Eine Sündige Nacht
würdest, weil sie schwanger war. Was hätte ich denn denken sollen?«
Er fluchte und drehte sich weg, um ihrer überzeugenden Argumentation zu entgehen. »Ich hätte dir doch niemals die Wahrheit erzählen können. Du hättest mir genauso wenig geglaubt wie alle anderen.«
»Vielleicht doch.«
»Tatsächlich?«, griff er sie an. Sie senkte die Augen, weil sie seinen anklagenden Blick nicht mehr aushielt. »Nein, hättest du nicht«, antwortete er für sie. »Du hättest gedacht, was jeder andere auch gedacht hat, nämlich, dass das Baby von mir war.«
Er ging zur Couch, ließ sich darauf fallen und streckte seine Beine weit von sich. Er rieb seine Augen mit Daumen und Mittelfinger. »Im Übrigen hatte ich Angst, dass
du noch irgendwie darin verwickelt würdest, wenn wir uns nochmal trafen. Ich wusste, dass die Gerüchteküche in der Stadt brodelte und dass ich mit Argusaugen verfolgt wurde. Alle meine Aktivitäten wären sofort pflichtbewusst berichtet worden. Ich wollte es nicht riskieren, dich auch noch in diese Katastrophe hineinzuziehen.«
Sie lief herum und zog Beileidskarten aus den Blumenarrangements, die vor der Beerdigung geliefert worden waren. »Wer war der Vater des Babys, Rink?«
Desinteressiert nannte er einen Namen. Caroline drehte sich erstaunt zu ihm um. »Aber das ist der Mann, den Marilee nach eurer Scheidung geheiratet hat.«
Er lachte freudlos. »Sie konnte es gar nicht abwarten, endlich zu ihm zurückzukehren, aber zuerst musste sie mich noch finanziell ausbluten lassen. Das war meine Strafe dafür, dass ich sie nicht wollte.«
»Aber zu einem früheren Zeitpunkt hattest du sie gewollt«, flüsterte sie fast unhörbar und erinnerte sich daran, was er vor ein paar Tagen in Roscoes Krankenzimmer gesagt hatte.
Sein Kopf schoss hoch. »Willst du das gegen mich halten? Mein Gott! Ich war doch noch ein Kind, Caroline.« Er war offensichtlich gereizt. »Ich habe mir die Hörner abgestoßen. Ja, ich war ein paarmal mit ihr zusammen. So wie jeder Kerl hier in der Stadt. Aber ich war schlau genug, Vorkehrungen zu treffen, damit sie nicht schwanger wurde. Ein paar Techtelmechtel auf dem Rücksitz meines Autos bedeuteten mit Sicherheit nicht, dass ich sie heiraten wollte.«
Sie sah eingehend ihre Fingernägel an. »Und stimmt es, dass du mit niemanden sonst damals …«
»Caroline«, sagte er leise, und sie hob den Kopf. »Willst
du wissen, ob ich zu derselben Zeit, als wir uns trafen, mit ihr geschlafen habe?« Die Augen liefen ihr über, während sie ihn ansah. »Nein«, sagte er mit sanfter Betonung. »Ich war mit niemandem sonst in jenem Sommer zusammen.«
»Hast du wirklich Ro-, ich meine, deinem Vater gesagt, dass du mich heiraten wolltest?«
»Ja. Ich teilte ihm mit, ich hätte das Mädchen gefunden, das ich heiraten würde.«
Sie sahen einander in die Augen, und für lange Zeit verharrten sie so. Ihr Kopf fiel nach vorne, und sie drehte sich weg. »Wie war das Baby, Alyssa?«
Rinks Mundwinkel hoben sich für ein kurzes Lächeln, bevor sein Gesicht wieder traurig wurde. »Sie war ein tolles kleines Mädchen.«
Caroline hörte seinen weichen Tonfall und sagte ohne jeden fragenden Unterton in ihrer Stimme: »Du hast sie geliebt.«
Er genierte sich nicht deswegen. »Ja«, sagte er und lachte leise. »Verrückt, nicht wahr? Aber als sie erst mal auf der Welt war, wollte ich sie behalten.«
Carolines Herz quoll über vor Liebe zu ihm. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa. »Ich will dich nicht ausfragen, Rink. Aber wenn du darüber reden willst, dann höre ich dir zu.«
Seine Augen wanderten über ihr Gesicht. »Du warst schon immer eine gute Zuhörerin. Erzähl mir - hast du dich an meinen Vater geschmiegt und ihm zugehört, während er dir sein Herz ausgeschüttet hat?«
Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus und sprang auf ihre Füße. Er ergriff ihr Handgelenk und hinderte sie an der Flucht. »Es tut mir leid. Bitte, setz dich wieder.«
Sie bemühte sich noch, ihren Arm freizubekommen, als er
plötzlich kurz und heftig daran zog, sodass sie auf das Sofa zurückfiel. »Ich habe gesagt, es tut mir leid. Die Bemerkung war unpassend. Alte Gewohnheiten sind nun mal schwer zu ändern. Wenn du etwas über meine Missheirat erfahren willst, dann hör zu. Du kennst all den anderen Dreck aus meinem Leben, dann ich dir genauso auch den Rest erzählen.«
»Ich habe dir gesagt, ich will dich nicht ausfragen.«
»Ja, und ich glaub’s dir auch«, sagte er brüsk. »Okay?« Sie nickte
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