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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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des großen Raumes. Er sah auch ein paar der jungen Gecken aus der Gegend an der langen Theke auf der Rückseite der Stube, wo sie die vollbusigen Bedienungen begafften, die geschäftig mit schweren Tabletts umhereilten. Darauf standen Krüge randvoll mit Ale, schwere Zinnkrüge und Becher, von denen Schaum tropfte.
    Barnabys Eintritt, flankiert von Lamb und Luc, erregte Aufsehen, sodass die Gespräche kurz abflauten, ehe sie wieder aufgenommen und lebhafter fortgesetzt wurden. Lamb beugte sich vor und murmelte:
    »Wie viel wettest du, dass wir, hauptsächlich aber du, das Gesprächsthema sind?«
    Barnaby schüttelte den Kopf und grinste. Eine Unruhe unweit einer Tür auf der Seite erregte seine Aufmerksamkeit, und er sah einen hochgewachsenen breitschultrigen Mann, halb von den Schatten verborgen, sich von einem der Tische erheben und durch die Tür verschwinden. Thomas? Simon?
    Luc fragte halblaut: »Hast du das gesehen? Ich könnte schwören, einer deiner Cousins ist eben zur Seitentür dort drüben hinaus.«
    »Hast du ihn erkannt?«, fragte Barnaby, den Blick auf die Tür gerichtet.
    »Thomas oder Simon«, antwortete Lamb, »aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, welcher von beiden.«
    »Ich auch nicht«, bemerkte Luc, »aber ich könnte schwören, dass es einer der beiden war.«
    Von demselben halb verdeckten Tisch an der Tür erhob sich ein schlanker, gut gekleideter Gentleman und kam zu ihnen. Er blieb vor Barnaby stehen und lächelte, dann machte er eine Verbeugung.
    »Lord Joslyn, es ist mir ein großes Vergnügen«, sagte er aalglatt. »Ich hoffe schon lange, dass Sie einmal hereinschauen und die Reize meines bescheidenen Etablissements ausprobieren. Ich bin Will Nolles.«
    Barnaby hatte keine besondere Vorstellung davon gehabt, wie der hinterlistige Anführer einer berüchtigten Schmugglerbande aussehen sollte, aber er hätte niemals Will Nolles mit einem derart anrüchigen Unternehmen in Verbindung gebracht. Nolles’ dichtes hellbraunes Haar war im Nacken mit einem schwarzen Band zu einem Zopf zusammengebunden, so wie Barnabys, und sein dunkelgrüner Rock aus feinster Wolle sowie seine hellen Hosen könnten von demselben Herrenschneider in der Bond Street stammen, den Barnaby beehrte. Nolles’ steife Hemdkragen, die phantasievoll bestickte weiße Weste und die gestreiften Strümpfe, die er zu schwarzen Ziegenlederschuhen trug, das alles verriet einen Hang zu modischem Schnickschnack. Seine Absätze waren höher, als die Mode es verlangte, um ihm ein dringend benötigtes Plus an Körpergröße zu verschaffen, aber auch so reichte er Barnaby nur bis zur Schulter.
    »Danke für den freundlichen Empfang«, erwiderte Barnaby mit einem kühlen Lächeln. Er blickte sich um.
    »Sie scheinen hier ein nettes Haus zu betreiben … und es scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen.«
    Nolles nickte.
    »Allerdings, man sagt, wir seien das beste Wirtshaus weit und breit.« Ein listiger Ausdruck trat in seine blassgrünen Augen.
    »Ich hoffe sehr, Sie werden feststellen, dass das Ram’s Head der … anderen Gasthöfen und Tavernen bei Weitem überlegen ist, die Sie vielleicht erst kürzlich besucht haben.« Er strahlte Selbstzufriedenheit aus, als er fortfuhr:
    »Wenn Sie es nicht bereits bemerkt haben, werden Sie bald sehen, dass alle Herren der Gegend, ja, jeder, der etwas auf sich hält, dem, was wir zu bieten haben, den Vorzug gibt vor … den schlichteren Reizen, die einem anderswo geboten werden.«
    Barnaby hielt sich nicht für jemanden, der zu Gewalt neigte, aber es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen und Nolles nicht mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Selbstgefälliger Bastard.
    »Mir sagt ein gewisser ländlicher Charme durchaus zu, und ob Ihr Haus meinen Erwartungen gerecht werden kann, bleibt abzuwarten, nicht wahr?«, erwiderte Barnaby.
    Nolles’ dünne Lippen wurden noch schmaler, und er sagte:
    »Gewiss, Mylord.« Mit einem spekulierenden Glitzern in den blassgrünen Augen erkundigte er sich:
    »Wäre Ihnen ein Privatsalon lieber, oder erlauben Sie mir, Sie zu einem Tisch hier im öffentlichen Gastraum zu bringen? Selbstverständlich geht die erste Runde Getränke aufs Haus – ein Willkommensgruß, sozusagen.«
    »Kein Privatsalon – wir sind mit einem Tisch hier draußen vollauf zufrieden.« Da er Nolles in keiner Weise verpflichtet sein wollte, fügte Barnaby hinzu:
    »Es ist freundlich von Ihnen, uns kostenlos Erfrischungen anzubieten, aber das ist nicht nötig.«
    Nolles

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