Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
›Grünen Kruges‹. Salzer blieb bei ihr stehen … sie wich vor ihm zurück, als sei er bereits als Mörder überführt. Salzer lächelte schmerzlich.
    »Ich bin bald wieder zurück«, sagte er stockend. »Die Beamten tun nur ihre Pflicht …«
    Er stieg in den Wagen und blickte nicht zurück, als sie schnell abfuhren. Der Sekretär blieb zurück. Er hatte die Aufgabe, das Wirtshaus ›Grüner Krug‹ vom Keller bis zum Dachstuhl zu untersuchen, vor allem die Zimmer von Salzer und Monika Horten. Ludwig Faber ahnte, daß irgendwo ein Hinweis war, der ihn weiterbrachte. Vor allem ahnte er, daß es sich hier nicht mehr um eine Vermißte, sondern um eine Tote handelte.
    Und Ludwig Faber war berühmt für seine gefühlsmäßigen Verbrecherdiagnosen.
    *
    Am Morgen nach Dahlmanns Ausflug zum Moor meldete sich bei der Polizeistation in Hetzwege der Moorbauer Onno Lütje. Er roch stark nach Schnaps, schwankte und lehnte sich gegen den Tisch des Feldgendarms.
    »'raus!« sagte der Polizist. »Du bist besupen, Kerl.«
    »Jo, isch bin besupen!« Onno Lütje nickte schwer. »Aber so besupen, daß isch Geister sehe, bin isch nich, nich?!«
    »Geister? Wieso?«
    »Im Moor –«
    »Geh noch Hus und leg disch nieder …« Der Polizist wedelte den Alkoholdunst von seinem Gesicht weg. Onno Lütje blies eine steife Brise gegen den Vertreter der Obrigkeit. Er wackelte mit dem Kopf und umklammerte die Tischkante wie eine Segelstange auf einem sturmgeschaukelten Schiff.
    Was er erzählte, war eine Mischung von Trunkenheit und Rätsel.
    In der Nacht hatte er bei Karle Budje gesoffen. Einen Köhm, und noch einen, und dann Rum und zuletzt 'nen Klaren. Eine ganze Flasche. Rein aus Kornsaat! Das ging in die Beine und ins Gemüt. Und dann war er nach Hause gewankt, und da es schon spät war, so um die vier Uhr morgens 'rum, kürzte er den Weg ab und schlurfte durch das Moor.
    Da hatte er erst zwei große, feurige Augen gesehen, dann einen Mann mit einem Baumstamm auf dem Rücken … aber die waren plötzlich weg wie verschluckt … Er hatte noch dagestanden und sich gesagt: Onno, Düwel gibt es nicht! Und was die Moormuhme immer verschnackte, das is ja man doch nur olles Spinnertkram … Also war er weitergeschwankt, hatte sich ins Bett gelegt und geschlafen. Am Morgen aber hatte er wieder einen Köhm getrunken, um den Brand zu löschen, und nun war er da, um dem Herrn Gendarmen zu erzählen, daß er den Düwel im Moor gesehen habe.
    »Zwei große, feurige Augen …« Onno Lütje hob beschwörend beide Arme hoch empor. »Glaub es mir, Enno …«
    Der Feldgendarm setzte sich und packte sein Frühstücksbrot aus. »Ich glaube es dir. Wo war's denn?«
    »Im Moor von Hermes-Fiedje.«
    »Da ist doch gar kein Weg. Nur ein Pfad, der mitten im Sumpf endet.«
    »Eben drum! D'Düwel war es, Enno!«
    Onno Lütje lamentierte noch eine Weile auf der Polizeiwache herum, bis er ging. Jedem, den er traf, erzählte er vom Moorteufel, den er gesehen hatte. Und alle, die es hörten, nickten beifällig und lachten. Wenn der Lütjen-Onno einen sitzen hatte, hatte das Dorf einen fröhlichen Tag. Man kannte das.
    Auch der Feldgendarm Enno Bollstedt vergaß den Düwel im Moor. Ab zehn Uhr stand er an der Abzweigung zur Autobahn Bremen-Hamburg und kontrollierte Radfahrer, ob sie eine Klingel hatten und der Rücktritt funktionierte. Er kassierte bis zwölf Uhr mittags dreimal fünf Mark Strafgebühren und war mit dem Vormittag sehr zufrieden.
    Nur Onno Lütje saß wieder in der Wirtschaft und trank einen Klaren. Die Neumondzeit begann … da kam der Onno so richtig in Tritt …
    Seinen Erzählungen lauschte auch ein pensionierter Postinspektor, der in Hetzwege ein Haus geerbt hatte. Für ihn war es nicht das Geschwafel eines Betrunkenen … er merkte sich alles sehr genau.
    Zwei große, glühende Augen können zwei Autoscheinwerfer sein, dachte er. Was aber macht ein Auto um vier Uhr morgens mitten im Moor …?
    *
    Als Luise aufwachte, wußte sie im ersten Augenblick nicht, wie spät oder wie früh es morgens war. Die Gardinen waren noch vor die Fenster gezogen, es lag ein fahles Halbdunkel im Raum – aber das Bett neben ihr war leer und die Steppdecke zurückgeschlagen. Ernst Dahlmann mußte schon lange aufgestanden sein, denn aus dem Badezimmer hörte sie keinen Laut mehr. Sie wandte sich um und sah auf die kleine Reiseuhr, die auf dem Nachttisch stand.
    Acht Uhr morgens.
    Verwundert richtete sie sich auf. Aus der Küche hörte sie Tellerklappern. Das Hausmädchen

Weitere Kostenlose Bücher