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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Butler ein Tablett aufs Zimmer und brachte Barnaby nach oben in die Ruhe der Zimmerflucht des Hausherrn. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, schaute Barnaby Lamb an und sagte:
    »Und das waren nur die Hausbediensteten?«
    »Der größte Teil – es gibt vielleicht ein halbes Dutzend, die du verpasst hast, und ich glaube, ich habe den einen oder anderen Gärtner und ein paar Burschen aus den Ställen wiedererkannt, die sich unter die anderen gemogelt haben.«
    »Gütiger Himmel! Das ist ja wie eine kleine Stadt.« Er schaute sich im Salon um, in dem sie standen, betrachtete die weich gepolsterten und mit bronzefarbenem Damast bezogenen Sofas, die Lederstühle und die Seidenholztischchen, den großen Mahagonischreibtisch unweit des Bogenfensters und das lange Sideboard an der nahen Wand. Seiner Schätzung nach konnte man in dem Raum problemlos einen Ball abhalten. Ein ebenso geräumiges Schlafzimmer, in denselben Farbtönen aufs Prächtigste eingerichtet, lag dahinter. Ihn empfingen Wände mit derselben dezent in Gold- und Tabaktönen gemusterten Tapete, und Teppiche in denselben Beige-, Bernstein- und Cremetönen lagen auf dem schimmernden Holzparkett. Er spähte in das Ankleidezimmer und musste beinahe lachen. Es war nur unwesentlich kleiner als sein Empfangssalon in Virginia.
    Er musste erschöpfter sein, als er zunächst gedacht hatte, merkte er, als er sich auf einen hochlehnigen Polsterstuhl mit einem Bezug aus brauner Mohairwolle sinken ließ. Er hatte diesen Stuhl ausgewählt, weil er vor dem Feuer im Marmorkamin stand. Er sah Lamb an und sagte schlicht:
    »Ein großes Haus.«
    Lamb lachte.
    »Allerdings. Und das hier ist erst eines von mehreren Landgütern, die du besitzt.«
    »Kein Wunder, dass Mathew wütend war, als ich alles geerbt habe«, stellte Barnaby fest und blickte nachdenklich ins Feuer.
    »Ich hätte es auch nicht gut aufgenommen, wenn man mir etwas wie dieses Anwesen vor der Nase weggeschnappt hätte – und ganz zu schweigen von dem Vermögen, das dazugehört.«
    Lambs Augen wanderten über den prachtvoll möblierten Raum.
    »Es ist sicherlich ein Motiv für einen Anschlag auf dich.« Als Barnaby nur weiter ins Feuer starrte, fügte er leise hinzu:
    »Bevor die Schuldgefühle dich überwältigen, lass dich daran erinnern, dass alle Joslyns reich sind – du hast zwar vielleicht das Kronjuwel geerbt, aber Mathew und seine Brüder Thomas und Simon sind kaum arme Schlucker. Gerüchte besagen, dass Mathews Familiensitz Monks Abbey beinahe ebenso groß und beeindruckend ist. Außerdem habe ich gehört, Thomas besitze ein überaus ansehnliches Vermögen.«
    Barnaby legte den Kopf in den Nacken und verzog schmerzlich das Gesicht, als seine Wunde mit der Rückenlehne in Kontakt kam.
    Lamb fluchte halblaut und kam rasch zu ihm.
    »Ich möchte einen genaueren Blick auf die Verletzung an deinem Hinterkopf werfen.« Als Barnaby dagegen Einwände erhob, entgegnete er fest:
    »Genug davon! Ich kann von hier aus sehen, dass es blutet. Und jetzt lass sie mich versorgen.«
    Ehe sie Barnabys Zimmer im Gasthof verlassen hatten, hatte sich Lamb die Geschichte angehört, die Barnaby und Mrs Gilbert sich ausgedacht hatten, um Barnabys unheilvolle Unpässlichkeit zu erklären, die es zwingend nötig gemacht hatte, in der Krone einzukehren. Lamb hatte ihnen beigepflichtet, dass es nicht nötig war, überall herumzuerzählen, dass jemand vergangene Nacht versucht hatte, den neuen Viscount Joslyn umzubringen. Und die Erkrankung würde Barnaby einen Grund liefern, in seinem Schlafzimmer zu bleiben, sollte sich das als notwendig erweisen.
    Lambs Lippen wurden schmal, während er die tiefe Wunde untersuchte. Nachdem er fertig war, entschied er, dass der neue Viscount einen Rückfall erleiden würde und für mehrere Tage das Bett würde hüten müssen.
    Schließlich ließ er von Barnaby ab und erklärte:
    »Das muss genäht werden, aber für den Moment reinige ich sie erst einmal oberflächlich, um das Blut außen zu entfernen. Nachdem Peckham dein Essen und etwas zu trinken gebracht hat, das ich bestellt habe, werde ich mich darum kümmern. Fürs Erste bleibst du hier sitzen und rührst dich nicht.«
    Barnaby schnitt eine Grimasse, war aber einverstanden. Lamb verschwand im Ankleidezimmer, nur um kurz darauf mit einem frischen Leinenstreifen zurückzukehren. Nicht sonderlich behutsam und ohne sich um Barnabys Zusammenzucken zu kümmern, drückte er den Stoff gegen die Wunde und presste mehrere Minuten lang. Dann

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