Eine Sündige Nacht
eingeschnappt, und er ließ sie los. »Marilee hat mich nicht mehr geliebt als ich sie. Damit hatte Roscoe recht. Sie hatte nur behauptet, dass das Baby von mir war, damit sie nicht enterbt würde. Na, wir zogen jedenfalls fort, womit sie nicht gerechnet hatte, und gingen nach Atlanta. Ich musste mir eine Arbeit suchen, weil ich von meinem Vater keinen Cent annehmen wollte. Die Ehe ging schnell in die Brüche, aber ich liebte Alyssa. Sobald sie geboren war, tauchte plötzlich ihr richtiger Vater auf und die beiden machten da weiter, wo sie aufgehört hatten.«
»Machte dir das nichts aus?«
»Zum Teufel, nein. Ich konnte es gar nicht abwarten, sie endlich loszuwerden. Aber ich machte mir Sorgen um das Baby. Marilee war nicht gerade die pflichtbewussteste aller Mütter. Als sie die Scheidung aufgrund von seelischer Grausamkeit eingereicht hatte, habe ich dem nicht widersprochen, aber damit war sie noch nicht fertig mit mir. Sie verlangte eine ungeheuerliche Abfindung. Bis dahin hatte ich ihren Freund und sie sogar noch finanziell unterstützt. Langer Rede kurzer Sinn: Ich musste jahrelang Tag und Nacht arbeiten, um sie aus meinem Leben heraus zu kaufen. Ich fand es furchtbar, Alyssa zu verlieren, aber Marilee bestand auf dem Sorgerecht für sie.«
»Hat Alyssa jemals erfahren, dass du nicht ihr Vater bist?« Caroline konnte den Gedanken an ein kleines Mädchen, das sich nach einem Vater sehnte, der es nie besuchen kam, kaum aushalten.
»Oh, ja«, sagte er angeekelt. »Alyssa war fast drei Jahre alt, als die Scheidung endlich durch war. Sie weinte und klammerte sich an mich, während Marilee versuchte, sie mir aus dem Arm zu reißen. Sie wollten zurück nach Winstonville, ich blieb in Atlanta. Alyssa rief mich, weinte, sie wolle zu ihrem Daddy. Marilee sagte ihr, wenn sie zu ihrem Daddy wollte, müsste sie mit nach Winstonville, weil ich nicht ihr Daddy sei.«
»Oh Rink«, murmelte sie und schauderte bei der Vorstellung an die schreckliche Szene damals.
»Sie ist jetzt elf, und wie ich gehört habe, ist sie ein richtiger Wildfang, die Plage der Winstonville Junior High School.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Das ist sehr schade, denn sie war so ein süßes Mädchen. Wie du weißt, hatte sie eine ganze Reihe ›Stiefväter‹. Ich glaube nicht, dass sie sich überhaupt an mich erinnert.«
Sie schwiegen lange, dann sagte Caroline: »Hast du damals Air Dixie gegründet?«
»Noch nicht. Ich habe den Flugschein während meines ersten Semesters am College gemacht. Als ich nach Atlanta zog, hatte ich bereits genug Flugstunden zusammen, um als Charterpilot anzuheuern. Ich habe weitere Flugstunden gesammelt, um die Flugerlaubnis für größere Flugzeuge zu erhalten. Ich traf meinen jetzigen Geschäftspartner, und wir fingen an, Ideen für einen gemeinsamen Charterservice zu entwickeln. Als eine Fluggesellschaft pleiteging, schafften wir es, genug Geld zusammenzukratzen, um eine Anzahlung
dafür zu leisten. Dann kamen wir ganz groß ins Geschäft und konnten unsere Kredite Jahre vor der Fälligkeit ablösen und der Nachfrage nicht mehr gerecht werden. Wir kauften eine größere Maschine, dann noch eine und noch eine.«
»Und so ging es immer weiter.«
»Ja.«
Der Schein der Lampe bildete einen Lichtkreis um sie herum. Ihr dunkles Haar fiel auf ihre Schultern und verschmolz mit ihrem schwarzen Kleid. Nur ihr Gesicht und ihr Hals schimmerten cremig und blass im goldenen Licht. Ihre Augen glänzten auf dem Schatten heraus und sahen tief in seine.
»Caroline?«, fragte er leise.
Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Es war eine Schande, dass sie an dem Tag, an dem sie ihren Ehemann beerdigt hatte, so fühlen konnte, aber sie wusste genau, dass sie, wenn Rink auf sie zuginge, ihm entgegenfliegen würde. Sie liebte ihn noch immer, hatte nie damit aufgehört. Aber sie bewunderte ihn nicht mehr wie ein Teenager einen Erwachsenen. Sie liebte ihn, wie eine Frau einen Mann liebte. Trotz seines aufbrausenden Temperaments, seiner Intoleranz menschlichen Schwächen gegenüber, trotz seines Zorns über ihre Beziehung zu Roscoe liebte sie ihn.
»Ja, Rink?«
»Hast du jemals an mich gedacht, wenn du mit meinem Vater im Bett warst?«
Wenn er ihr einen Dolch ins Herz gestoßen hätte, wäre die Verletzung nicht schlimmer gewesen. Voller Schmerz schrie sie auf und schoss vom Sofa hoch. »Du Scheißkerl! Sag so etwas nie wieder zu mir.«
Er stand vom Sofa auf, um ihr in die Augen zu sehen. Er
schob stolz sein Kinn vor. »Ich will
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