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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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die leichte Schulter nehmen. Er war böse und durchtrieben. Am liebsten schlug er aus dem Hinterhalt zu, und weder der Titel ihres Ehemannes noch seine Stellung oder sein Reichtum würden für ihn zählen, sollte Barnaby mit ihm aneinandergeraten. Emily seufzte, sie empfand nicht sonderlich viel Zuversicht, dass Barnaby vorsichtig gewesen war. Besorgt blickte sie ihn an und fragte:
    »Wie hat Nolles reagiert?«
    Barnaby lächelte.
    »Höflich. Er hat uns sogar ein Ale ausgegeben, um uns willkommen zu heißen. Es war ein höchst aufschlussreicher Nachmittag.«
    Mit einem scharfen Blick wollte sie wissen:
    »Was ist geschehen?«
    Er spielte mit ihren Fingern, senkte den Blick und sagte:
    »Es ist eine ziemlich lange Geschichte.«
    »Das Essen kann warten. Erzähl sie mir.«
    Und das tat er, hielt nichts zurück.
    Als er fertig war, starrte sie ihn an, wütend, fasziniert und verstört zugleich, und ging im Geiste noch einmal durch, was er gesagt hatte. Da sie bereits vermutet hatte, dass die Unfälle gar keine gewesen waren, war das der Teil von allem, was er ihr berichtet hatte, der sie am wenigsten erstaunte. Es machte ihr Angst, ja, aber es war keine Überraschung. Der Zwischenfall mit Nolles gefiel ihr gar nicht, und der Umstand, dass einer von Barnabys Cousins sich mit Nolles getroffen hatte, ließ den Rest der Geschichte glaubwürdiger erscheinen.
    Sie holte tief Luft und sagte ruhig:
    »Ich stimme dir zu – es war ein aufschlussreicher Nachmittag.«
    Er lächelte.
    »Keine Schelte?«
    »Würde das einen Unterschied machen?«, fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
    »Nein, aber du würdest dich vielleicht besser fühlen.«
    Emily schnaubte.
    »Das Einzige, was dafür sorgen kann, dass ich mich besser fühle, ist herauszufinden, welcher deiner Cousins hinter all dem steckt, und den Spuk zu beenden.« Ihr kam ein Gedanke, und sie murmelte:
    »Natürlich, Peckham loszuwerden ist ein netter Zusatznutzen.« Sie senkte die Lider.
    »Und wenn du mir von Beginn an von Peckham erzählt hättest, hätte ich dir den Eingang zu den Tunneln im Weinkeller schon vor Urzeiten gezeigt.«
    »Du weißt, wo der ist?«, fragte er hoffnungsvoll; seine Augen leuchteten.
    »Ja – der Eingang und die meisten Tunnel.« Sie wirkte nachdenklich.
    »Ich bin nicht mehr unten gewesen, seit ich ein Kind war, aber ich bin sicher, ich kann mich noch daran erinnern. Es gibt mehr als einen Tunnel, manche sind enger, andere breiter, sie verlaufen in lauter verschiedene Richtungen. Das war einer der Gründe, weshalb wir uns als Kinder so gerne in ihnen versteckt haben.« Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu.
    »Der Sage nach wurden die Tunnel von einem deiner Vorfahren angelegt, irgendwann zu Beginn des letzten Jahrhunderts – das Joslyn-Vermögen soll auf Gewinnen aus Schmuggel aufgebaut sein.« Er ließ sich nicht darauf ein, sodass sie fortfuhr.
    »Sie sind auf jeden Fall ein perfektes Versteck für Schmuggelware.« Sie klopfte sich mit dem Finger auf die Lippen.
    »Soweit ich mich entsinne, gab es noch andere Zugänge auf dem Besitz verstreut, aber die meisten von ihnen sind verschüttet worden oder in Vergessenheit geraten … aber ich weiß, wo einer von ihnen ist – in einer deiner Scheunen in der Nähe der Landstraße, die zum Dorf führt. Den haben wir als Kinder immer benutzt.«
    Er schüttelte reuevoll den Kopf.
    »Ich hätte es dir früher sagen sollen. Wenn ich all das schon vor Wochen gewusst hätte …«
    Sie küsste seine Nasenspitze.
    »Dann lass es dir eine Lehre sein!«
    An den meisten Abenden speiste Cornelia mit ihnen, aber gelegentlich – wie beispielsweise an diesem Abend – zog sie es vor, das Dinner in ihren Räumen zu sich zu nehmen. Da Emily und Barnaby beide der Ansicht waren, es sei übertrieben, im formellen Speisesaal ihre Mahlzeiten zu sich zu nehmen, aßen sie ihr Dinner oft einfach im Frühstückssalon.
    Weil Peckham in der Nähe war, konnten sie nicht das besprechen, was sie am meisten beschäftigte, aber nachdem der Tisch wieder abgeräumt war, blieben sie noch zusammen sitzen und tranken Kaffee. Sie wollten gerade aufstehen, als Peckham hereinkam und sich verbeugte.
    »Mylord«, sagte er, »Ihr Cousin ist da.«
    Barnabys und Emilys Blicke trafen sich.
    »Führen Sie ihn herein«, erwiderte Barnaby, erfreut und erleichtert, dass der Mann, der ihm nach dem Leben trachtete, endlich ein Gesicht haben würde.
    Aber trotzdem sank ihm das Herz, als Simon mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen ins Zimmer

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