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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem schlecht wird, hält dein Cousin ihn für wunderbar. Verdammter Narr.«
    »Nun, ich glaube, es ist dieser widerliche Kerl, dieser Kelsey«, erklärte Anne hitzig.
    Cornelias Brauen hoben sich, und Emily drehte sich um, auch wenn sie dadurch die herrlichen Bürstenstriche unterbrach, um über ihre Schulter ihre Stiefmutter anzusehen.
    »Was denn?«, erkundigte sich Anne, sichtlich verwundert über ihre Reaktionen.
    »Du hast so selten etwas Schlechtes über irgendwen zu sagen«, bemerkte Emily behutsam, »aber Kelsey scheint dein Missfallen erregt zu haben.«
    Anne wurde rot.
    »Ich habe immer schon gedacht, wie grausam es von Jeffery war, unseren armen alten Hutton hinauszuwerfen und ihn durch Kelsey zu ersetzen.« Mit gerecktem Kinn fügte sie erbittert hinzu:
    »Er ist grob, unhöflich und ein … ein furchtbarer Stallmeister. Er weiß überhaupt nichts über Pferde, und dabei hatte Hutton so ein Händchen für sie.«
    Emily und Cornelia widersprachen ihr nicht. Sie waren entrüstet gewesen, als Jeffery begonnen hatte, Diener zu entlassen, die der Familie jahrelang, ja seit Generationen treu gedient hatten, und dafür seine eigenen Leute zu holen – Männer, die faul und unverschämt waren und die Verantwortung dafür trugen, wie schlecht es um den Landsitz mittlerweile bestellt war. Was Jeffery nicht verschwendete, verloren sie durch schlechte Verwaltung oder Unterschlagung.
    Emily musterte Annes Gesicht noch einen Augenblick.
    »Er hat sich nichts herausgenommen, oder?«, fragte sie.
    Rote Flecken erschienen auf Annes Wangen und verrieten alles.
    Emily stand auf, ragte über der zierlichen Anne auf. Mit stürmisch funkelnden Augen verlangte sie zu wissen:
    »Was hat er getan?«
    Anne schluckte und schaute auf ihre Füße.
    »E-Er hat mich berührt«, flüsterte sie. Auf Emilys wütendes Fauchen fügte sie rasch hinzu:
    »Bitte! Es ist nicht so schlimm …« Sie schluckte. »Es ist nicht das, was du denkst … es … es ist nur, dass er mich auf so eine bestimmte Weise anschaut, und seine Hände lässt er länger auf mir, als es sich gehört. Ich mag es nicht.«
    »Und du hast nichts gesagt?«, fragte Cornelia, deren stahlgraues Haar sich angesichts dieser Ungeheuerlichkeit zu sträuben schien.
    »Ich – ich habe es ihm wieder und wieder gesagt«, gestand sie fast kleinlaut, »dass ich seine Hilfe beim Auf- und Absitzen nicht brauche, aber das beachtet er nicht und h-h-hilft mir trotzdem.« Ihr sonst stets lächelndes Gesicht spiegelte ihr Elend wider, als sie Emily anschaute und sagte:
    »Ich wollte dir nicht lästig sein – du hast schon so viel, das dir Sorgen bereitet. Ich habe mich bei Jeffery über ihn beschwert.« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Aber der hat nur gelacht .«
    Emily sah rot vor Wut; einen Moment lang bekam sie keine Luft, so zornig war sie … und verängstigt. Wie weit würde Jeffery gehen, um sie zu vertreiben? Würde er es wagen, zuzulassen, dass Anne von einem seiner Männer Gewalt angetan wurde? Es war undenkbar, aber sie würde es nicht von vornherein ausschließen.
    Die Hände zu Fäusten geballt starrte sie in Annes betrübtes Gesicht. Dass Anne den unerwünschten Aufmerksamkeiten eines Stallknechts ausgesetzt gewesen war, und Jeffery nichts dagegen unternommen hatte … Wut schnürte ihr die Kehle zu.
    »Dieser widerliche Schuft!«, spie Cornelia, deren Augen erbost glitzerten. Der Griff um ihren Stock war so fest, dass die Knöchel ihrer Hand unter der Haut weißlich schimmerten.
    »Zu denken, dass ein Verwandter von mir so ein Verhalten duldet. Eine Schande!«
    Die Tür zu Emilys Schlafzimmer wurde aufgestoßen, und Jeffery, noch in seinem tropfenden Umhang, nass von dem Heimritt durch das Unwetter, stand auf der Schwelle.
    »Hier also bist du, Cousinchen«, stieß er wütend hervor, während er weiter ins Zimmer kam und sich vor die drei Frauen stellte.
    »Ich habe nach dir gesucht.«
    »Und ich nach dir«, entgegnete sie spitz.
    »Was für ein widerlicher Wicht bist du eigentlich, dass du die Frauen in deinem Hause den Zudringlichkeiten eines Dieners aussetzt?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, plusterte er sich auf, verdutzt über die unerwartete Attacke.
    »Oh, dann weißt du also nichts von Annes Beschwerde über Kelsey?«, erkundigte sich Emily. »Du hast keine Ahnung, dass er ihr seine Aufmerksamkeiten aufdrängt – trotz ihrer Einwände?«
    Jeffery räusperte sich.
    »Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich versichere dir, wenn ich wüsste, dass

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