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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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schaltete er sich ein und sagte zu Lamb:
    »Wenn ich glauben würde, dass ich heute in Gefahr wäre, dann schwöre ich, würde ich deinen Rat befolgen. Ich glaube nicht, dass mein Attentäter aufgegeben hat, aber wer weiß, wie lange es dauern wird, bis er wieder zuschlägt? Soll ich etwa auf ewig ein Gefangener sein?«
    Etwas in Barnabys Stimme erregte Lambs Aufmerksamkeit, und seine Augen wurden schmal.
    »Du gehst nicht nur ins Dorf, um dir Nolles anzusehen, oder? Du versuchst auch denjenigen aus der Deckung zu locken, der dich umzubringen versucht.«
    Der schuldbewusste Ausdruck, der kurz über Barnabys Gesicht huschte, war Antwort genug, und Lamb fluchte leise und angewidert.
    » Mon Dieu! «, rief Luc, der erkannte, dass Lamb die Wahrheit erraten hatte. Er packte Barnaby an der Schulter und rüttelte ihn.
    »Bist du verrückt?«
    »Nein«, sage Barnaby und schüttelte Lucs Hand ab. »Aber selbst wenn ich auf Windmere bleibe, wird der Mörder früher oder später zuschlagen müssen, und mir wäre es lieber, wenn Emily und Cornelia nicht in der Nähe wären, wenn er das tut.« Als Luc und Lamb nicht überzeugt waren, sagte Barnaby müde: »Darf ich euch beide daran erinnern, dass wir nichts von dem Mann wissen? Weder wer er ist, noch wo er ist oder auch nur warum er meinen Tod will. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir irgendetwas erfahren, solange ich auf Windmere hocke. Trotz der Gefahr muss ich irgendwann wieder mein normales Leben aufnehmen.« Er atmete tief durch.
    »Er muss hervorgelockt werden, und der einzige Weg, wie ich das erreichen kann, ist, indem ich ihm die Gelegenheit gebe, mich zu töten.«
    »Und das muss ausgerechnet heute sein?«, wollte Lamb wissen.
    »Wenn nicht heute, wann dann?«, fragte Barnaby, »morgen? Nächste Woche? Nächsten Monat?«
    Nachdenklich sagte Luc:
    »Wenn wir nicht richtig Pech haben, ist es zweifelhaft, dass der geheimnisvolle Kerl überhaupt weiß, dass Barnaby Windmere verlassen hat, um ins Ram’s Head zu gehen.«
    »Ganz genau«, sagte Barnaby.
    »Heute müsste ich sicher sein. Die Gefahr wird am größten sein, sobald ich zu einer regelmäßigeren Routine zurückkehre.«
    Lamb war nicht glücklich darüber, aber schlussendlich stimmte er zu, dass Barnabys unvernünftiger Ausflug zum Ram’s Head an diesem Tag verhältnismäßig risikolos sein müsste.
    »Das heißt«, brummte er vor sich hin, als die drei Männer kurze Zeit später im leichten Regen aufsaßen und sich anschickten, ins Dorf zu reiten, »wenn ihr beide nicht irgendwelche schrägen Sachen anfangt.« Er schaute Luc eindringlich an.
    »Besonders du! Barnaby steckt in genug Schwierigkeiten, ohne dass er seinen Kopf riskieren muss, wenn er für dich die heißen Eisen aus dem Feuer holen muss.«
    Gekränkt schaute Luc ihn an.
    »Ich bin sehr wohl dazu in der Lage, mich um mich selbst zu kümmern – und deinen Gardinenpredigten bin ich schon seit Jahren entwachsen.«
    Barnaby seufzte. Das würde ein langer Ritt werden.

Kapitel 21
    Das Ram’s Head war ein hübsches Ziegelfachwerkhaus, erbaut vor etwa fünfzig Jahren und am Rand einer Landstraße gelegen, die zur Kreuzung von zwei Hauptstraßen führte – die eine nach Brighton, die andere nach Tunbridge Wells und von da weiter nach London. Das Wirtshaus war gut doppelt so groß wie Mrs Gilberts, aber es gab hier nichts von dem schäbig-anheimelnden Charme der Krone. Kein Fensterladen hing schief, es gab keine Spitzenvorhänge an den Fenstern und keine vom Alter gedunkelte Eingangstür. Barnaby missfiel das Wirtshaus auf den ersten Blick.
    Anhand des Lärms, der von drinnen bis auf die Straße drang, war leicht zu erkennen, dass im Ram’s Head die Geschäfte gut liefen. Mehrere Pferde waren an der Eichenstange vor dem Gebäude angebunden, und zusammen mit Lamb und Luc saß Barnaby ab; sie schlangen die Zügel ihrer Tiere um die Stange.
    Als sie den Schankraum betraten, schlug ihnen trunkenes Gelächter entgegen und lautes Stimmengewirr. Über allem schwebte eine Rauchwolke, es roch nach Tabak, Brandy sowie Ale, darunter mischten sich andere weniger leicht zuzuordnende Gerüche. Trotz der für eine Kneipe frühen Stunde – es war erst früher Nachmittag – war die Gaststube vollbesetzt mit Männern aus allen Schichten: Fischer, Bauern, gewöhnliche Arbeiter und ein paar einflussreiche Großgrundbesitzer. Barnaby entdeckte Sir Michael und ein paar Herren, die er kannte, an einem Tisch in der Nähe des massiven gemauerten Kamins auf der anderen Seite

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