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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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reichen, entschied sie nachdenklich. Sicher würde ihr plötzlicher Umzug in das Haus des Viscounts Klatsch verursachen und mehr als nur ein paar Spekulationen auslösen, aber das machte ihr keine großen Sorgen. Wenn sie die Zeichen richtig deutete – und davon ging sie aus, schließlich war sie in ihrem Alter lebenserfahren und klug genug, mehr zu bemerken, als ein derart ineinander vernarrtes junges Paar – war es nicht mehr lange hin, bis die Verlobung zwischen Emily und Lord Joslyn bekannt gegeben werden würde. Es würde reichen. Emily wäre in Sicherheit, und Joslyn konnte ungestört um sie werben. Sie lächelte leise. Und Jeffery wäre außer sich vor Wut.
    Barnaby schaute zu Cornelia und atmete erleichtert auf, als sie nickte. Ausgezeichnet! Er hatte eine Verbündete. Er wandte sich Emily zu – jetzt musste er nur noch die grauäugige Zweiflerin vor sich von der Klugheit seines Plans überzeugen.
    Emily nahm nichts wahr als Barnabys hartes Gesicht über ihrem, ihr klangen noch seine überraschenden Worte in den Ohren, und sie schaute ihn stumm an. Wilde Gedanken schossen ihr durch den Sinn, aber schließlich gelang es ihr doch, einen davon festzuhalten, und sie fragte ungläubig:
    »Sind Sie verrückt? Gütiger Himmel. Im gesamten Landstrich würde der Klatsch wie ein Flächenbrand wüten.« Sie kniff die Augen zusammen.
    »Oder ist Ihnen Ihr eigener Ruf so unwichtig wie meiner?«
    Lamb steckte den Kopf zur Tür herein und verhinderte Barnabys Antwort.
    »Mathew ist hier, um dich zu sehen«, verkündete er, »soll ich ihn von Walker herbringen lassen?«
    Das war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, dachte Barnaby, aber es änderte nichts an der Sachlage. Gleichgültig, welche Einwände die Dame vorbrachte, sie und ihre Großtante würden nach Windmere verpflanzt. Es war schließlich, so sagte er sich tugendhaft, zu ihrem eigenen Besten.
    Mathew wurde vorgelassen, und es wurde rasch klar, dass es sich um keinen formellen Besuch handelte; Mathews gut geschnittene Züge oberhalb seines elegant geknoteten Halstuches wirkten entschieden grimmig.
    Da sie nicht viel auf Förmlichkeit hielt, erklärte Cornelia:
    »Sie haben offensichtlich wichtige Neuigkeiten. Möchten Sie, dass wir gehen, damit Sie ungestört reden können?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein«, erwiderte Mathew. »Sie werden es ohnehin bald selbst hören.« Er schaute Barnaby an und sagte ruhig:
    »Ich habe heute Morgen einen Brief erhalten von einem Freund aus London. Aus Frankreich kommt die Nachricht, dass Ludwig XVI. am Montag in Paris auf der Guillotine hingerichtet wurde.«
    Die Damen schnappten nach Luft, aber bis auf ein Anspannen seiner Wangenmuskel verriet Barnaby seine Gefühle durch keine Regung. Der Tod des Königs von Frankreich war eine überraschende Nachricht, auch wenn man schon eine Weile gewusst hatte, dass er von den Revolutionären, die in Frankreich die Herrschaft übernommen hatten, zum Tode verurteilt worden war. Barnabys Sorge indes galt der Sicherheit und dem Aufenthaltsort seines Halbbruders Lucien, der einer Affäre seines Vaters entstammte. Lucien hielt sich zurzeit in Frankreich auf und steckte, wie er ihn kannte, bis zum Hals in zwielichtigen Unternehmungen. Ihm war alles andere als wohl beim Gedanken an Lucien. Zu Hölle mit dir, Bruder , dachte er ärgerlich. Wenn du dich umbringen lässt …
    Cornelia beugte sich vor und fragte besorgt:
    »Und die Königin? Was ist mit Marie-Antoinette? Lebt sie noch?«
    Mathew nickte knapp.
    »Wenigstens zu dem Zeitpunkt, als mein Freund seinen Brief verfasst hat.«
    »Und der Dauphin?«, wollte Barnaby wissen.
    »Sind sie so tief gesunken, auch Kinder zu töten?«
    Mathew schüttelte den Kopf.
    »Laut meinem Freund bleibt der Rest der königlichen Familie im Temple inhaftiert. Sie sind alle noch am Leben … für den Augenblick.« Er blickte bedeutungsvoll zu Barnaby. »Frankreich ist im Moment kein Ort, wo man sich aufhalten sollte. Wir werden bald schon Krieg mit ihnen haben, das ist vermutlich nur eine Sache von Tagen, höchstens Wochen.«
    Barnaby warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Das weiß ich selbst.« Mit grimmiger Miene erklärte er:
    »Ich habe ihn gewarnt, aber niemand kann Lucifer sagen, was er tun und was er lassen soll, wenn er sich etwas erst einmal in den Kopf gesetzt hat.«
    »Lucifer?«, fragte Emily mit großen Augen.
    »Mein Halbbruder, und wenn es je einen Spross des Teufels gegeben hat … ich will es nicht beschönigen, er stammt von der falschen

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