Eine Sündige Nacht
Aufgeschreckt sprang Caroline vom Sofa und eilte zum Fenster.
Steve und Laura Jane liefen über den Rasen. Sie gingen
langsam auf das Haus zu. Sein Arm lag um ihre Schulter und hielt sie sicher. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt. Er beugte seinen Kopf beschützend über ihren. Caroline sah, wie seine Lippen sich bewegten, während er leise mit Laura Jane sprach. Dann hielten seine Lippen für einen zarten Kuss auf ihre Schläfe kurz inne.
Sie wirbelte auf ihrem bestrumpften Fuß herum und raste hinter Rink her - jetzt wusste sie, was er gesehen hatte. Sie musste bei ihm sein, bevor …
Noch während sie das dachte, hörte sie schon die Haustür hinter ihm ins Schloss knallen und seine Schritte auf der Veranda.
»Laura Jane«, rief er.
Caroline rannte hinter ihm her, sauste die vordere Treppe hinunter. »Rink, nein.«
Laura Jane hob ihren Kopf von Steves Brust, machte aber keine Anstalten, sich von ihm zu lösen. Ganz im Gegenteil, sie zog ihn mit sich, während sie auf den Ruf ihres Bruders reagierte. Caroline sah, wie Steves Schritte zögerlich wurden. Er war nicht so naiv wie Laura Jane und hatte den Ausdruck in Rinks Augen gleich richtig eingeschätzt. Trotzdem ließ Steve den Bruder des Mädchens nicht aus den Augen, während er auf ihn zuging.
»Ja, Rink?«, fragte Laura Jane.
»Wo bist du gewesen?«
»Ich war bei Steve und habe ferngesehen.« Sie lächelte den Stallmeister an. »Er hat versucht, mich von Daddys Beerdigung ein wenig abzulenken.«
Rink bebte vor Zorn. »Es ist schon spät. Du solltest besser ins Bett gehen.«
»Das hat Steve auch gesagt.« Sie seufzte. »Gute Nacht, ihr
alle.« Sie warf Steve noch einen innigen Blick zu, bevor sie durch die Haustür nach drinnen schwebte.
Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, ließ Rink noch einige Sekunden verstreichen. Dann trat er grimmig einen Schritt vor. »Lassen Sie Ihre Finger von meiner Schwester, klar? Wenn ich nochmal sehe, dass Sie sie betatschen, sind Sie gefeuert und so schnell weg von hier, dass Ihnen schwindelig wird.«
»Ich habe sie nicht betatscht, ich habe sie lediglich getröstet«, sagte Steve ruhig. »Sie ist wegen dem Tod ihres Vaters … und wegen anderer Dinge ziemlich durcheinander.«
»Sie braucht Ihre Art von ›Trost‹ nicht.«
»Rink«, unterbrach Caroline ihn und legte besänftigend eine Hand auf seinen Arm. Er schüttelte sie ab.
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Steve.
»Sie wissen ganz genau, was ich damit sagen will. Sie könnten sich eine ganze Menge bei ihr herausnehmen, solange Sie das ›trösten‹ nennen.«
Steve nagte an seiner Unterlippe, und Caroline wusste, dass nur die Angst, seinen Job zu verlieren und damit Laura Jane, ihn davon abhielt, Rink zu schlagen.
»Sie können von mir halten, was immer Sie wollen, Mr. Lancaster, aber merken Sie sich ein für allemal: Ich habe niemals etwas getan, was Laura Jane verletzen könnte, noch werde ich das jemals.«
Rink sah ihn drohend an. »Dann gibt es ja kein Problem hier, oder? Aber nur um sicherzugehen, dass ich zukünftig nichts missverstehe, werden Sie sich einfach von ihr fernhalten.« Damit drehte er sich um und stapfte ins Haus zurück.
Caroline warf Steve einen entschuldigenden Blick zu und folgte Rink hinein. Sie holte ihn in der großen Eingangshalle
ein und riss ihn am Arm zu sich herum. »Du gemeiner Kerl! Hat es dir wenigstens Genugtuung verschafft, deinen Ärger an Steve auszulassen? Fühlst du dich jetzt besser?«
»Nicht so ganz.«
Er kehrte ihre Rollen um und wurde zum Angreifer. Mit eisernen Fäusten packte er ihre Oberarme, stieß sie ins Wohnzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Mit seinem Körper drückte er sie an die Wand, beugte seinen Kopf so weit vor, dass er ihr Gesicht fast berührte, und fragte sie schwer atmend: »Wie konntest du nur mit ihm schlafen? Wie, Caroline?«
8
D er Kuss, der auf diese Frage folgte, war brutal. Sein Mund zwang ihre Lippen, sich zu öffnen, dann stieß er seine Zunge in ihren Mund. Seine Hüften schnellten vor und bohrten sich in ihre. Eine Hand ließ ihren Arm los und legte sich auf ihre Brust. Er drückte ohne jede Zärtlichkeit zu. Er wollte sie mit seinen Berührungen erniedrigen.
Sie kämpfte gegen ihn. Ihre freie Hand drückte abwechselnd gegen seine unnachgiebige Brust oder schlug auf seine Schulter. Sie versuchte, ihren Mund dem Angriff seiner Lippen zu entziehen, schaffte es aber nicht. Ihre Schreie kamen nur als hohe entstellte Geräusche heraus, die durch seinen
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