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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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rieb sich den Hals.
    »Ich werde mir irgendeine Erledigung für Peckham ausdenken, ehe wir nach der versteckten Tür suchen.« Er runzelte die Stirn. »Und das wird bald sein müssen – wenn letzte Nacht Güter an Land gebracht wurden, werden die Tunnel genau jetzt randvoll sein. Aber das bleiben sie vermutlich nicht lange.« Ihm kam ein Gedanke, und er fügte hinzu:
    »Eine Landung gestern würde auch erklären, warum einer meiner Cousins heute bei Nolles war. Das lässt unsere Theorie nur umso wahrscheinlicher werden.«
    Lamb gab ihm recht. Sie unterhielten sich noch ein wenig, dann ging Lamb in die Küche, um mehr herauszufinden, was ihre Schlussfolgerungen stützen könnte.
    Allein in seinem Arbeitszimmer lief Barnaby kurz darauf wieder auf und ab und suchte nach Löchern oder Widersprüchen in seiner Theorie. Er fand keine, aber wie er es auch betrachtete, es war alles Mutmaßung. Es war eine mögliche Erklärung, aber er hatte keinen wie auch immer gearteten Beweis für irgendetwas davon. Es wäre sicher nett gewesen, überlegte er, wenn er bei seiner Rückkehr nach Hause einen seiner Cousins angetroffen hätte. Dann wüsste ich wenigstens, welcher von den Bastarden dahintersteckt. Mein Feind hätte ein Gesicht.
    Ob er es Emily erzählen sollte und wenn ja, wie viel, beschäftigte ihn jedoch am meisten. Sie war, machte er sich bewusst, beileibe keine zarte Gewächshauspflanze, die am Ende in Ohnmacht fiel bei der Vorstellung, dass Schmuggler ihr Heim als Versteck nutzten. Er grinste. Viel wahrscheinlicher war, dass sie es für eine ausgezeichnete Idee halten und den Unternehmergeist dahinter bewundern würde. Er musste ihr erst noch gestehen, dass er glaubte, jemand trachtete ihm nach dem Leben, allerdings war er sich ziemlich sicher, dass Emily längst selbst zu diesem Schluss gekommen war. Wie er seine Frau kannte, würde sie es nicht gut aufnehmen, dass jemand ihn tot sehen wollte. Er seufzte. Sie war seine Ehefrau . Es gefiel ihm nicht, es ihr nicht zu sagen, und er hielt es auch nicht für klug, Geheimnisse vor ihr zu haben. Also, was sollte er ihr verraten? Alles? Nichts? Oder etwas dazwischen?
    Barnaby war immer noch nicht zu einer Entscheidung gekommen, als er in Emilys Zimmer trat, um sie nach unten zum Dinner zu begleiten. Mit ausgebreiteten Röcken saß sie in ihrem grünen Moirékleid auf dem Sofa und blätterte in einer Modezeitschrift.
    Bei seinem Eintreten schaute sie auf, und ihr Herz machte wieder den inzwischen vertrauten kleinen Satz, als sie ihn erblickte. Er sah sehr gut aus an diesem Abend in einem burgunderroten Rock und hellgrauen Kniehosen.
    Er machte eine Verbeugung und sagte mit einem bewundernden Glitzern in den Augen:
    »Ich habe dich noch nie so schön wie heute gesehen … außer vielleicht, wenn du so nackt bist, wie die Natur dich geschaffen hat.« Er hob ihre Finger an seine Lippen und presste einen Kuss darauf.
    »Und ich hoffe, dich so zu sehen, bevor dieser Abend viel weiter fortgeschritten ist.«
    »Ist es mir gestattet, zuerst noch etwas zu essen?«, fragte sie augenzwinkernd.
    Barnaby hätte es vorgezogen, weiter mit ihr zu flirten, aber der Drang, ihr zu erzählen, was er am Nachmittag getan hatte, und die Schlussfolgerungen, die er aus seinen Beobachtungen gezogen hatte, wurde immer stärker. Er beschloss, dass er genauso gut gleich anfangen konnte. Er setzte sich neben sie aufs Sofa.
    Er nahm ihre Hand in seine und sagte:
    »Lamb, Luc und ich sind heute Nachmittag ins Dorf geritten … zum Ram’s Head . Ich habe Nolles kennengelernt.«
    Emilys Augen wurden groß, und ihre Finger schlossen sich fester um seine. Sorge und Unbehagen klangen aus ihrer Stimme, als sie fragte:
    »Und warum hast du das getan?«
    Barnaby verzog das Gesicht.
    »Es war Zeit. Beinahe vom ersten Moment, in dem ich seinen Namen gehört habe, wollte ich ihn kennenlernen, aber …« Er lächelte schief, »aber es ist immer etwas dazwischengekommen, du, die Hochzeit, Luc und ein paar Unfälle, um das Wichtigste zu nennen – es schien nie der rechte Moment zu sein.«
    Sie konnte ihm da kaum widersprechen – die letzten paar Monate waren sicherlich ereignisreich gewesen, und da er Lamb und Luc mitgenommen hatte, konnte sie ihm bei seinem Ausritt ins Dorf noch nicht einmal mangelnde Achtsamkeit vorwerfen. Die Idee, dass Barnaby Nolles konfrontierte – selbst in aller Höflichkeit – war besorgniserregend. Sie vertraute auf Barnabys Fähigkeit, auf sich aufzupassen, aber Nolles durfte man nicht auf

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