte Lamb.
    »Es hängt zusammen, und es erklärt eine Menge.«
    Barnaby stimmte ihm zu.
    »Die entscheidende Frage ist nun – welcher Bruder?«
    »Peckhams geheime Tür zu finden könnte hilfreich sein«, stellte Lamb fest.
    »Es würde unseren Verdacht bestätigen.«
    »So gerne ich es auch täte, wir können nicht einfach in den Weinkeller gehen und nach einer verborgenen Tür suchen. In dem Moment, wo wir das tun, wird Peckham Alarm schlagen, und alle werden wissen, wir sind ihnen auf die Schliche gekommen«, sagte Barnaby. Er wirkte nachdenklich.
    »Es sei denn, natürlich«, brummte er, »ich schicke Peckham mit einem Auftrag weg, der ihn mehrere Stunden von hier fernhält … vielleicht sogar über Nacht.« Er blickte Lamb an.
    »Was ist mit den anderen Dienstboten? Wie vertrauenswürdig sind sie? Glaubst du, irgendeiner von ihnen könnte mit darin verstrickt sein?«
    Lamb schnitt eine Grimasse.
    »Alles ist möglich.« Er lächelte.
    »Die meisten gewöhnen sich allmählich an mich, aber ich bin immer noch ein Fremder für diese Leute, und dass ich weder Fisch noch Fleisch bin, steigert ihren Argwohn mir gegenüber nur. Ich denke, die Mehrheit deiner Leute ist schlicht, was sie zu sein scheint: ehrliche, hart arbeitende Menschen.« Er machte eine Pause.
    »Ein paar von ihnen haben sicherlich etwas mit dem Schmuggel zu tun, aber was die aktive Beteiligung angeht …« Er schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Wir werden es Luc sagen müssen«, bemerkte Barnaby, »vielleicht fällt ihm noch etwas ein.«
    »Davon bin ich überzeugt, und er wird nicht zögern, es uns mitzuteilen«, stellte Lamb mit leiser Ironie fest. Er stand auf und erklärte:
    »Ich hatte ohnehin vor, nachher noch einmal zum Dower House hinüberzureiten und nach ihm zu sehen. Da kann ich es ihm gleich erzählen.«
    »Ach, schaust du nach, ob sich dein Küken auch nicht überanstrengt hat?«, erkundigte sich Barnaby grinsend.
    Lamb wurde rot. Steif erwiderte er: »Es ist noch nicht so lange her, dass er krank im Bett lag – vergiss nicht, er hätte sterben können. Ich denke nicht, dass es schaden wird, nach ihm zu sehen und sich zu vergewissern, dass er sich heute nicht überanstrengt hat. Es war das erste Mal seit Wochen, dass er auf einem Pferd gesessen hat.«
    Barnaby erwog kurz, Lamb weiter aufzuziehen, aber entschied dann, Gnade walten zu lassen.
    »Natürlich«, sagte er, »eine ausgezeichnete Idee.«
    Lamb betrachtete ihn argwöhnisch, aber als Barnaby keine weitere Bemerkung machte, fragte er:
    »Wie sehen deine Pläne aus?«
    Barnaby

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