Eine Stuermische Nacht
niedergeschlagen. In dem Wissen, dass Ainsworth vorhatte, Anne zu heiraten, und zwar, wie er stark vermutete, ob sie das wollte oder nicht, beunruhigte ihn deren Abwesenheit besonders.
Er wartete, bis alle bedient waren und Walker gegangen war, ehe er Fragen stellte. Sobald sich aber die Tür hinter dem Butler geschlossen hatte, erkundigte er sich mit harmlos interessierter Miene:
»Und wo ist die reizende junge Mrs Townsend? Hoffentlich ist sie nicht unpässlich?«
Cornelia lächelte, allerdings nicht so herzlich wie sonst.
»Sie haben es vermutlich noch nicht gehört: Jefferys jüngerer Bruder Hugh war zu einer Stippvisite hier. Er ist gestern angekommen und ist bereits wieder auf dem Heimweg nach Parkham House – weniger als einen Tagesritt von hier entfernt. Er hat Anne mitgenommen, damit sie seiner Mutter Gesellschaft leistet. Hugh ist mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, und seine Mutter, die bei ihm lebt, ist einsam.«
»Hugh tat es sehr leid, dass er nicht die Gelegenheit hatte, Ihre Bekanntschaft zu machen«, warf Emily ein. Ihr Gesicht spiegelte ihre Zuneigung zu ihrem Cousin wider, als sie erklärte:
»Sie würden ihn mögen.« Eine Sekunde lang flackerte Belustigung in ihren Augen auf.
»Er ist ganz anders als mein Cousin Jeffery.«
Barnaby lachte.
»Genau genommen wusste ich bereits von Hughs Ankunft. Der Informationsfluss unter der Dienerschaft funktioniert schnell und effizient. Allerdings hatte ich noch nicht gehört, dass er wieder abgereist ist und Ihre Stiefmutter ihn begleitet.« Er zögerte und dachte an Ainsworths Worte. Etwas passte nicht zusammen. Unfähig, es sich zu verkneifen, fragte er:
»Und Ainsworth hatte keine Einwände gegen ihre Abreise zu diesem Zeitpunkt?«
Emilys Augen wurden schmal.
»Was meinen Sie mit ›zu diesem Zeitpunkt‹?«
»Ach, nur, dass Ainsworth den Eindruck erweckt hat, dass eine Verlobung zwischen ihnen unmittelbar bevorstand.«
So erbost, dass sie sich vergaß, erklärte Emily hitzig:
»Diese hinterhältige Schlange! Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Anne kann ihn nicht ausstehen. Und genau genommen«, fuhr sie fort, »war es der Wunsch, Ainsworths verhassten Aufmerksamkeiten zu entkommen, der es ihr hat angeraten erscheinen lassen, The Birches für mehrere Wochen zu verlassen.«
Barnaby blickte zu Cornelia, aber sie machte keine Anstalten, Emilys Ausbruch zu glätten. Anne war in Sicherheit, aber Cornelia hatte noch ein Küken zu beschützen – und wenn sie sich mit dem Teufel ins Bett legen musste, um das zu bewerkstelligen, dann würde sie es tun. Sie hielt Lord Joslyn natürlich nicht für den Teufel, ganz im Gegenteil. Cornelia war eine gute Menschenkennerin und vertraute ihm unwillkürlich. Sie brauchten Hilfe, und nachdem sie sich von ihm schon ein recht gutes Bild gemacht hatte und ihr zudem nicht entgangen war, wie oft sein Blick zu Emily schweifte, entschied sie, dass es wohl an der Zeit war, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
Daher sagte sie in ihrer unverblümten Art:
»Ainsworth erbt eine größere Summe Geld, wenn er bis zum ersten März eine Frau von Stand und Ansehen ehelicht. Sein eigener Ruf ist von der Art, dass nur wenige verantwortungsbewusste Eltern oder Vormunde eine Verbindung zwischen ihm und ihren Töchtern oder Mündeln in Erwägung ziehen würden. Er ist seit Monaten auf der Suche nach einer Frau, die dumm genug ist, ihn zu heiraten. Seine Zeit läuft ab, und seine Suche nach einer Braut wird verzweifelter.«
»Und Jeffery bringt ihn her«, bemerkte Barnaby gedehnt, »wo er glaubt, nicht nur eine, sondern gleich zwei mögliche Kandidatinnen zu finden?«
Cornelia nickte mit grimmiger, angespannter Miene.
Barnaby nahm die Tasse Tee, die schon eine Weile vor ihm stand, und trank einen Schluck, um sich Zeit zu verschaffen, sich zu fassen und der Wut Herr zu werden, die in ihm aufwallte. Es fiel ihm nicht schwer, sich dazuzureimen, was Cornelia ungesagt gelassen hatte. Es lag etwas Übles in der Luft, und die eine Person, die für die beiden Frauen unter seinem Schutz verantwortlich war und deren erste Sorge ihre Sicherheit sein müsste, half Ainsworth bei seinem schändlichen Vorhaben. Warum würde Jeffery … Die Antwort fiel ihm sogleich ein, während er den Gedanken noch in seinem Kopf formte. Geld.
Er stellte seine Tasse wieder auf die Untertasse und sagte:
»Ihr Cousin und Neffe ist ein umtriebiger Gentleman, nicht wahr? Er bringt nicht nur einen Schurken wie Ainsworth in
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