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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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prophezeite Mrs. Haney. »Weil es keinen Gottesdienst in der Kirche gibt. Der Prediger war schockiert. Wie auch sonst jeder.«
    »Dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, als schockiert zu sein. Von mir aus sollen sie ruhig tratschen«, sagte Rink grob.
    »Du musst ja auch nicht hier leben«, schnaubte Mrs. Haney. »Wir schon.«
    »Kein Gottesdienst«, sagte Rink kratzig. »In Ordnung, Mrs. Haney?« Sein durchdringender Blick und der Befehlston in seiner Stimme brachten sie zum Schweigen.
    »Ja, Sir.« Eingeschnappt setzte sie sich gerade hin. Er sah wieder aus dem Fenster.
    Caroline fühlte tief mit Mrs. Haney und Laura Jane. Sie hatten ja keine Ahnung, wie furchtbar tief die Abgründe in Roscoes Geist gewesen waren, und konnten daher nicht verstehen, warum Rink so überaus kalt auf den Tod seines Vaters reagierte. Was sie selbst anging, so dachten die beiden, dass sie durch die Trauer wie betäubt sei.
    Mrs. Haney hatte ihre Hand genommen und zu ihr gesagt:
»Sie haben eine starke Seele, Caroline, aber irgendwann will das Weinen durchkommen. Wenn Sie allein sind und der ganze Aufruhr erstmal vorüber ist, werden Sie schon weinen.«
    Mrs. Haney lag falsch. Caroline würde keine einzige Träne um den Mann weinen, der ihr Ehemann gewesen war. Seit dem Moment, an dem sie in tiefster Demütigung das Krankenhauszimmer verlassen hatte, hatte sie keine einzige Träne mehr vergossen. Rink war ihr eine Weile später nachgekommen. Man hätte meinen können, er sei in der Hölle gewesen und hätte den Teufel persönlich getroffen. Sein Gesichtsausdruck war entsetzlich, steinern. Und er war so geblieben.
    Die ganze, lange Nacht hatten sie in den Stühlen aus Chrom und Plastik verbracht und Wache gehalten. Sie sprachen nicht miteinander. Sie sahen einander nicht an. Sie wollte sich so oft dafür entschuldigen, dass sie geglaubt hatte, er hätte ihre Liebe verraten, indem er sie mit Marilee betrog. Sie hatte ihn anfassen wollen, ihn halten, mit ihm um all die Jahre trauern, in denen man sie einander ferngehalten hatte. Aber sie waren noch immer voneinander getrennt. Jede gespannte Linie und jeder verkrampfte Muskel in seinem Gesicht sprachen das aus. Also hielt sie Distanz und schwieg.
    Roscoe wurde stark sediert, nachdem Rink das Zimmer verlassen hatte. Einmal war der Arzt bei Caroline, hatte sich vor sie hingekniet und ihre Hand genommen. »Es wird nicht mehr lange dauern. Wenn Sie möchten, können Sie zu ihm hinein, aber er wird nicht wissen, dass Sie da sind.«
    Sie hatte mit dem Kopf geschüttelt. Sie wollte nie wieder sein Gesicht sehen. Als der Arzt ihnen schließlich mitgeteilt hatte, dass Roscoe gestorben war, verließ sie mit Rink das
Krankenhaus, ohne vom Tod ihres Ehemannes betroffen zu sein.
    Jetzt musste sie die Rolle der leidenden Witwe spielen. Die Limousine hielt an. Der aufmerksame Bestatter half ihr aus dem Rücksitz und führte sie zu dem Zelt, das man neben dem Grab für die Beerdigung aufgestellt hatte. Sie setzte sich steif auf den von ihm angewiesenen Stuhl, Rink saß neben ihr, neben ihm Laura Jane. Mrs. Haney wollte lieber hinter Laura Jane stehen und ihr tröstend die Hände auf die Schultern legen.
    Caroline hörte der Lobpreisung durch den Priester nicht zu. Ihre Augen starrten direkt durch den mit Rosen geschmückten Sarg. Als die Beerdigung vorüber war, nahm sie die Beileidsbekundungen derer, die zu Rink und ihr kamen, mit formeller Höflichkeit entgegen.
    »Hält sie sich nicht tapfer?«, murmelten die Trauergäste einander zu.
    »Nicht eine Träne.«
    »Natürlich wusste sie nach seiner Operation, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde.«
    »Ja. Sie hatte Zeit, sich darauf vorzubereiten.«
    »Trotzdem, sie hätte ja auch einen großen Auftritt hinlegen können. Du weißt ja, wie solche Leute sind. Sie neigen dazu, in der Öffentlichkeit gefühlvoll zu werden.«
    »Was wohl mit der Fabrik passiert?«
    »Ich nehme an, sie wird sie weiterführen.«
    »Und was ist mit Rink?«
    »Er wird bleiben.«
    »Er wird zurück nach Atlanta gehen.«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Auf dem Weg zu der wartenden Limousine hörte sie die
geflüsterten Spekulationen, sie berührten sie in keinster Weise. Die Dimensionen, die Roscoes Verrat angenommen hatte, hielt ihren gesamten Geist gefangen. Wenn sie ihre Beherrschung auch nur teilweise verlor, würde sie sich lächerlich machen, weil sie dann wie eine Wildgewordene losschreien würde. Also ließ sie sie lieber in dem Glauben, sie sei stoisch. Sie

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