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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Sorte Mann zu gehören, der eine so ausgeklügelte, aber störanfällige Methode wählen würde? Mir einen Schlag auf den Kopf zu versetzen und dann, da bin ich mir ziemlich sicher, die Jacht der Familie in die Luft zu jagen oder mindestens zu versenken?«
    »Nein. Dein Cousin Mathew würde kein Risiko eingehen. Wenn er dich auf den Kopf geschlagen hätte, säßest du jetzt nicht hier – er hätte dafür gesorgt, dass du tot warst, ehe er dich auf die Jacht gebracht hätte. Wie du auch, denke ich eher nicht, dass es Mathew war – wenn dein geschätzter Cousin Mathew deinen Tod wünschte, wärest du tot.«
    Barnaby nickte.
    »Genau.«
    »Also wer dann?«
    »Das ist ja gerade das Teuflische daran!«, erklärte Barnaby empört. »Ich weiß es nicht! Außer, dass ich London mit dem Ziel Eastbourne verlassen habe, habe ich keine klare Erinnerung. Es könnte jeder gewesen sein.«
    Lamb schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht jeder. Du bist ein Fremder hier, und«, John grinste, »auch wenn du den Sanftmütigsten in Rage bringen könntest, du bist noch nicht lange genug hier, um dir jemanden zum Todfeind gemacht zu haben. Dein Tod nützt nur Mathew … und seiner Familie.«
    Unfähig, Lambs Logik zu widerlegen, nahm Barnaby den Rock, den Lamb aufs Bett gelegt hatte. Er schlüpfte in das tadellos geschneiderte Kleidungsstück aus braunem Wolltuch und sagte:
    »Wenigstens habe ich dich und weiß, dass du meine Rückendeckung übernimmst.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihm Lamb bei, griff in den Koffer und holte ein Messer mit langer Klinge heraus. Er reichte es Barnaby und sah zu, wie der das tödliche Werkzeug prüfend betrachtete. Mit einem zufriedenen Nicken bückte Barnaby sich und schob es in die eigens dafür vorgesehene Scheide im Stiefelschaft.
    Als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er:
    »Ich weiß, ich habe dir geschrieben, dass ich mein Messer im Ärmelkanal gelassen habe. Aber wie, zum Teufel, hast du so schnell Ersatz finden können?«
    Lambs Mundwinkel zuckte.
    »Muss ich dich erst daran erinnern? Ich bin ein Diener höchster Güte.«
    Nachdem er eine großzügig bemessene Summe Goldmünzen für Mrs Gilbert dagelassen und ihr aufrichtig für ihre Bemühungen gedankt hatte, ritten Barnaby und Lamb kurz darauf von der Krone in Richtung Windmere. Zusätzlich zu seinem eigenen Pferd hatte John auch einen schönen schwarzen Wallach für Barnaby mitgebracht.
    Das Wetter war immer noch unbeständig, aber da Wind und Regen sich in der Nacht ausgetobt hatten, war es kein unangenehmer Tag. Sie ritten durch das weite wellige Land, nur hin und wieder von einem kleinen Gehölz unterbrochen; Barnaby verspürte einen Stich der Wehmut, als er an die grünen Wiesen und Wälder Virginias dachte.
    »Es ist ganz anders als zu Hause, nicht wahr?«, bemerkte Barnaby, nachdem sie ein paar Meilen zurückgelegt hatten.
    »Das hier ist jetzt dein Zuhause«, erwiderte Lamb ruhig. »Es sei denn, natürlich, du hast vor, dem Titel und allem, was dazugehört, den Rücken zu kehren, und nach Virginia zurückzufahren.«
    »Ich frage mich nur, ob das englische Gesetz das wohl erlauben würde? Ich nehme an, ich könnte so etwas tun wie abdanken, nicht wahr? Mathew wäre sicher außer sich vor Freude.« Barnaby seufzte.
    »Das Leben war einfacher, als ich mir nur um Green Hill Sorgen machen musste.«
    Lamb schaute ihn an und hob eine Braue.
    »Spielst du ernsthaft mit dem Gedanken, etwas so Hirnrissiges zu tun? Auf ein Vermögen pfeifen und zurück nach Virginia laufen?« Und er fügte unverblümt hinzu:
    »Ich fürchte fast, der Schlag auf deinen Kopf war doch heftiger, als du meinst.«
    Barnaby starrte betrübt zwischen den Ohren seines Pferdes hindurch. Wollte er wirklich nach Virginia heimkehren? Er konnte es tun. England hatte ihm nicht unbedingt das Gefühl gegeben, willkommen zu sein; seine Cousins wünschten sich ihn eindeutig dorthin, wo der Pfeffer wächst, und einer von ihnen hatte vielleicht sogar letzte Nacht versucht, ihn umzubringen. Er hatte keinen Grund zu bleiben … das Gesicht des Jungen, der gar kein Junge war, erschien vor seinem geistigen Auge. Nun, entschied er, es gab allerdings auch keinen Grund, unverzüglich aufzubrechen.
    Aufgemuntert blickte er zu Lamb und fragte:
    »Und, wie war dein Empfang auf Windmere ? Freundlich? Oder eher feindselig?«
    Lamb runzelte die Stirn, erkannte aber, dass er nicht mehr erreichen konnte, und zuckte die Achseln.
    »Irgendetwas dazwischen, würde ich sagen. Manche der Dienstboten

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