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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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manche Runde Freibier erblasen. Dahlmann starrte den Ringen nach und zog die Lippen zwischen die Zähne.
    »Schachmatt –«, sagte Dr. Kutscher freundlich. »Ein guter Verbrecher sollte auch ein guter Schachspieler sein. Man lernt am Brett das, was man im Leben am nötigsten braucht: Logik!«
    »Und wenn ich beweise, daß Luise gesund ist?«
    »Dann sind Sie ein Zauberer, Dahlmann. Sie kennen die Psychiater. Wenn die einen Fall haben, und dann noch so einen schönen, undurchsichtigen Fall wie Ihre Frau, dann atmen sie wissenschaftliche Wonne und geben ihn nicht so schnell aus den Fingern. Ganz davon abgesehen, daß Sie kaum Möglichkeiten haben werden, das Tick-tick und das Tack-tack zu leugnen.«
    »Reden Sie mit mir nicht wie mit einem Säugling!« schrie Dahlmann. Er sprang auf und riß seinen Hut an sich. »Ich werde mit Dr. Vierweg sprechen.«
    »Nicht nötig. Das habe ich bereits getan.« Dr. Kutscher lächelte wieder maliziös.
    »Sie haben –« Dahlmann hielt den Atem an.
    »Als gewissenhafter Anwalt, ich bitte Sie. Das war meine Pflicht. Ich habe hier ein Gutachten von Dr. Vierweg liegen, daß Ihre Gattin unter Psychosen leidet. Er hat sie gestern, als Sie in Köln den Vorträgen einer nicht stattgefundenen Apothekertagung lauschten, gründlich untersucht. Die Diagnose ist eindeutig, zumal Ihre Gattin alle Vermutungen bestätigte und ihre Wahrnehmungen eindringlich und präzise schilderte. Sie wissen: tick-tick und tack-tack …«
    Dahlmann zögerte. Er wollte hinauslaufen, aber andererseits hielt ihn das Gefühl fest, daß Dr. Kutscher noch mehr wußte. Der Anwalt schüttelte langsam den Kopf.
    »Dahlmann, geben Sie es auf, das Teufelchen zu spielen. Ziehen Sie sich an einen Ort zurück, wo man Sie nicht kennt, nicht sieht, nicht findet. Beginnen Sie von vorn, und wenn Sie Tüten abwiegen. Die Möglichkeit, in einer Zelle Tüten zu kleben, ist Ihnen ja immer in der Tasche. Verschwinden Sie, nachdem Sie Ihrer Gattin gestanden haben, wie groß der Irrtum war, dem sie jahrelang erlegen ist. Das wäre ein anständiger Abgang.«
    »Danke.« Dahlmann setzte seinen Hut auf wie einen Stahlhelm. Es war wie ein Zeichen, daß der gnadenlose Kampf begonnen hatte. »Ich habe andere Mittel als Sie, Doktor …«
    »Nicht mehr. Sie haben die Schlinge um den eigenen Hals.«
    »In Ihren Augen.« Dahlmann lächelte mokant. Die alte Sicherheit kam zurück, und Dr. Kutscher hatte das unangenehme Gefühl, daß er etwas übersehen haben mußte. Diese Sicherheit Dahlmanns war kein Bluff mehr. Er mußte noch einen Trumpf in der Hand haben.
    »Ich gebe zurück: Schach sollte man spielen lernen, ehe man Anwalt wird! Das fördert die Logik! Lieber Doktor, was ist ein Rechtsanwalt ohne Logik?! Sie tun mir leid … Sie sind sonst ein so intelligenter Bursche …«
    Mit geraden, federnden Schritten verließ Dahlmann das Büro.
    Dr. Kutscher blieb sehr nachdenklich zurück und sah seinen Rauchkreisen nach. Was kann es sein, das ihn so sicher macht, dachte er wütend. Was habe ich übersehen? Wo ist hier ein logischer Fehler?!
    Man kann es Dr. Kutscher nicht übelnehmen, daß er den Fehler nicht fand … er war ein Junggeselle und deshalb unbewandert in den Gedanken einer verheirateten Frau.
    Gedanken, mit denen Ernst Dahlmann spielen wollte.
    Es begann damit, daß er sie beim Eintritt ins Wohnzimmer umarmte, an sich zog und küßte.
    Luise war so erstarrt über diese Begrüßung, daß sie weder an Gegenwehr dachte noch an ein Ausweichen. Dahlmann betrachtete ihre Hilflosigkeit als Überraschung und Entgegenkommen. Er küßte sie nochmals und warf seinen Hut auf das Sofa. Tiefe Freude, wieder daheim zu sein, schien ihn zu durchfluten.
    »Wie geht es dir, Luiserl?« fragte er und nahm ihre schlaffen Hände. Er streichelte sie, küßte die Handflächen und die Fingerspitzen wie ein verliebter Geck. »Du siehst etwas abgespannt aus. Hast du Beschwerden? Ist etwas nicht richtig gewesen?«
    »Nein, nein. Alles war gut.« Luise schüttelte den Kopf. Durch das dunkle Glas ihrer Sonnenbrille musterte sie Dahlmann. Er ging zum Barschrank, goß zwei Gläser Aperitif ein, tat Eiswürfel dazu und verrührte in Luises Glas eine Pille. Die Schachtel, die er aus der Rocktasche genommen hatte, legte er in das Schubfach, in dem das Barbesteck aufgehoben wurde.
    Luise wartete. »Was machst du, Ernsti?« fragte sie sogar.
    »Ich mixe uns einen Begrüßungstrunk!« Es klang ganz natürlich. Er ließ, um es zu demonstrieren, das Eis in den Gläsern klappern.

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