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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Faber verabschiedete sich und ging. Dahlmann kehrte ins Wohnzimmer zurück. Er fand Luise in der Blumenecke. Sie weinte still. Er sah es an den Zuckungen ihrer Schulter.
    »Verstehst du das, Luiserl?« fragte er leise.
    Sie schwieg. Fräulein Pleschke blickte herein und fragte:
    »Kann ich den Kaffee bringen?«
    »Ja doch.« Dahlmann wandte sich ungnädig herum. »Das nächste Mal klopfen Sie an …«
    Erna Pleschke verzog den Mund. »Er hat mich übrigens auch gefragt …«
    »Der Kommissar?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »War Herr Dahlmann in letzter Zeit verreist …«
    Nach Dahlmanns Herz griff eine eiskalte Hand. »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Was wahr ist. Ich weiß es nicht.«
    Dahlmann nickte mehrmals. »Es ist gut, Fräulein Pleschke. Bringen Sie den Kaffee. Und machen Sie ihn schön stark … wir haben es nötig –«
    *
    Es ist das Recht der Polizei, alle Spuren, selbst die dümmsten, zu verfolgen, wenn es um die Aufklärung eines angenommenen Verbrechens geht. Nichts kann dumm und absurd genug sein, als daß es im menschlichen Leben nicht eine wesentliche Rolle spielen könnte.
    Ludwig Faber rief daher zunächst Dr. Kutscher an und erfuhr, daß Julius Salzer nach Soltau zurückgekehrt sei. Auf den Rat Dr. Kutschers hin. Er sollte in Soltau warten – vielleicht schickte Monika Horten eine Nachricht.
    »Machen wir'n Ausflug, Leute«, sagte der dicke Faber zu seinem Sekretär und seinem Wachtmeister, der den Dienstwagen fuhr. »Kennt ihr die Heide? Nicht? Herrlich, sag' ich euch! Wacholderbüsche, Birken, Weiden, Heidekraut, Stille, Frieden, das Gefühl, am Rande der Welt zu sein, jenseits von Gut und Böse …«
    »Und dahin fährt nun die Mordkommission –«, sagte der Sekretär sinnig. Faber lachte breit.
    »Sie sehen daraus, daß es keine Paradiese mehr gibt. Die biblische Austreibung ist endgültig! Los, gondeln wir in die Heide …«
    Julius Salzer hockte in dem kleinen Zimmer Monikas, als die Beamten aus Hannover im ›Grünen Krug‹ erschienen. Die Möbel Monikas standen noch herum und versperrten Flure und Dielen. Faber schüttelte den Kopf. Ein Mensch besinnt sich nicht anders, wenn er seine Möbel an einen neuen Ort bringen läßt. Vor allem keine Frau! Eine Frau hängt viel zu sehr an Kleinigkeiten, als daß sie diese einfach stehen lassen kann. Faber kannte das, er war seit dreißig Jahren verheiratet. Noch heute verwahrte seine Elfriede den Bronzekopf Dantes, den sie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten. Ein Kopf mit einem Lorbeerkranz, von dem Faber respektlos sagte: »Wenn's wenigstens echter Lorbeer wäre, dann nützte Dante noch was für die Suppe …« Aber da es ein Hochzeitsgeschenk von Tante Sophie, dem Senior der Familie, war, wurde auf Dantes Kopf seit dreißig Jahren auf dem Büfett Staub gewischt.
    Die Wirtin vom ›Grünen Krug‹ setzte sich sofort auf die Milchkanne, die vor der Tür stand, als Faber seinen Ausweis zeigte.
    »Das ist in der dreihundertjährigen Geschichte des ›Grünen Kruges‹ das erste Mal, daß die Polizei …«
    Faber winkte lässig ab. »Sie brauchen für dieses Ereignis keine Bronzetafel am Haus anzubringen. So wichtig ist das nicht. Herr Salzer …?«
    »Oben –«, stammelte die Wirtin. »Er ist ganz gebrochen …«
    »Dann richten wir ihn wieder auf.«
    Julius Salzer sah nicht hoch, als Faber in die kleine Stube trat. Er saß vor Monikas Staffelei und starrte vor sich hin. Auf der Staffelei hing ein Entwurf zum Umschlag eines Buches von Jules Salaire.
    ›Die Macht der Liebe‹ hieß es.
    Faber nickte gedankenschwer.
    »Der Titel ist ein wenig abgeklappert. Ich würde vorschlagen: Liebe ist Macht! Das klingt revolutionär! Das knallt! Heute will man was Hartes lesen.«
    Salzer drehte sich langsam herum. »Wer sind Sie denn?« fragte er müde.
    »Ludwig Faber von der Mordkommission –«
    Salzer schnellte hoch. »Mordkommission!?« schrie er.
    »Himmel, wie so ein Name wirkt.« Faber hob beide Hände. »Nun drehen Sie keinen Salto, junger Hemingway … Es ist noch gar nichts passiert! Außer, daß wir Ihre Monika noch nicht haben. Apropos, Ihre Monika … Wie lange kennen Sie sie?«
    »Ein paar Tage …«
    »Und schon untrennbar?«
    »Ich nehme an, Sie halten nicht viel von der großen, aufflammenden Liebe …«
    »Warum?«
    »Als Beamter …«
    »Auch Beamte sind Menschen. Auch der deutsche Beamte. Stimmt … es ist schwer, manchmal daran zu denken, aber es ist so.« Faber lächelte und setzte sich auf Monikas Bett. Es war der einzige

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