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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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will.
    Barnaby hatte nicht vor, irgendjemandem Schwierigkeiten zu machen. Er hatte genug eigene Probleme, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten. Obwohl die Vorgänge in der Krone ihn faszinierten, war sein Hauptanliegen im Moment, endlich nach Windmere zu kommen und wenn möglich herauszufinden, wie er im Ärmelkanal gelandet war.
    Seit er war und nicht länger von den Geschehnissen in seinem Zimmer abgelenkt war, dachte er mit einem Lächeln, hatte er angestrengt nach einer Erklärung für das gesucht, was ihm heute Nacht zugestoßen war. Im Bett liegend starrte er in die Dunkelheit und ging immer wieder im Geiste durch, was er wusste.
    Jemand hatte versucht, ihn umzubringen. Diese unangenehme Tatsache kannte er bereits, und auch das Warum lag auf der Hand: das Joslyn-Vermögen und der Titel. Barnaby seufzte. Der logische Schuldige war sein Cousin Mathew, aber Barnaby konnte sich irgendwie nicht dazu durchringen, zu glauben, dass Mathew hinter dem stand, was geschehen war.
    Ihn im Ärmelkanal seinem Schicksal zu überlassen – dem sicheren Tod, das schien so gar nicht zu Mathew zu passen. Viel eher würde der ihn mit einem Schwert durchbohren oder ihn in einem Wutanfall erschießen, statt kühl seinen Tod durch Ertrinken zu planen. Barnaby verzog das Gesicht. Keiner seiner drei Cousins, Mathew und seine zwei jüngeren Brüder Thomas und Simon, schätzte ihn sonderlich, aber hinter diesem Anschlag stand eine derart berechnende Feigheit, dass es ihm schwerfiel, davon auszugehen, dass einer von ihnen für sein Beinahe-Ertrinken verantwortlich war.
    Er schnitt eine Grimasse. Andererseits galt es zu berücksichtigen, dass er seine Cousins nicht sonderlich gut kannte. Oberflächlich betrachtet schien Mathew, wenn man seine natürliche Reaktion darauf beiseiteschob, dass ihm ein sicher geglaubtes Vermögen mitsamt dazugehörigem Titel entrissen worden war, ein anständiger Kerl zu sein. Unter anderen Umständen, gestand sich Barnaby ein, hätten sie sogar Freunde werden können … vielleicht.
    Thomas, den mittleren Bruder, hatte er erst zweimal gesehen, und Simon, der Jüngste, machte den Eindruck, ein unbekümmerter junger Bursche zu sein – und bestimmt niemand, der seinen Tod arrangiert haben konnte.
    Er wusste vielleicht nicht genau, was geschehen war, aber er zweifelte nicht daran, dass jemand an Bord der Jacht gekommen war und das Schiff entweder in die Luft gejagt oder dafür gesorgt hatte, dass es sank – während er bewusstlos an Deck lag.
    Das eine, was er sicher wusste, war: Er hatte London in einem Gig mit Verdeck verlassen, das von einem hellbraunen Wallach gezogen wurde; und er hatte einen Abstecher nach Eastbourne machen wollen, um die Jacht zu inspizieren, ehe er nach Windmere weiterreiste. Darüber hinaus waren seine Erinnerungen äußerst verschwommen.
    Barnaby runzelte die Stirn, konzentrierte sich. Er hatte seinen persönlichen Diener Lamb zusammen mit dem Großteil seines Gepäcks nach Windmere vorausgeschickt. Das wusste er noch. Und er wusste auch, dass er Lamb gesagt hatte, er werde in einem oder zwei Tagen eintreffen. Es schien ihm ein harmloser Reiseplan zu sein. Er schnaubte. Ob nun harmlos oder nicht, wenn nicht der Fischer Jeb gewesen wäre, würde er im Moment den Fischen im Wasser als Futter dienen.
    Er bewegte den Kopf und zuckte vor Schmerz zusammen. Vorsichtig hob er eine Hand und tastete über seinen Hinterkopf. Als seine Finger den tiefen Schnitt fanden, durchfuhr ihn ein so heftiger Schmerz, dass er fluchte. Nach dieser Erfahrung verzichtete er darauf, die Wunde weiter zu untersuchen, aber er musste dennoch lächeln. Wenigstens wusste er jetzt, warum er sich an so wenig erinnerte. Jemand hatte ihm einen bösen Schlag auf den Hinterkopf versetzt, und wenn derjenige stärker zugeschlagen hätte, gestand er sich grimmig ein, hätte er sich wegen des Ertrinkens keine Sorgen machen müssen.
    Ein Gähnen überkam ihn, und während er einschlief, ging ihm das Bild des als Junge verkleideten Mädchens durch den Kopf. Er hatte es für einen hübschen Burschen gehalten … Wenn er Zeit hatte, wäre es vielleicht amüsant, herauszufinden, wie sie als Frau aussah.

Kapitel 4
    Barnaby erwachte am folgenden Morgen, und trotz des leichten Pochens in der Gegend seines Hinterkopfes, wo ihn der Schlag getroffen hatte, der ihn, wie er überzeugt war, hatte töten sollen, fühlte er sich überraschend gut. Allerdings nur, bis er sich aufsetzte und seine Beine aus dem Bett schwang. Einen Augenblick lang

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