Eine Stuermische Nacht
für Annes Abreise nennen?«, erkundigte sich Emily.
Cornelia lächelte.
»Hugh hat es ja selbst gesagt – Althea ist einsam. Sie sehnt sich nach dem Trost und der Annehmlichkeit, sich mit einer anderen Frau unterhalten zu können. Anne mit ihrem mitfühlenden Wesen hat sogleich, nachdem sie erfahren hatte, dass sich Althea weibliche Gesellschaft wünscht, angeboten, zu ihr zu fahren. Da er seine Mutter nicht länger als unverzichtbar allein lassen wollte, hat Hugh darauf bestanden, unverzüglich nach Parkham House aufzubrechen.«
»Danke«, bemerkte Hugh mit einer gewissen Selbstironie, »gib mir die Schuld.«
»Deine Schultern sind breit genug dafür«, sagte Cornelia mit funkelnden Augen, »und tu nicht so, als würde es dich nicht freuen, ihm die Meinung zu sagen, wenn er dumm genug ist, auf deiner Türschwelle zu erscheinen und eine Erklärung zu verlangen.«
Da sie keinen Denkfehler in dem Plan erkennen konnte, nickte Emily.
»Das ist eine gute Lösung. Jeffery kann kaum Einwände gegen Annes Tun erheben, und er kann nicht ernstlich etwas gegen einen Besuch bei seiner eigenen Mutter haben.« Sie blickte Hugh besorgt an.
»Du weißt schon, dass du dafür wirst sorgen müssen, dass sich für Jeffery oder Ainsworth keine Gelegenheit ergibt, sie aus deinem Haus zu entführen? Lass sie nicht allein auf dem Besitz umherwandern oder gar irgendwohin gehen.«
Hugh blickte Emily beleidigt an.
»Ich bin kein Dummkopf. Ich werde auf der Hut sein. Sie wird sicher sein auf Parkham , aber ich will nicht von vornherein einen Entführungsversuch ausschließen – weder durch ihn noch durch seinen unehrenhaften Freund.« Er sah zu Anne und lächelte.
»Ich werden Sie gut beschützen, Madam. Sie haben nichts zu befürchten, solange Sie unter meiner Obhut stehen.«
»Danke«, erwiderte Anne voller Dankbarkeit, »Sie sind so überaus freundlich, all diese Mühen auf sich zu nehmen für jemanden, den Sie kaum kennen.«
Hugh schaute ihr in die samtbraunen Augen, und etwas Warmes, Mächtiges breitete sich in ihm aus. Mit einer Stimme, die belegter klang, als er es bemerkte, sagte er:
»Ich bin sicher, dass es den meisten Leuten leicht fällt, nett zu Ihnen zu sein.«
Emily und Cornelia wechselten einen Blick, und Emily hob die Brauen, während Cornelia breit lächelte. Sehr zufrieden mit sich und der Lage erklärte Cornelia:
»Dann ist alles entschieden, und sobald Jeffery und Ainsworth morgen das Haus verlassen haben, werden du und Anne nach Parkham aufbrechen.«
Am nächsten Morgen lief alles wie geplant und ohne Schwierigkeiten ab. Jeffery und Ainsworth verließen das Haus allerdings nicht so früh wie erhofft, aber sobald sie davongeritten waren, wurde Hughs Phaeton diskret vor dem Seiteneingang vorgefahren, denn schließlich waren die beiden Kammerdiener Bundy und Temple in den jeweiligen Räumen ihrer Herren. Rasch wurden die Koffer aufgeladen, und wenige Minuten später, nach mehreren Umarmungen und liebevollen Ermahnungen, saßen Anne, Agatha und Barnett, Hughs umsichtiger Diener, im Phaeton. Hugh schnalzte mit der Peitsche und lenkte sein Paar Grauer in flottem Tempo die Auffahrt hinab.
Das Haus fühlte sich nach ihrer Abfahrt sehr leer an, aber Emily verspürte auch Erleichterung, weil Anne nun sicher war vor Ainsworth. Jeffery würde fuchsteufelswild sein, das wusste sie, und die nächsten paar Tage würden überaus unangenehm werden, aber die Hauptsache war, dass Anne außerhalb ihrer Reichweite war. Und dafür konnte sie Jefferys Wutanfälle und finstere Blicke gut ertragen.
Eine Hand unter Cornelias Ellbogen gingen sie gemeinsam zum Grünen Salon, und Emily sagte:
»Jeffery wird furchtbar zornig sein.«
»Ich weiß«, erwiderte Cornelia, »aber er kann kaum etwas dagegen tun, nur schreien und vor Wut schäumen.« Sie betrachtete Emily. »Wenn ich geglaubt hätte, dass du gehen würdest, hätte ich dich mitgeschickt.«
Erstaunt sah Emily sie an.
»Mich? Warum?«
»Weil«, antwortete Cornelia müde, »sie, nachdem ihre Beute ihnen entwischt ist, dich ins Visier nehmen könnten.«
»Stimmt«, räumte Emily ein. Sie lächelte bissig.
»Aber ich bin nicht Anne, und selbst wenn sie dumm genug wären, so etwas zu versuchen, würden sie feststellen, dass ich nicht so leicht einzuschüchtern bin.« Ihre grauen Augen blitzten kämpferisch.
»Egal, was Ainsworth mir antut, ich würde ihn nie heiraten! Und ich würde seine Verbrechen von der Kanzel in der Dorfkirche schreien. Jeder würde wissen, was für
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