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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlenderte.

Kapitel 22
    Emily schnappte entsetzt nach Luft. Annehmen zu müssen, dass einer von seinen Cousins Barnaby umbringen wollte, war schlimm genug gewesen, aber dass es Simon sein musste! Sie war so verstört, dass sie ihn kaum ansehen konnte, ihren Freund aus Kindertagen, dieses Ungeheuer, das versucht hatte, ihren Ehemann zu töten.
    Barnaby war ebenso entsetzt und bitter enttäuscht. Er mochte Simon gerne. Aber dass der Schuldige der jüngste Joslyn war, dürfte andererseits keine Überraschung sein. Als seine beiden Brüder nach Monks Abbey zurückgekehrt waren, war Simon auf Windmere geblieben … um ihn aus dem Weg zu räumen. Er und Lamb hatten die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass es Simon sein könnte, der ihm an dem Morgen mit dem über den Weg gespannten Seil aufgelauert hatte, sie dann aber als unwahrscheinlich von sich gewiesen. Weil, gestand sich Barnaby erbost ein, ich nicht wollte, dass er es ist. Ich mag ihn , dachte er wieder, und in ihm baute sich eine Mischung aus Wut und Bedauern auf und zog ihm den Magen zusammen.
    Simon spürte, dass etwas nicht stimmte, und sein Lächeln erstarb. Er blieb jäh stehen und erkundigte sich:
    »Komme ich zur Unzeit? Ich weiß, ich hätte vorher schreiben sollen, aber es hat sich etwas ergeben und ich …« Er lächelte unsicher.
    »Ich kann im Dorf unterkommen, wenn es stört, dass ich heute hier bin.«
    Barnaby stand auf und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Nein. Es ist alles in Ordnung. Wir sind nur überrascht, dass so spät noch ein Gast kommt.« Er traf Simon in der Zimmermitte, schüttelte ihm die Hand und deutete auf einen Platz am Tisch.
    »Bitte, setz dich zu uns. Hast du schon gegessen? Soll ich nach Peckham läuten, dass er dir etwas bringt?«
    Barnabys Verhalten vertrieb Simons Unbehagen, und er antwortete:
    »Nein, das ist nicht nötig – ich habe bereits gegessen … bei Lord Broadfoot.« Er grinste Emily an, als er Platz nahm, und fügte hinzu:
    »Du darfst mich gerne auslachen, wenn du willst, aber ich bin wegen eines Pferdes bei ihm gewesen.«
    Sie bemühte sich, sich natürlich zu benehmen, und rief:
    »Was du nicht sagst! Du weißt doch, dass er nicht verlässlich ist, wenn es um Pferde geht.«
    Simon lachte leise.
    »Ich weiß, ich weiß. Aber da ich auf der Suche nach einem neuen Paar bin und er mir geschrieben hatte und sich lang und breit über die Tugenden eines fantastischen Paares Kastanienbrauner ausgelassen hatte, das er verkaufen will, dachte ich mir, ich riskiere es und gehe davon aus, dass er tatsächlich einmal etwas Vernünftiges erstanden hat. Ich bin heute Morgen von Monks Abbey aus hingeritten.« Er warf Emily einen entschuldigenden Blick zu.
    »Sobald ich bei ihm angekommen bin, hätte ich ihn bitten müssen, einen Diener mit einer Nachricht herzuschicken. Es tut mir leid, dass ich das nicht getan habe.«
    »Ach, das macht doch nichts«, antwortete Emily und gab sich Mühe, herzlich zu klingen.
    »Du bist selbstverständlich stets auf Windmere willkommen. Schließlich sind wir Familie.«
    »Und Broadfoots Pferde?«, fragte Barnaby, »waren sie die Reise wert?«
    »Nun, sie passen perfekt zueinander, das stimmt schon«, erwiderte Simon mit Lachfältchen um die Augen.
    »Sie sind beide so x-beinig, dass sie kaum zu mehr als einem langsamen Schlurfen in der Lage sind.«
    Emily und Barnaby lachten höflich. Barnaby spielte mit seiner leeren Tasse und bemerkte: »Ich hätte sie mir gerne angesehen und dir den weiten Weg erspart.«
    »Simon hätte es besser wissen müssen«, erklärte Emily.
    »Broadfoot ist der schlechteste Pferdekenner, den ich je getroffen habe. Jeder, der ihn kennt, weiß das.«
    »Du hast natürlich recht – ich hätte es besser wissen müssen«, räumte Simon ein, »aber es wäre ja möglich gewesen …« Er zuckte die Achseln. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
    Emily gelang es, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, lächelte, wenn es angemessen war, und benahm sich so normal wie möglich, aber die ganze Zeit über rangen Wut und Unglauben in ihrer Brust miteinander. Sie kannte Simon seit ihrer Kinderzeit: Er war immer freundlich und nett zu ihr gewesen, hatte sie vor den Schikanen seiner älteren Brüder in Schutz genommen und sie mit seinen albernen Neckereien zum Lachen gebracht. Aber es hatte ganz den Anschein, als ob er zu kaltblütigem Mord in der Lage sei. Mord an ihrem Ehemann, machte sie sich erbost bewusst. Unwillkürlich schlossen sich ihre Finger um den Griff des Brotmessers,

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