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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verurteilt hätte! Wenn sie für sich selbst nicht so hohe Ziele gehabt hätte! Wenn, ach, wenn … Hatte sie sich nicht selbst am meisten geschadet?
    Die Augen des Sterbenden strotzten vor Vitalität, während sie zwischen den beiden hin und her sausten. »Wie war es denn so, im selben Haus miteinander zu leben? Wie eine Folter? In dieser Woche hatte ich so viel Spaß wie nie zuvor, als ich euch dabei zugesehen habe, wie ihr euch gedreht und gewunden habt. Ihr dachtet, keiner wüsste Bescheid, nicht wahr? Oh, wie habt ihr mich gut unterhalten in eurem Bemühen, es zu verstecken, wie ihr versucht habt, euch nicht anzusehen, um euch nicht zu verraten.«
    Sein Blick traf Rink. »Du warst wieder heiß auf sie, Junge, oder? Hast ein Zucken zwischen deinen Beinen, das du
kaum aushalten kannst, hä? Hast du an sie gedacht, wie sie in meinem Bett liegt und was wir miteinander treiben?«
    Caroline wirbelte herum, aufgebracht und verletzt. »Hör auf, Roscoe!«
    »Sieh sie dir an, mein Sohn. Sie hat einen vortrefflichen Körper, nicht wahr?«
    »Sei still«, stieß Rink hervor.
    »Eine ganze Frau. Von oben bis unten weiblich, jedes noch so kleine weiche Stückchen von ihr.«
    »Sprich nicht so über sie, verdammt!«
    Roscoe kicherte bösartig. »Ich spreche nichts aus, was du nicht schon gedacht hast. Hast du dir vorgestellt, wie du sie küssen würdest? Sie im Arm halten? Sie ausziehen? Mit ihr schlafen? Bist wohl scharf auf die Frau deines Vaters, mein Junge?«
    »Oh Gott.« Am Boden zerstört, verließ Caroline das Zimmer.
    Roscoe sah ihr lachend hinterher.
    »Du Hurensohn.« Rink sprach zu seinem Vater mit Grabesstimme.
    »Da hast du recht.« Mit Mühe richtete Roscoe sich auf und stützte sich auf einem Ellbogen ab. »Ich werde in der Hölle brennen und jede einzelne Minute davon genießen, weil ich weiß, dass es dir hier auf Erden viel schlechter geht als mir. Seit dem Tag, an dem du geboren wurdest, warst du ein Stachel in meinem Fleisch.«
    »Weil ich dich in deiner ganzen Hässlichkeit erkannte. Weil du meine Mutter umgebracht hast. Du hättest ihr ebenso gut eine Kugel durch den Kopf jagen können, so klar ist es, dass du für ihren Tod verantwortlich bist.«
    »Vielleicht, vielleicht. Sie war eine schwache Frau. Hat
mir nie Paroli geboten. Aber du. Du hast es getan. Ich konnte es nie ausstehen, wie du mich mit diesem Ausdruck rechtschaffenden Vorwurfs ansahst. Und je älter du wurdest, umso schlimmer wurde es. Du hast dich selbst zu meinem Gewissen ernannt, und ich wollte kein Gewissen.«
    Er zeigte mit einem seiner knochigen Finger zitternd auf seinen Sohn. »Na ja, ich hab’s dir jedenfalls zurückgezahlt, mein Sohn. Es hat Jahre gedauert, aber ich hab’s dir in gleicher Münze heimgezahlt. Die Frau ist für immer unantastbar für dich, Rink. Ich kenne dich. Dein dämlicher Winston-Stolz wird es nicht zulassen, dass du sie bekommst.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann fort. »Weil ich sie zuerst hatte. Denk dran. Sie war meine Frau, und ich hatte sie als Erster!«
     
    Die vier Insassen der Limousine waren schweigsam, während der Wagen langsam die Allee entlangfuhr, die zum Friedhof führte. Rink und Caroline saßen auf Fensterplätzen und sahen hinaus. Laura Jane, die zwischen ihnen saß, knetete ein Taschentuch zwischen ihren Fingern. Mrs. Haney war auf dem Notsitz platziert, analysierte das Verhalten aller Anwesenden, sagte aber nichts. Jedenfalls, solange sie es aushielt.
    »Sieht gut besucht aus«, kommentierte sie, denn sie konnte durch das Rückfenster sehen und hatte so einen Blick auf den Leichenwagen und die Prozession der nachfolgenden Autos.
    Niemand sagte etwas darauf. Schließlich bemerkte Caroline: »Wahrscheinlich kommt fast jeder aus der Stadt.«
    »Ich kann mich kaum an Mamas Beerdigung erinnern. Du aber schon, oder, Rink?«, fragte Laura Jane eingeschüchtert.
Wenn Rinks Augen so hart ausschauten wie jetzt, hatte sie immer Angst vor ihm.
    »Ja«, sagte er in beißendem Tonfall. »Ich kann mich gut daran erinnern.« Dann fiel ihm ein, dass er mit seiner Schwester sprach, er drehte den Kopf zu ihr und lächelte sie weich an. Er nahm ihre Hand, küsste ihren Handrücken und nahm sie zärtlich in seine. »Damals kamen auch viele Leute.«
    »So habe ich mir das auch vorgestellt«, sagte sie mit zittrigem Lächeln. Sie war froh, dass er nicht mehr mit diesem kalten, nichts Gutes verheißenden Blick ins Nichts starrte.
    »Die Leute werden über diese Beerdigung reden«,

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